Dass die Bundesregierung Subventionen für die Landwirtschaft streichen will, führt derzeit zu heftigen Protesten. Bäuerinnen und Bauern begnügen sich dabei nicht damit, mit Plakaten und Parolen zu demonstrieren. Mit ihren Traktoren blockieren sie Straßen, sodass auch viele Verkehrsteilnehmerinnen und -teilnehmer die Proteste zu spüren bekommen. Wie kommt das bei der Bevölkerung an?
1. Volker Krenz aus Ebern: "Die Bauern kriegen die meisten Subventionen"
Volker Krenz lebt in Ebern, arbeitet in Haßfurt. Da er selbst kein eigenes Fahrzeug besitzt, ist er bevorzugt mit dem Ruftaxi unterwegs. Nennenswerte Staus hat er auf seinen Fahrten bislang nicht erlebt, insbesondere Schulbusse seien rücksichtsvoll behandelt worden. Was er nicht in Ordnung findet, war extrem lautes Gehupe am Vorabend. Krenz äußert große Bedenken: "Die Bauern haben eine super Gelegenheit, sich mit den fetten Traktoren Gehör zu verschaffen." Die Regierung sei erpressbar, "was nicht gut ist". Ob die Forderungen berechtigt seien, stellt er in Frage: "Die Bauern kriegen die meisten Subventionen."
2. Sonja Pfeilschmidt aus Zeil: "Ich hätte mir gewünscht, es passiert noch viel mehr"
"Ich hätte mir gewünscht, es passiert noch viel mehr", sagt Sonja Pfeilschmidt über den vergangenen Montag. "Es hat geheißen, das Land wird lahmgelegt", doch sie habe davon nichts mitbekommen. Sie hätte in Schweinfurt einen Arzttermin gehabt, und der Weg sei frei gewesen, sowohl am Vormittag bei der Hinfahrt als auch wieder bei der Heimkehr.
Pfeilschmidt meint, es müsse endlich etwas passieren, so gehe es nicht weiter. Die gelernte Einzelhandelskauffrau macht sich Sorgen wegen der Inflation, kürzlich habe sie für ein Dinkelbrot über acht Euro berappen müssen. Und sie sieht das Geld ungerecht verteilt. Damit die Kosten für Grundnahrungsmittel nicht noch mehr steigen, dürfe den Landwirtinnen und Landwirten nichts gestrichen werden.
3. Rainer Wörtmann aus Lendershausen: "Die Polizei hat super gearbeitet und uns durchgelassen"
Rainer Wörtmann steuert beruflich einen Linienbus. Der Kraftfahrer lobt die Protestkultur und insbesondere die Arbeit der Ordnungskräfte: "Die Polizei hat super gearbeitet und uns durchgelassen." Das gegenseitige Verständnis sei überragend gewesen.
Er meint, dies sei aber nicht weiter verwunderlich, denn der Protest sei auf jeden Fall berechtigt. Wörtmann sieht die Gefahr, dass die Regionalität auf der Strecke bleibe, wenn es den vergleichsweise vielen Landwirtinnen und Landwirten, die hier noch anzutreffen sind, zu schwer gemacht wird. Keiner hätte etwas davon, wenn Ware von weither transportiert wird, und auch die Umwelt leide darunter. Er hat eine ganz klare Vorstellung: "Die Gegend soll so erhalten bleiben, wie sie ist."
4. Friedemann Mayer aus Bamberg: "Denen tun 6000 bis 7000 Euro richtig weh"
Friedemann Mayer stand auf dem Weg zur Arbeit eine halbe Stunde lang im Stau. Der Bamberger ist Lehrer an der Walddorfschule in Haßfurt. Normalerweise fahre er mit dem Zug nach Haßfurt, aber die Bahn sei ja im Streikzustand, also habe er eine Mitfahrgelegenheit in Anspruch genommen.
Für die Bauernproteste habe er vollstes Verständnis. "Mein Cousin ist auch Landwirt", sagt er. Daher wisse er von den Nöten insbesondere kleinerer Landwirtschaftsbetriebe. "Denen tun 6000 bis 7000 Euro richtig weh." Doch bestehe die Problematik schon lange, zum Beispiel bei den Milchpreisen. "Und das entlädt sich jetzt gerade." Er habe an diesem Tag für ein Brötchen 75 Cent bezahlt. Und dies sei auch ein Grund für seine Unterstützung der Landwirtschaft: "Die Urprodukte, die wir zum Leben brauchen, dürfen nicht zu teuer werden." Zu den Staus sagt er: "Schön ist es nicht, aber verständlich."
5. Manfred Löffler aus Haßfurt: "Wir brauchen die kleinen Landwirte"
Manfred "Harry" Löffler genießt seinen Ruhestand, genießt seinen Kaffee. Er ist auf einem Bauernhof aufgewachsen, hat Landwirtschaftsmaschinenschlosser gelernt und später als Hausmeister gearbeitet. "Wenn man hört, dass die Regierung so viel Geld eingenommen hat wie noch nie, und kein Geld übrig hat für die, die täglich von 7 bis 19 Uhr arbeiten, das ist schon traurig."
Andererseits, meint Löffler, dass die Bäuerinnen und Bauern, deren Betriebe groß genug sind, auch genug Geld vom Staat kriegen. Zusammenfassend sagt er, wenn in Deutschland auch von vielen Menschen auf einem hohen Niveau gejammert würde, so sei der aktuelle Streik der Landwirte schon berechtigt: "Wir brauchen die kleinen Landwirte."
6. Herbert Stürzenberger aus Haßfurt: "Die Handelsketten üben einen enormen Druck aus"
Herbert Stürzenberger ist vielen Haßfurtern noch ein Begriff als langjähriger Leiter des Lebensmittelladens Kupsch. Den streikbedingten Stau hat er nicht mitbekommen. "Ich bin entweder mit dem Fahrrad oder zu Fuß unterwegs", sagt er. Stürzenberger kritisiert die Unzuverlässigkeit in der Politik: "Heute wird entschieden, morgen zurückgenommen, dann kommt es doch wieder." Diese Planungsunsicherheit mache vielen zu schaffen, die unternehmerisch zu denken haben. In dieser Hinsicht könne er auch mit den Landwirtinnen und Landwirten mitfühlen, auch wenn er die Ursache der Probleme nicht nur bei der Politik verortet: "Die Handelsketten üben einen enormen Druck aus."
7. Tim Neumann aus Haßfurt: "Wir haben genug geredet, jetzt sollen Taten folgen"
Tim Neumann steht in der Brückenstraße vor der Eingangstür seiner Gastwirtschaft, hat Zeit für ein kurzes Gespräch, weil er sein Lokal an diesem Tag aus Solidarität mit den Bäuerinnen und Bauern geschlossen hält. Der Gastwirt betont: "Wir haben genug geredet, jetzt sollen Taten folgen." Und er begründet dies mit "verdeckten Erhöhungen", mit denen er und viele andere auch umzugehen hätten: Strom, Gas, Mehrwertsteuer, Versicherungsbeiträge, die Lkw-Maut. Unfair sei, dass die Subventionen in der EU nicht einheitlich seien, fast alle Staaten in der EU förderten Agrardiesel.
Insbesondere triebt ihn um, dass es den kleinen Landwirtschaftsbetrieben in der Region so schwer gemacht werde, denn sein Bestreben sei es, mit Bäuerinnen und Bauern aus der Umgebung zu kooperieren, er wolle seinen Gästen Produkte frisch aus der Region auf den Tisch bringen.
Offenbar besteht zu Subventionen Aufklärungsbedarf:
Mitnichten bekommt die Lw am meisten.
Bei Bundesmitteln sieht es so aus:
Städtebauförderung und Wohnungswesen 21,8 Milliarden Euro
Gewerbliche Wirtschaft 19,8 Milliarden Euro
Verkehr insgesamt 5,6 Milliarden Euro
Ernährung und Landwirtschaft 1,2 Milliarden Euro
https://www.merkur.de/wirtschaft/bundesregierung-subventionen-48-milliarden-euro-landwirtschaft-bauernstreik-wohnungsbau-zr-92773509.html
Es kommen noch effektiv ca 6 MRD aus EU Mitteln hinzu.
Die ermöglichen, dass auf den Tellern auch tatsächlich die Ware mit unseren Standards landet, statt durch Importe verdrängt zu werden.
Und es ermöglicht bezahlbare Preise für alle.
Man kann alternativ Nahrung teuer machen. Dann zahlen alle gleich. Mit der Co-Finanzierung durch STEUERN zahlen Reiche mehr. Arme gar nichts.
Während 5 Tagen am Stück in der Demo bekamen wir von der überwältigenden Mehrheit der Passanten (welche wir ja mit den aufgebauten Hindernissen - Traktoren - nervten) Zuspruch. Wir erhielten Sachspenden von Bäckern, Metzgern, Getränkehändlern, Privatleuten.
In Form von Verpflegung, Feuerholz (und Christbäume), warme Handschuhe und viele Dankeschöns.
Über die Zeit waren etwa 15 Polizisten da und alle waren voll des Lobes für die professionelle Durchführung der genehmigten Aktion und die reibungslose Kommunikation und Zusammenarbeit.
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Einziger in Erinnerung bleibender gegenteiliger Fall:
Jemand mit E-Auto hielt an (im Halteverbot), kam herüber und schiss mich zusammen, was mir einfalle, weiter dreist Subvention einzufordern.
Weder die (teilweise) Rückerstattung der zu Unrecht bezahlten Energiesteuer, noch die Befreiung der landwirtschaftlich genutzten Fahrzeuge sind Subventionen
Sein "Umweltbonus" schon. Und die Befreiung seiner KFZ-Steuer bis 2030 ?