Anders als geplant verlief am Samstagnachmittag die erste Zusammenkunft des Technischen Hilfswerkes (THW) Haßfurt seit eineinhalb Jahren. Ursprünglich stand ein Rückblick unter anderem auf die Hochwassereinsätze am 9. Juli im Landkreis Haßberge auf der Tagesordnung. Die Aktualität derKatastrophenereignisse im Westen Deutschlands forderte aber ein flexibles Handeln der Helfer in Blau, so dass der offizielle Teil kürzer gefasst wurde als geplant.
Seit Donnerstag war bekannt, dass sich eine Mannschaft der THW-Regionalstelle Bamberg, zu der auch der Ortsverband Haßfurt gehört, für einen Einsatz bereit halten soll. Während des Treffens am Samstag in der THW-Unterkunft in der Augsfelder Straße gab der Landesverband Bayern den Einsatzbefehl heraus. Die 35 Anwesenden packten sofort alle mit an, um das notwendige Material und die Verpflegung zusammenzustellen und zu verladen.
"Wir müssen uns auf eine autarke Versorgung einstellen", sagte der Ortsbeauftragte Christian Günther. Aufgrund der zerstörten Infrastruktur im Katastrophengebiet könne es sein, dass die Helfer dort weder eine Wasser- und Stromversorgung noch andere normal selbstverständliche Einrichtungen vorfinden. Übernachtet werde auf Feldbetten im Zelt, so Günther.
Fränkische Hilfskräfte treffen sich in Werneck
Am Sonntag um 7 Uhr starteten aus Haßfurt Simon Gräf (Zugtruppführer, Fachberater Bau), Julian Hartmann (Schirrmeister), Frederic Will (Gruppenführer), Matthias Virnekäs (Führungsassistent), Peter Friedrich (Führungsassistent), Sebastian Böhm (Zugführer) ergänzt von Wolfgang Zinser (Kraftfahrer des Mannschaftstransportwagens vom THW Gerolzhofen) als Führung des technischen Zuges.
Ihr erster Anlaufpunkt war das Gewerbegebiet Werneck, direkt an der Maintalautobahn A70. Dort sammelten sich die Bergungsgruppe des THW Bad Kissingen, die Fachgruppe Notversorgung und Notinstandsetzung des THW Coburg sowie die Fachgruppe Räumen des THW Bamberg. Weiter ging es im Verband zum Bereitstellungsraum am Nürburgring, an dem die THWler am frühen Nachmittag eintrafen. Dort werden die einzelnen Einsätze koordiniert und auch dem Zug der Regionalstelle Bamberg ein eigener Einsatzbereich zugewiesen.
Die Bergungsgruppe kann vielseitig Hilfe leisten und die Fachgruppen personell und maschinell unterstützen. Die Fachgruppe Notversorgung und Notinstandsetzung verfügt über spezielle Fähigkeiten in ihrem Tätigkeitsbereich. Trümmer und massive Hindernisse kann die Fachgruppe Räumen durch den Einsatz von spezifischen Baumaschinen beseitigen und auch behelfsmäßig Straßen bauen.
Bis Freitag sind die Helfer des THW Haßfurt vor Ort
Dieser Mix aus verschiedenen Ortsverbänden ist deshalb notwendig, um immer wieder frische Einheiten in einem rollierenden System vorhalten zu können und um die Einsatzkraft für etwaige regionale Einsätze daheim aufrecht zu erhalten.
Bis Freitag werden die THW-Einsatzkräfte aus Franken in Rheinland-Pfalz helfen, wo es geht. Zugführer Sebastian Böhm, der die Gesamtverantwortung für die insgesamt rund 30 Männer und Frauen trägt, betonte: "Einfach nur helfen ist unser Ziel". Dabei wolle das THW mit seinen Fachgruppen nicht als "Besserwisser" auftreten, sondern einfach nur die Einsatzkräfte der Blaulichtorganisationen und die freiwilligen Helfer vor Ort tatkräftig unterstützen, ergänzte Böhm.
Zusätzlich wurde auch Katja Müller vom THW Haßfurt in das Katastrophengebiet entsendet. Die THW-Einsatzkräfte sind auf außergewöhnliche Herausforderungen wie Unfälle und Katastrophen gut vorbereitet. Manche Einsätze können jedoch eine extreme psychische Belastung darstellen und im schlimmsten Fall zu ernsthaften Erkrankungen führen. Auch im laufenden Einsatz in der Krisenregion ist durch die Eindrücke mit Zerstörung, Hoffnungslosigkeit und im schlimmsten Falle mit Leichenfunden mit einer außergewöhnlichen psychischen Belastung zu rechnen. Hier helfen die Einsatznachsorgeteams des THW der einzelnen Landesverbände, die Katja Müller als Notfallseelsorgerin unterstützen wird.
Bereits jetzt im ersten Halbjahr 2021 hat das THW Haßfurt in 83 Einsätzen 3800 Einsatzstunden geleistet, berichtete Ortsbeauftragter Christian Günther. Hierin sind die wöchentlichen Transporte von Hilfsmitteln zu den Corona-Impfzentren enthalten.
Beim Hochwasser im Juli 10 000 Sandsäcke befüllt
Gefordert im außerordentlichen Maße war das THW natürlich auch, als es am 9. Juli in weiten Teilen des Landkreises "Land unter" hieß. Alleine in der Haßfurter Unterkunft befüllten die ehrenamtlichen Helfer weit über 10 000 Sandsäcke und lieferten diese in die Brennpunkte aus. "Wir sind ein kleiner,aber feiner Ortsverband mit einem gut eingespielten Team", ergänzte Jonas Schierling als stellvertretender Ortsbeauftragter.
Auch Andreas Herold, der neue Leiter der Regionalstelle Bamberg, der bei dem Treffen anwesend war, bezeichnete das THW Haßfurt als verlässliche Stütze im Landkreis Haßberge. Das Zusammenspiel mit der Feuerwehr sei hier sehr gut, was im Blick auf andere Regionen keine Selbstverständlichkeit sei. Die Haßfurter Mannschaft ist auch mit 17 Junghelfern in Sachen Nachwuchsgewinnung sehr gut aufgestellt, so Herold.
Ich finde es gut, dass es das THW und andere Katastrophenhelfer gibt.