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Kirchaich mit Nützelbach
"Bis Bauernhof für Bauernhof krepiert": Die Dorfrocker veröffentlichen neues Lied zu den Bauernprotesten
In einer Neuauflage des bekannten Lieds "Der King" solidarisieren sich die drei Thomann-Brüder aus Kirchaich mit den Bauern und kritisieren die Entscheidungen aus Berlin.
Die Dorfrocker aus Kirchaich haben in den sozialen Medien ein Lied zu den Bauernprotesten veröffentlicht (Archivbild).
Foto: Patty Varasano | Die Dorfrocker aus Kirchaich haben in den sozialen Medien ein Lied zu den Bauernprotesten veröffentlicht (Archivbild).
Johanna Heim
 |  aktualisiert: 15.07.2024 18:42 Uhr

Seit dem 8. Januar protestieren Bäuerinnen und Bauern deutschlandweit gegen die geplanten Streichungen der Bundesregierung von Subventionen für die Landwirtschaft. Auch im Landkreis Haßberge gibt und gab es an verschiedenen Orten Mahnwachen und Proteste gegen die politischen Entscheidungen aus Berlin. Kritik an den geplanten Beschlüssen aus der Landeshauptstadt üben nun auch die drei Thomann-Brüder, Markus, Tobias und Philipp aus Kirchaich, besser bekannt als die Dorfrocker.

In einer am 4. Januar in den sozialen Medien veröffentlichen Neuauflage ihres Lieds "Der King" – welches das Trio selbst als "Hymne für die Landwirte" bezeichnet – solidarisieren sie sich mit den Bäuerinnen und Bauern und deren Protestaktionen und finden dafür auch klare Worte. "Idee des Liedes war es, den Text unseres Songs 'Der King' an die aktuelle Situation anzupassen", erklärt der 41-jährige Tobias Thomann im Gespräch mit der Redaktion.

Befreundete Landwirte gaben Anregungen zu neuem Text

"Wir haben das Lied gemacht, um die Bauern zu unterstützen. Logisch, weil wir selbst auch landwirtschaftlich geprägt sind." Der Großvater sei Landwirt gewesen und habe einen Mischbetrieb in Wiesendorf (Lkr. Erlangen-Höchstadt) geführt. Später habe dann der Onkel die Landwirtschaft übernommen. Mittlerweile gebe es den Betrieb aber nicht mehr. "Wir sind drei Landwirtsenkel, deswegen kennen wir die Arbeitstätigkeit", stellt der Sänger klar.

Anzeige für den Anbieter Instagram über den Consent-Anbieter verweigert

Dazu komme: "Wir kennen viele Landwirtinnen und Landwirte, und erhielten von mehreren die Anregung, einen neuen Text zu schreiben." In der angepassten Version singt Thomann beispielsweise: "Der Respekt für alle Bauern, hey, wo ist der hin? Ich hoffe, wir finden ihn bald in Berlin." Und auch: "Für manche Stellen, da wird spendiert und Bauern, die werden ruiniert."

"Das, was jetzt passiert, ist ein Tropfen, der das ganze zum Überlaufen gebracht hat."
Tobias Thomann, Dorfrocker

Aus den Reihen der Landwirte hätten die Brüder mitbekommen, dass den Bäuerinnen und Bauern in den letzten Jahren immer weniger Respekt entgegengebracht werde. Und auch, dass die Wertschätzung der Arbeit, die die Landwirte verrichten, verloren gehe. "Das, was jetzt passiert, ist ein Tropfen, der das ganze zum Überlaufen gebracht hat", ist Thomann überzeugt.

Video kommt auf Instagram und YouTube gut an

Das Höfe-Sterben gehe seiner Meinung nach weiter, je mehr Reglementierungen es aus Berlin gebe. "Das geht jetzt natürlich seit längerem so. Aber die geplanten Streichungen verstärken das jetzt." Auch darauf nimmt der Sänger im neuen Lied Bezug: "In Berlin wird gern mal reguliert, dafür wird lieber importiert. Bis Bauernhof für Bauernhof krepiert." Im Video selbst ist der Sänger zu sehen, sowie verschiedene Bilder und Videosequenzen von Bauernprotesten am und vor dem Brandenburger Tor.

Das Lied des Trios aus Kirchaich kommt derweil in den sozialen Medien gut an. Auf Instagram hatte es (Stand Dienstagmittag, 13 Uhr) über 75.000 "Gefällt mir"-Angaben, auf der Videoplattform YouTube über 65.000 Aufrufe. "Richtig so und super, dass ihr eine Meinung habt und dahinter steht..." schreibt beispielsweise eine Nutzerin auf Instagram.

Doch das Lied sorgt in den Kommentarspalten auch für hitzige Diskussionen. "Es wird nichts sanktioniert", lautet die Meinung eines anderen Nutzers. Und weiter schreibt er: "Es werden lediglich Subventionen Stück für Stück aufgehoben, die schon seit Jahrzehnten gezählt werden. Vieles ist einfach nicht mehr zeitgemäß."

Denkfehler statt Doppelmoral

In den Kommentaren gibt es teils aber auch Kritik an der Doppelmoral: Wenn Bauern die Straßen blockieren, sei das ok, doch wenn 'Klimakleber' sich auf den Straßen festkleben, werde dagegen gewettert. Der Hintergrund: In einigen Musikvideos der letzten Monate nahmen die Dorfrocker immer wieder die "Klimakleber" aufs Korn. In einer Spielszene in einem Schmähvideo bespritzten sie einen Demonstranten sogar mit Gülle.

Für Tobias Thomann handele es sich dabei nicht um Doppelmoral, sondern um einen Denkfehler. "Die Bauernproteste sind angemeldet, die Klimakleber machen das unangemeldet", sagt er auf Nachfrage der Redaktion.

"Das sind Leute, die tagtäglich ihre Arbeit verrichten, die Leistung erbringen, die dafür sorgen, dass der Laden läuft."
Tobias Thomann

"Die Proteste kommen von Leuten aus der Mitte der Gesellschaft. Das unterstützen viele, es gibt enormen Zuspruch aus allen möglichen Berufsschichten", führt er aus und schiebt hinterher: "Das sind Leute, die tagtäglich ihre Arbeit verrichten, die Leistung erbringen, die dafür sorgen, dass der Laden läuft. Das machen die Klimakleber nicht. Deshalb kann man das nicht vergleichen."

Ganz im Rahmen der Legalität haben sich einige der Bauernproteste in Deutschland und auch in der Region bisher jedoch nicht bewegt: Der Vizekanzler und Bundeswirtschaftsminister, Robert Habeck (Grüne), wurde erst kürzlich von hunderten wütenden Bauern daran gehindert, eine Fähre zu verlassen. Mittlerweile läuft deshalb ein Ermittlungsverfahren gegen unbekannt wegen Landfriedensbruch und Nötigung, wie die Polizeidirektion Flensburg dem Evangelischen Pressedienst (epd) auf Nachfrage mitteilte.

Im Haßbergkreis gab es beispielsweise schon kurz vor Weihnachten einen Protest, als sich Bauern in der Kreisstadt trafen, um auf ihr Anliegen aufmerksam zu machen. Ein Polizist vor Ort kritisierte damals, dass die Versammlung nicht angemeldet gewesen sei. Und im Nachbarlandkreis Bamberg sind laut Mitteilungen der Polizei im Zuge der Proteste schon mehrere Ortsschilder beschädigt worden. An den Tafeln in Unterhaid und in Staffelbach entstand laut den Beamten ein Schaden von jeweils 500 Euro.

 
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