zurück
Haßfurt
THW Haßfurt: Die Pandemie fordert alle Einsatzkräfte
Fast die Hälfte ihrer Einsatzzeit verwendeten die Helfer im vergangenen Jahr für den Kampf gegen das Coronavirus. Das große Jubiläum des Ortsverbandes ging dabei völlig unter.
Immer wieder mit Mensch und Material im Einsatz: Das THW Haßfurt, wie hier auf einem Reiterhof in Eltmann, wo im April brennende Strohlballen entfernt werden mussten.
Foto: Tobias Marquardt/THW | Immer wieder mit Mensch und Material im Einsatz: Das THW Haßfurt, wie hier auf einem Reiterhof in Eltmann, wo im April brennende Strohlballen entfernt werden mussten.
Christian Licha
 |  aktualisiert: 19.02.2024 06:27 Uhr

Sie arbeiten oft im Hintergrund, aber mit ihrem Fachwissen, einer umfangreichen Ausrüstung und speziellen Gerätschaften sind sie unverzichtbar  für die Allgemeinheit: Die Männer und Frauen des Technischen Hilfswerks (THW) Haßfurt. Stolze 14 500 Arbeitsstunden leisteten die Ehrenamtlichen im vergangenen Jahr. Eigentlich sollte 2020 auch das 60-jährige Bestehen des THW-Ortsverbandes Haßfurt und gleichzeitig 70 Jahre THW Deutschland gefeiert werden. Die Vorbereitungen liefen auf Hochtouren für ein im Mai geplantes großes Familienfest auf dem Marktplatz der Kreisstadt. Durch Corona wurden aber schlussendlich alle Bemühungen zu nichte gemacht, das THW der Öffentlichkeit in einem großen Rahmen zu präsentieren.

Auslieferung von Material und Aufbau von Teststationen

Die Pandemie hat es auch mit sich gebracht, dass fast die Hälfte der gesamten THW-Einsatzzeit, nämlich 6500 Stunden, auf ihr Konto geht. "Wir sind im Landkreis über 5500 Kilometer gefahren", erklärt der Dienststellenleiter Christian Günther, der bereits seit dem Jahr 2005 dieses Amt inne hat. Alleine im Frühjahr bei der Verteilung von Desinfektionsmitteln, Mund-Nase-Masken und Visieren wurden 250 Auslieferungsstellen im ganzen Landkreis angefahren. Bis zu vier THW-Einsatzfahrzeuge belieferten parallel Altenheime, Arztpraxen, mobile Pflegedienste und später auch Schulen und Kindergärten.

Im Frühjahr wurden durch das THW 250 Auslieferungsstellen im ganzen Landkreis angefahren und mit Hygieneartikeln versorgt.
Foto: Tobias Marquardt/THW | Im Frühjahr wurden durch das THW 250 Auslieferungsstellen im ganzen Landkreis angefahren und mit Hygieneartikeln versorgt.

Tatkräftig bei der Sache waren die THW-ler auch beim Aufbau der Teststationen an verschiedenen Standorten. Der erste Corona-Fall im Landkreis erforderte eine mobile Teststation in Eltmann, die am Freibad aufgebaut wurde. Ähnliche Aufgaben hatten dann die THW-Helfer in Haßfurt mit der Einrichtung zweier Teststationen zu bewältigen. Schließlich hat das THW Haßfurt im Auftrag des Landkreises Haßberge im Oktober das Testzentrum in Wonfurt weiter ausgebaut und winterfest gemacht. Dadurch konnten die Testkapazitäten nochmal ausgeweitet werden.

Hand in Hand mit anderen Organisationen

Von Anfang an mit eingebunden war das THW auch in die Führungsstruktur des Katastrophenfalles im Frühjahr. Im Landratsamt und der gegenüberliegenden Stadthalle arbeiteten alle involvierten Behörden und Organisationen, wie zum Beispiel das Gesundheitsamt, die Feuerwehr, die Unterstützungsgruppe Örtliche Einsatzleitung, das Rote Kreuz und die Polizei Hand in Hand. "Die Zusammenarbeit mit dem Landratsamt und allen anderen Verantwortlichen verlief reibungslos", sagt Christian Günther dankend an alle Helfer.

Beim Brand einer Lagerhalle in Eltmann deckte das THW mit Hilfe ihres Teleskopladers das Dach ab.
Foto: Tobias Marquardt/THW | Beim Brand einer Lagerhalle in Eltmann deckte das THW mit Hilfe ihres Teleskopladers das Dach ab.

Natürlich gab es auch noch andere Aufgaben. Bei einigen Bränden oder Unfällen wurden die THW-Fachberater angefordert um mit ihrem Wissen die Feuerwehren zu unterstützen. Gleich zwei Mal im letzten Jahr musste der Technische Zug nach Eltmann ausrücken. Beim Brand einer Lagerhalle im Januar wurde mit Hilfe des Teleladers das Dach abgedeckt, um versteckte Glutnester freizulegen. Einige Monate später, im April, beim Brand von einer großen Anzahl von Heuballen auf dem Grundstück eines Pferdehofes im Industriegebiet war der Radlader des THW von großem Nutzen. Hier galt es die einzelnen Ballen vom Brandherd zu entfernen und für die Löscharbeiten der Feuerwehr auf einem nahegelegenen Platz auszubreiten.

In den Haßberg-Kliniken war die Notstromversorgung defekt

Mit dabei war immer Zugführer Sebastian Böhm, der auch noch von einem Einsatz zu berichten weiß, der nicht alle Tage vorkommt. Im Haus Haßfurt der Haßberg-Kliniken war ein Bauteil der Notstromversorgung defekt. Um die Energieversorgung auch bei einem Stromausfall sicherzustellen, half das THW mit seiner 400-kVA-Netzersatzanlage aus. Der stellvertretende Dienststellenleiter Jonas Schierling erinnert an die Instandsetzung der Netzersatzanlage, die ursprünglich 30 Jahre beim Stadtwerk Haßfurt im Dienst stand: "Hier wurde wieder deutlich, wie fachlich versiert und teamorientiert unsere Helfer solche speziellen Herausforderungen meistern können". Einerseits aus ihrem Beruf und andererseits durch verschiedene THW-interne Fachausbildungen bringen die Ehrenamtlichen dieses Knowhow mit. In 2200 Helferstunden wurde damals innerhalb eines Jahres mit einem halben Dutzende Helfer die Anlage auf Vordermann gebracht.

Das THW Haßfurt beim Ausbau des Corona-Testzentrums in Wonfurt.
Foto: Tobias Marquardt/THW | Das THW Haßfurt beim Ausbau des Corona-Testzentrums in Wonfurt.

Wie auch bei der Feuerwehr hat die Ausbildung der THW-Mannschaft einen hohen Stellenwert. Im abgelaufenen Jahr besuchten sechs Dienstleistende Lehrgänge für den THW-eigenen Teleskoplader, machten sich fit, um andere als Kraftfahrer ausbilden zu können oder auch in der Öffentlichkeitsarbeit erfolgreich die Organisation darzustellen. Stolz ist das Führungsduo Günther und Schierling auf drei neue Helfer, die zum Ortsverband im vergangenen Jahr hinzukamen und sechs weitere Ehrenamtliche, die ihre Grundausbildung erfolgreich absolvierten.

65 Frauen und Männer stehen Gewehr bei Fuß

Insgesamt stehen beim THW Haßfurt rund 65 ehrenamtlich Engagierte Gewehr bei Fuß, um im Ernstfall schnell und effektiv eingreifen zu können. Damit das auch weiterhin so bleibt, legt der Ortsverband großen Wert auf die Nachwuchsgewinnung. Mit einer jungen Powerfrau an der Spitze macht es den Kindern und Jugendlichen im Alter von zehn bis 17 Jahren viel Spaß Neues zu lernen. Patricia Will ist die Jugendleiterin, die mit vielen Ideen die 16 Jungmitglieder begeistert. So gibt es im Normalfall neben regelmäßigen Ausbildungs- und Aktionstagen auch Freizeitaktivitäten, die die Gruppenzusammengehörigkeit stärkt. Höhepunkt war bisher immer die Teilnahme an einem großen Zeltlager, bei dem die THW-Jugend aus ganz Bayern zusammenkommt.

Jugendleiterin Patricia Will engagiert sich für den Nachwuchs beim THW Haßfurt. 
Foto: Tobias Marquardt/THW | Jugendleiterin Patricia Will engagiert sich für den Nachwuchs beim THW Haßfurt. 

Freilich war 2020 alles anders als sonst. Zumindest war es im Sommer möglich, den Jugendraum im Dienstgebäude am Haßfurter Baggersee am Mooswäldchen gründlich zu renovieren. Hier wurde fleißig gewerkelt, der Boden erneuert, Tische und Stühle gestrichen und noch vieles mehr, damit sich der Nachwuchs in seinem Raum wohlfühlt. Ebenfalls stattfinden konnte eine Funkausbildung, bei der die Jugendlichen laut Will Feuer und Flamme waren. 

Jeder kann das THW unterstützen

Wer sich für die Arbeit des Technischen Hilfswerkes interessiert, kann sich auf der Facebook-Seite "THW OV Haßfurt" darüber informieren. Hier besteht auch die Möglichkeit mit den Verantwortlichen des Ortsverbandes Kontakt aufzunehmen. "Jeder ist bei uns herzlich willkommen", wirbt Christian Günther für die Blaulichtorganisation. Egal ob Teenager oder bereits Lebenserfahren, jeder kann seinen Beitrag leisten und wird nach seinen Fähigkeiten entsprechend eingesetzt.

Auch über Spenden an die THW Helfervereinigung freut sich der Ortsverband. Diese sind auf das Konto bei der Sparkasse Schweinfurt-Haßberge unter der IBAN DE90 7935 0101 0000 0083 75 möglich.

Damals noch ohne Mundschutzpflicht: Dienststellenleiter Christian Günther (rechts) und Gruppenführer Simon Gräf (links) waren im Frühjahr in den Führungsstab des Katastrophenfalls mit eingebunden und hatten ihr Büro in der Stadthalle aufgeschlagen.
Foto: Tobias Marquardt/THW | Damals noch ohne Mundschutzpflicht: Dienststellenleiter Christian Günther (rechts) und Gruppenführer Simon Gräf (links) waren im Frühjahr in den Führungsstab des Katastrophenfalls mit eingebunden und hatten ihr Büro ...
 
Themen & Autoren / Autorinnen
Haßfurt
Christian Licha
Brände
Familienfeiern und Familienfeste
Feuerwehren
Kinder und Jugendliche
Kraftfahrer
Pandemien
Polizei
Rotes Kreuz
Seniorenheime
Stromausfälle
Technisches Hilfswerk
Teenager
Wirtschaftsbranche Energieerzeugung und -Versorgung
Lädt

Damit Sie Schlagwörter zu "Meine Themen" hinzufügen können, müssen Sie sich anmelden.

Anmelden Jetzt registrieren

Das folgende Schlagwort zu „Meine Themen“ hinzufügen:

Sie haben bereits von 50 Themen gewählt

bearbeiten

Sie folgen diesem Thema bereits.

entfernen
Kommentare
Aktuellste
Älteste
Top