Der Verkehrslandeplatz Haßfurt-Schweinfurt stand in den vergangenen Jahren immer wieder im Mittelpunkt von Diskussionen, die in den jeweiligen Gremien der Gesellschafter geführt wurden. Grund dafür waren vor allem die Finanzen. Der Haßfurter Flugplatz war und ist ein Zuschussgeschäft. Am Haßfurter Flugplatz beteiligt sind derzeit der Landkreis Haßberge, die Stadt Haßfurt und die Stadt Schweinfurt mit jeweils 30 Prozent (ein Prozent hält der Motorflugclub Haßfurt und neun Prozent hat die Verkehrslandeplatz Haßfurt Schweinfurt GmbH). Das soll sich jedoch Ende des Jahres ändern. Der Schweinfurter Stadtrat hat nämlich beschlossen, sich aus der GmbH zurückzuziehen.
Die Mehrheit im Schweinfurter Stadtrat hatte noch im Dezember 2018 für die Verdoppelung des Betriebskostenzuschusses und einen Einmal-Zuschuss von 30 000 Euro für die Sanierung von Start- und Landebahn sowie Gebäuden gestimmt. Für den CSU-Fraktionsvorsitzenden Stefan Funk war es damals keine Frage: Der Flugplatz sei für die Stadt wichtig, ein Kriterium für den Wirtschaftsstandort und das Oberzentrum Schweinfurt. Dagegen hatte Grünen-Fraktionsvorsitzender Reginhard von Hirschhausen nichts einwenden wollen, trotzdem aber den Antrag gestellt, die 50 000 Euro nur für 2019 zu gewähren. Denn: Man sollte 2019 verhandeln, um die Gebühren zu erhöhen und/oder die Regierung von Unterfranken, auf deren Drängen hin der Flugplatz gegründet worden sei, dazu zu bringen, sich mehr zu beteiligen. Der Antrag wurde damals abgelehnt. Inzwischen hat sich die Meinung der Mehrheit im Schweinfurter Rat offenbar grundlegend geändert.
Landrat Wilhelm Schneider und der Haßfurter Bürgermeister Günther Werner bestätigten auf Anfrage dieser Redaktion, dass ihnen der Beschluss des Gremiums mitgeteilt worden sei. "Grundsätzlich ist der Beschluss des Schweinfurter Stadtrates zu bedauern", so Landrat Schneider. "Der Flugplatz Haßfurt ist eine wichtige Infrastruktureinrichtung für die gesamte Region Main-Rhön. Deshalb sollte es auch die Aufgabe aller Beteiligten sein, sich für den Erhalt dieser Einrichtung stark zu machen."
Zum Teil heftige Diskussionen
Stark gemacht für den Flugplatz hatten sich alle Gesellschafter erst vor Jahresfrist. Denn zum Geschäftsjahr 2019 hatten die drei Gremien zugestimmt, die Beiträge von bislang 25 000 auf 50 000 Euro pro Jahr und Gesellschafter zu verdoppeln. Schon den dafür notwendigen Beschlüssen waren teils heftige Diskussionen vorausgegangen. Günter Mendel, Geschäftsführer der Verkehrslandeplatz Haßfurt-Schweinfurt GmbH, hatte im Juli 2018 den Haßfurter Stadtrat mit den Fakten konfrontiert, dass die GmbH in den zwei Jahren zuvor dicke Verluste eingefahren habe.
Stadtrat Michael Spies (damals CSU, heute WG) hatte aus den Mendelschen Zahlen errechnet, die GmbH mache jährlich über 100 000 Euro Verlust. Günter Mendel hatte deshalb unterstrichen, nach Ansicht der Gesellschaft könne deren Liquidität nur durch eine Erhöhung der Betriebskostenzuschüsse sichergestellt werden. Aufgrund einer durchgeführten Kalkulation, so Mendel, werde eine Verdoppelung des Zuschusses von 25 000 auf 50 000 Euro pro Gesellschafter jährlich - insgesamt also 150 000 Euro pro Jahr - angesehen.
Wird der Schweinfurter Anteil aufgeteilt?
Diese Zahlen könnten nun schon nach einem Jahr Makulatur sein, denn die 50 000 Euro, die eben seit einem Jahr von der Stadt Schweinfurt in den Flugplatztopf gebuttert wurden, müssen nun irgendwo anders herkommen. Als einfachste Lösung würde sich anbieten, das Geld anteilig auf die beiden verbliebenen Großgesellschafter umzulegen. Das würde aber bedeuten, dass sowohl die Stadt Haßfurt als auch der Landkreis Haßberge ab dem nächsten Jahr jeweils 75 000 Euro zuschießen müssten. Landrat Schneider und Bürgermeister Werner sehen dies als die wahrscheinlichste Lösung an. Neue Diskussionen sind damit aber vorprogrammiert.
Rückschlag
Landrat Wilhelm Schneider hatte allerdings bereits in öffentlichen Sitzungen mehrfach ausgeführt, dass derzeit Gespräche auf verschiedenen Ebenen über eine Neuausrichtung und auch finanzielle Stabilisierung der Verkehrslandeplatz Haßfurt-Schweinfurt GmbH liefen. "Das Ausscheiden der Stadt Schweinfurt zum jetzigen Zeitpunkt ist sicherlich nicht förderlich für diese Bemühungen", sieht der Landrat hier einen Rückschlag in seinem Bestreben.
Im September 2019 hatte schon die damalige Grünen-Kreisrätin Rita Stäblein im Gespräch mit dieser Redaktion gefordert: "Das ganze Finanzkonstrukt müsste sich ändern." Es werde aus ihrer Sicht immer schwerer, dass die drei Gesellschafter die Kosten tragen, zumal der Flugplatz auch von Fliegern aus anderen Landkreisen genutzt werde, die sich aber nicht an den Kosten beteiligen. Stäblein hatte zudem die fränkische Wirtschaftskammer angesprochen, die die Vorhaltung eines Flugplatzes fordere, und die Frage aufgeworfen, warum sich die Wirtschaft dann nicht an den Kosten beteilige, wenn er für sie so wichtig sei. Dieser Redaktion gegenüber brachte sie auch die Forderung nach einer Mitfinanzierung durch das Land oder den Bezirk ins Gespräch. Das Haßfurter Stadtratsmitglied Michael Spies schlug eine Erhöhung der Gebühren vor, um das Defizit zu verringern.
"Die letzte Anpassung der Entgelte erfolgte zum 01.07.2019 und orientiert sich an vergleichbaren Verkehrslandeplätzen. Eine erneute Erhöhung ist aus Wettbewerbsgründen aktuell nicht zielführend. Eine finanzielle Beteiligung des Bezirks Unterfranken war nie in der Diskussion und kann auch nicht als Aufgabe des Bezirks angesehen werden", erteilte Landrat Wilhelm Schneider solchen und ähnlichen Überlegungen eine Absage. Er und Bürgermeister Werner bestätigten auf Anfrage, dass das Thema Verkehrslandeplatz Gegenstand der nächsten Sitzungen im Kreistag Haßberge und im Stadtrat Haßfurt sein wird.