Der Gemeinderat Gädheim hat seiner jüngsten Sitzung den Kauf eines neuen Löschfahrzeugs für die Feuerwehr Gädheim-Ottendorf abgelehnt. Die Mehrheit gegen das Feuerwehrauto war allerdings mit 7:5 Stimmen denkbar knapp. Nun meldet sich die Feuerwehr selbst zu Wort. So hat die Führungsmannschaft eine Stellungnahme verfasst und diese in allen drei Gemeindeteilen – Gädheim, Ottendorf und Greßhausen – in die Briefkästen der Bürgerinnen und Bürger geworfen. Unter der Überschrift "Gemeinderat verschenkt einmalige Chance" erklären die ehrenamtlichen Lebensretter, warum sie die Entscheidung des Gremiums für falsch halten.
Große Einsparung durch gemeinsame Beschaffung mit anderen Gemeinden
Die "einmalige Chance" bezieht sich dabei vor allem auf die Möglichkeit, beim Kauf einiges an Geld zu sparen. Denn: Auch die Feuerwehren Obertheres und Aidhausen brauchen neue Fahrzeuge, und zwar sogar vom gleichen Fahrzeugtyp wie die Gädheimer. "Somit gibt es die Möglichkeit, drei nahezu baugleiche Fahrzeuge zu bestellen, was sich wiederum deutlich im Preis bemerkbar machen würde", heißt es im Schreiben der Feuerwehr. Es folgt eine Darlegung der möglichen Einsparungen.
Volker Wrosch, einer der Gemeinderäte, die gegen den Kauf gestimmt hatten, hatte zuletzt im Gespräch mit dieser Redaktion gesagt: "Der Rabatt hätte es nicht rausgerissen." Er hatte betont, nicht generell gegen ein neues Feuerwehrauto zu sein. Er finde es nur falsch, das zu einem Zeitpunkt zu kaufen, zu dem die Gemeinde ohnehin schon hohe Ausgaben hatte. Wrosch ging dabei von Einsparungen von nur 10.000 bis 15.000 Euro aus, was für ihn im Vergleich zum Gesamtkaufpreis zu wenig sei, um den Ausschlag für den Kauf zu geben.
Feuerwehr rechnet mit Einsparungen von 37.730 Euro
Dem widerspricht die Feuerwehr, die mit ihrer Rechnung auf ganz andere Zahlen kommt. Demnach gäbe es bei einer Bestellung von drei fast gleichen Fahrzeugen einen Rabatt auf das Fahrgestell sowie auf den feuerwehrtechnischen Aufbau. Schon das wären zusammen Einsparungen von 17.500 Euro, doch die Rechnung geht noch weiter. Zwar würde die Gemeinde vom Freistaat Bayern grundsätzlich eine Förderung von 100.300 Euro für den Kauf des neuen Feuerwehrautos bekommen, egal, wann das Fahrzeug angeschafft wird. Aber: Bei einer gemeinsamen Beschaffung mehrerer Fahrzeuge mit anderen Gemeinden gäbe es pro Fahrzeug eine zusätzliche staatliche Förderung von 10.030 Euro.
Dazu kommt, dass die Feuerwehr selbst in ehrenamtlicher Arbeit die Ausschreibung für das neue Fahrzeug erstellen wollte, so dass keine Kosten für ein Ingenieurbüro anfallen – auch das wären noch einmal ein paar Tausender gewesen. Insgesamt kommt die Feuerwehr somit in ihrer detaillierten Rechnung auf Einsparungen von 37.730 Euro.
Preissteigerung und Instandhaltung der alten Fahrzeuge
Was hätte die Gemeinde also insgesamt zu zahlen? Ohne die Rabatte würde ein neues Fahrzeug 350.000 Euro kosten, davon wäre die staatliche Förderung von 100.000 Euro abzuziehen. Obendrauf kämen Kosten für Material zur Beladung sowie ein paar Lkw-Führerscheine, die manche Feuerwehrleute noch machen müssten, da das neue Fahrzeug schwerer wäre als das alte, das dadurch ersetzt werden soll. Laut Rechnung der Feuerwehr würden somit ohne eine gemeinsame Beschaffung für die Gemeinde insgesamt 288.700 Euro anfallen, mit allen Rabatten und der zusätzlichen Förderung dagegen nur 250.970.
Und auch das wäre nach Feuerwehr-Angaben noch nicht alles. "Durch allgemeine Preissteigerungen bei den Herstellern ist sogar noch eine deutliche Kostensteigerung zu erwarten", heißt es in dem Schreiben. "Zudem müssen die aktuellen Fahrzeuge länger unterhalten werden, was einen nicht kalkulierbaren Kostenbetrag bedeutet."
Zahlreiche Mängel an den alten Autos: Roststellen und eine defekte Pumpe
Bei diesen aktuellen Fahrzeugen handelt es sich um zwei Löschgruppenfahrzeuge vom Typ LF 8/6, von denen eines 30, das andere 29 Jahre alt ist. Das ältere von beiden soll nun ersetzt werden und auch das neuere wird nicht mehr ewig halten. Den Typ LF 8/6 gibt es nicht mehr als Neufahrzeug. Das HLF 10, das die Feuerwehr jetzt beschaffen will, gilt als dessen offizieller Nachfolger – mit einigen Verbesserungen. So hat es beispielsweise Allrad-Antrieb, mit dem die Feuerwehr auch zu Einsätzen an schwerer erreichbaren Stellen kommen könnte, sowie einen mehr als dreimal so großen Wassertank: 2000 Liter statt bisher 600.
Vor Ort im Feuerwehrhaus zeigt Bürgermeister Peter Kraus, der im Gemeinderat sehr für die Beschaffung des neuen Fahrzeugs geworben hatte, die Mängel des alten LF 8/6. Das hat mittlerweile massive Roststellen, ein besonderes Problem sind die Radkästen. "Wenn ich da mit einem Schraubenzieher reingehe, bin ich am Teppich", sagt Kraus mit Blick auf die rostigen Stellen über den Reifen.
Und auch die Wasserpumpe funktioniert nicht mehr richtig: "Sie pumpt noch, aber sie saugt nicht mehr an", sagt der Bürgermeister. Im Einsatz bedeutet das: Die Feuerwehr kann noch mit dem mitgeführten Wasser löschen, aber kein zusätzliches Wasser aus einem Gewässer entnehmen. Seit etwa drei Jahren besteht dieser Defekt, die Reparatur wäre aufwendig. "Die Feuerwehr hat das akzeptiert, weil ja ein Fahrzeugkonzept da war", so Kraus.
Lange Lieferzeiten für neue Feuerwehrfahrzeuge
Sprich: Auf die Reparatur wurde verzichtet, da ohnehin in Aussicht stand, dass bald ein neues Feuerwehrauto kommen würde. Denn: Schon 2019 hatte der Gemeinderat das neue Fahrzeugkonzept für die Feuerwehr beschlossen – und das einstimmig, berichtet die Feuerwehr in ihrem Brief an die Bevölkerung. Im Frühjahr 2022 hatte der Gemeinderat außerdem den aktuellen Gemeindehaushalt verabschiedet, "in dem die Kosten für das neue Fahrzeug bereits vorgesehen sind, und zwar ohne die Aufnahme von neuen Krediten", heißt es in dem Schreiben.
Dazu kommt ein Hinweis auf die langen Lieferzeiten für neue Feuerwehrautos: Aktuell sei mit mindestens 30 Monaten zu rechnen. Das bedeutet: Ab dem Zeitpunkt, zu dem der Gemeinderat beschließt, ein altes Fahrzeug zu ersetzen, würde es noch einmal rund drei Jahre dauern, bis das auch tatsächlich geschehen kann – so lange müssten die alten Fahrzeuge noch durchhalten.
Feuerwehr betont: Das neue Auto wäre kein "Spielzeug"
Die Führungsmannschaft der Feuerwehr betont, dass es nicht um ein neues "Spielzeug" für die Ehrenamtlichen gehen solle, sondern um etwas, das "elementar zur Sicherstellung des Brand- und Katastrophenschutzes in der Gemeinde Gädheim beitragen" werde. In Richtung von Kritikern, die anmerken, dass die Feuerwehr doch erst kürzlich ein neues Gerätehaus bekommen habe, heißt es, man sei sich im Klaren darüber, dass das die Gemeinde viel Geld gekostet habe, doch auch dabei sei es durch die Eigenleistung der Feuerwehrleute zu großen Einsparungen gekommen.
"Wir hoffen, dass unser Unverständnis über diese Gemeinderatsentscheidung von den Bürgerinnen und Bürgern nachvollzogen werden kann", heißt es abschließend. "Letztlich sind es die ehrenamtlichen Feuerwehrleute, die zum Wohle der Allgemeinheit ihre Freizeit und unter anderem auch ihre Gesundheit aufs Spiel setzen."
Was passiert eigentlich mit dem dritten Platz in der Halle, wenn zwei Fahrzeuge durch eines ersetzt werden? Da wird doch ein drittes Auto bestimmt auch im Raum stehen und erneut hohe Kosten entstehen lassen?
Bei der Feuerwehr Gädheim-Ottendorf gibt es zwei Löschgruppenfahrzeuge LF8/6. Eines mit Normbeladung und eines mit verschiedener anderer Beladung, als Ergänzung für das erste Fahrzeug. Ausgetauscht werden soll das Fahrzeug, das keine Normbeladung hat und auch älter ist. Das Fahrzeug mit Normbeladung bleibt in Betrieb, wird allerdings für die Zukunft als "Ergänzungsfahrzeug" genutzt. Die Fahrzeuge rotieren also, eines wird ausgemustert, das zweite übernimmt dann dessen aktuelle Funktion.
Aus diesem Grund wurde die Pumpe, die nach wie vor pumpen, aber eben nicht aus einem Gewässer ansaugen kann, nicht repariert. Kostenvoranschlag vor 3 Jahren: über 7.000,- €, heute sicher deutlich mehr. Das hat nichts mit "Bevölkerung bewusst in Gefahr bringen" zu tun.
Für den dritten Platz ist im übrigen laut Fahrzeugkonzept eine Neuanschaffung für das Jahr 2028 geplant. Kosten: ca. 160.000€