Das "Kunsthaus" in Haßfurt in der Hauptstraße 35, dem eine Zukunft als Herman-de-Vries-Museum verwehrt bliebt, ist inzwischen ein Ort der kurzfristigen Ereignisse. ZwischenRaum nennt sich das Konzept, welches das Stadtmarketing für die Nutzung ersonnen hat: Was auch immer hier angeboten wird, ob Läden, Kunst oder Dienstleistungen, es verschwindet nach dem Modell der Pop-Up-Stores nach kurzem wieder. Ist das ein Konzept für die Zukunft? Das wollte die Redaktion von Christian Plott (30) wissen. Der studierte Medienwirt und Eventmanager ist für das Stadtmarketing in Haßfurt mitverantwortlich.
Christian Plott: Ja! Wir stehen voll hinter dem Konzept [ZwischenRAUM]. Nach einer coronabedingten "Winterpause" erhalten wir nun wieder viele Anfragen von möglichen Mieter:innen. Dieses Interesse wollen wir natürlich aufgreifen und unterstützen. Der ursprüngliche Gedanke, neue Geschäfte nach Haßfurt zu bringen, ist dabei schnell gewachsen: Kleine Gewerbebetriebe aus dem Landkreis möchten sich kurzzeitig in der Kreisstadt präsentieren, verschiedenste Künstler:innen nutzen den Raum als Galerie, Selbstständige probieren sich am ersten eigenen Ladengeschäft, bestehende Geschäfte erweitern ihre Verkaufsfläche. Wir denken, dass wir damit auch einen Beitrag zur Sichtbarkeit der Vielfalt im Landkreis Haßberge leisten können. An dieser Stelle möchten wir auch den lokalen Zeitungen danken, insbesondere Ihrer Redaktion, die die Nutzungen stets mit Presseartikeln begleitet hat.
Christian Plott: Die Qualität der einzelnen Nutzungen hat sich unserer Meinung nach stets auf hohem Niveau bewegt. Besonders engagiert zeigte sich hier auch das Kulturforum Haßfurt und die Galerie im Saal Eschenau, die drei hochkarätige Künstler:innen nach Haßfurt brachten. Die anfänglich, auch von Ihrer Redaktion geäußerten Bedenken, dass die Hauptstraße 35 zur "Resterampe" mutiert, hat sich also nicht bewahrheitet. Von unseren Mieter:innen erhielten wir im letzten Jahr unterschiedliches Feedback. Coronabedingt war der Besucherandrang zeitweise verhalten, andere waren überrascht von einem großen Zuspruch. Stets gelobt wurde aber die Initiative der Stadt Haßfurt, einen Raum kurzzeitig, kostengünstig und unkompliziert zur Verfügung zu stellen.
Christian Plott: Teils-Teils: Langfristigkeit und Pop-up-Store schließen sich eigentlich gegenseitig aus - wenn etwas langfristig bleibt, ist es kein Popup-Store mehr. Die Aufgabe des Stadtmarketings ist eine attraktive und belebte Innenstadt, dazu gehört auch Leerstand (langfristig) zu füllen. Das ursprüngliche Ziel, über die "Zwischenstation" Pop-up-Store Gewerbebetriebe in Haßfurt anzusiedeln, konnte bislang noch nicht erreicht werden. Durch die Vielfalt im [ZwischenRAUM] steigt aber das Interesse an der Innenstadt und auch die Attraktivität wird erhöht. Pop-up-Stores können daher auch zukünftig immer wieder punktuell Leerstand belegen. Das Stadtmarketing kann sich nach dem Ende des [ZwischenRAUM] in der Hauptstraße 35 ein ähnliches Konzept in einer anderen Immobilie vorstellen. Bislang gibt es dazu aber noch keine konkreten Überlegungen.
Christian Plott: Ja. Der Pop-up-Store war von Beginn an als Zwischennutzung konzipiert, daher auch die namensgebende Bezeichnung [ZwischenRAUM]. Das Objekt "Hauptstraße 35" befindet sich im Eigentum der Stadt Haßfurt und soll in eine langfristige Nutzung überführt werden. Insbesondere Gebäudegröße, Unterhaltskosten und die prädestinierte Lage im Zentrum der Innenstadt machen eine genaue Abwägung nötig. Momentan werden hierzu sachgebietsübergreifend, auch unter Einbeziehung externer Experten, mögliche Ideen und Nutzungskonzepte evaluiert und ausgearbeitet. Der Stadtrat als Entscheidungsgremium wird darüber zu gegebener Zeit befinden.