Wenige Tage sind erst vergangen, seit die schmutzig-braunen Fluten sich durch den Landkreis Haßberge wälzten. Vor allem Zeil, Ebern und Knetzgau waren davon betroffen. Ursprünglich harmlos scheinende Bäche wurden urplötzlich zu gurgelnden Strömen. Innerhalb kürzester Zeit sahen sich die Hilfsorganisationen wie Feuerwehr und Technisches Hilfswerk mit einer Katastrophe konfrontiert, wie sie in Zeil in dieser Form schon über hundert Jahre nicht mehr aufgetreten war. Tobias Hetterich, Kommandant der Zeiler Wehr, der als Einsatzleiter vor Ort fungierte, bringt es auf einen kurzen Nenner: "Das Wasser war nicht aufzuhalten."
"Prinzipiell", so der Kommandant, "sind wir in Zeil ja Hochwasser gewohnt und deshalb auch gut gerüstet. Höchstens ein bis zwei Schmutzwasserpumpen mehr wären kein Nachteil." Die Zeiler Wehrleute hätten alles versucht, was in ihrer Macht stand, aber gegen dieses Hochwasser war kein Kraut gewachsen. "Du pumpst es vorne raus und hinten läuft es wieder rein."
Das Hauptproblem bei diesem Hochwasser - das letzte dieser Art war immerhin vor hundertzwölf Jahren aufgetreten - sei die punktuelle Regenbelastung mit hohen Niederschlagsmengen, erklärt der Feuerwehrmann. Diesmal erschwerte der Umstand die Situation, dass die Böden absolut gesättigt seien und kein Wasser mehr aufnehmen könnten. "Es ist halt heuer ein saunasses Jahr", so Tobias Hetterich und erschaudert bei den Gedanken an die Hochwässer, die aktuell den Raum Hof in Oberfranken und Nordrhein-Westfalen heimgesucht hätten. Dabei seien auch zwei Feuerwehrleute den Fluten zum Opfer gefallen.
Positiv dagegen fällt die Bilanz des Einsatzleiters aus, wenn er die Arbeit der Hilfsorganisationen Revue passieren lässt. Es seien keine Fehler gemacht worden, der "Einsatz war schweißtreibend und lang". Über 17 Stunden seien die Helfer pausenlos im Einsatz gewesen. Die Zusammenarbeit habe hervorragend funktioniert. "Alle haben gut mitgemacht, auch die Bevölkerung."
Einige Bürger seien zwar nervös gewesen und wollten schnell Sandsäcke haben, um zu verhindern, dass Wasser in die Anwesen eindringt. "Das dauert aber nun mal eine Dreiviertelstunde, bis die da sind." Insgesamt seien in Zeil 2350 Sandsäcke zum Einsatz gekommen. Ein Teil stammte aus der Biogasanlage in Haßfurt, deren Mitarbeiter schnell eingesprungen seien, und vor allem vom Technischen Hilfswerk.
Immer 3500 gefüllte Sandsäcke auf Vorrat
"Zum Glück", so THW-Ortsbeauftragter Christian Günther, habe vor über zehn Jahren schon die Sandsack-Koordinierungsstelle für den Landkreis ihre Arbeit aufgenommen. Und seit sechs Jahren verfügt das Haßfurter THW über eine moderne Abfüllanlage für Sandsäcke. "Wir halten immer eine Zahl von 3500 fertig abgefüllten Sandsäcken vor, die sofort zum Einsatz kommen können", erklärt der Dienststellenleiter.
Außerdem habe das THW in Haßfurt stets 50 000 Leersäcke in Reserve, die auf der Abfüllanlage schnell einsatzbereit gemacht werden könnten. Von hier aus werden die Sandsäcke dann in ihr Einsatzgebiet gebracht. Dort sei es wichtig, appelliert Günther, dass die Säcke dann auch richtig angewendet würden, sonst könnte nicht die optimale Dichtleistung erzielt werden. Dafür dass immer genügend Sand zum Verfüllen zur Verfügung steht, garantiert das Unternehmen Hartlieb, das rund um die Uhr einsatzbereit ist, wenn das THW ruft.
"Am Freitag haben wir im Landkreis 35 000 Sandsäcke verbraucht", so Christian Günther. Dadurch sei eine Versorgungslücke in der Bevorratung entstanden. "Wir haben das dem Landratsamt gleich gemeldet", so der THW-Chef, und bereits am Donnerstag trafen 40 000 neue Leersäcke beim THW in der Augsfelder Straße in Haßfurt ein. Weitere Wünsche äußert der THW-Ortsbeauftragte nicht. "Wir sind beim THW eigentlich ganz gut aufgestellt", sagt Günther. Neuanschaffungen sollten sich auf das wirklich Nötige beschränken, schließlich müssten sie von Steuergeldern bezahlt werden.
Zufrieden ist Christian Günther auch mit dem Verlauf des Einsatzes beim Hochwasser. "Die Hilfsorganisationen haben sehr gut miteinander harmoniert." Zwischen THW, Feuerwehren und Behörden funktioniere es im Landkreis Haßberge auf dem kleinen Dienstweg "super".
Zum ersten Mal seit langer Zeit seien laut Günther auch THW-Einheiten aus anderen Landkreisen hier zum Einsatz gekommen. Die Helfer aus Forchheim mit ihrer Hochleistungspumpe hätten für eine enorme Entlastung gesorgt. Einheiten aus Schweinfurt waren beim Füllen von Sandsäcken im Einsatz. Koordiniert werden solche Einsätze von der THW-Regionalstelle in Bamberg, die das gegenseitige Helfen der Ortsverbände organisiert, wenn es notwendig wird. Grundsätzlich unterstehen aber alle Helfer bei einem solchen Notfallereignis der Einsatzleitung der Feuerwehr.
Ob heimische oder benachbarte Helfer, ob Technisches Hilfswerk, Rotes Kreuz oder Feuerwehr. "Es war eine Wahnsinnsleistung, was die Helfer da vollbracht haben", schwärmt Christian Günther. Man dürfe dabei nicht aus den Augen verlieren, dass alle Einsatzkräfte dies ehrenamtlich erbringen und "nebenher" auch noch einem Beruf nachgehen müssten.