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Landkreis Haßberge
Nach Kritik aus Kommunen im Haßbergkreis: "Der Klimapakt wird keinesfalls scheitern"
Zuletzt bröckelte die Unterstützung. Einige Gemeinden fühlen sich "restlos überfordert". Der Landkreis sieht das Bündnis dennoch auf einem guten Weg.
 100 Prozent des Stroms aus erneuerbaren Energien bis 2030: Das ist ein Ziel des Klimapaktes, den der Kreis mit seinen 26 Kommunen schließen möchte. 
Foto: Lukas Reinhardt |  100 Prozent des Stroms aus erneuerbaren Energien bis 2030: Das ist ein Ziel des Klimapaktes, den der Kreis mit seinen 26 Kommunen schließen möchte. 
Lukas Reinhardt
 |  aktualisiert: 11.02.2024 19:02 Uhr

Wetterextreme wie Hitzeperioden und Dürrephasen, Gewitterstürme und Starkregen gehören inzwischen zum Sommer im Landkreis Haßberge dazu, das zeigt ein Blick auf die vergangenen Wochen und Jahre. Bislang, so sagen Experten, sind das nur die Vorboten eines Klimawandels, dessen Folgen für die Umwelt und den Menschen noch gravierender werden dürften. Außer, es werde noch rechtzeitig und ausreichend gegengesteuert. Auch im Kleinen.

Im Landkreis Haßberge hat man deshalb ein kommunenübergreifendes Bündnis ins Leben gerufen, um die Herausforderungen gemeinsam anzugehen. Der sogenannte Klimapakt, dem sich neben dem Kreis alle 26 Städte, Märkte und Gemeinden anschließen sollten, sieht unter anderem eine bilanzielle Klimaneutralität bis 2030 vor. Doch nun scheint die Unterstützung für das Bündnis zu bröckeln. Zwei Gemeinden haben sich in den vergangenen Wochen gegen einen Beitritt entschieden. Steckt neben dem Klima nun auch der Klimapakt in der Krise, noch bevor er am 17. Juli endgültig vom Kreistag verabschiedet wird? 

Unklare Formulierungen, befürchtete Sanktionen

In Sand am Main fiel der Entschluss, dem Bündnis nicht beizutreten, Ende Juni. Und das denkbar knapp: Sechs Gemeinderätinnen und -räte votierten für den Anschluss, sieben stimmten dagegen. Dem Beschluss vorausgegangen war laut dem neuen Sander Bürgermeister Jörg Kümmel (FSB), ein Befürworter des Bündnisses, eine intensive Diskussion. "Für Teile des Gremiums waren die Formulierungen im Klimapakt nicht eindeutig zu verstehen", so Kümmel über die Gründe der Entscheidung. Konkrete Zahlen, wie weit Sand beim Blick auf die bilanzielle Klimaneutralität sei, hätten nicht vorgelegen. Die finanzielle Belastung, die mit dem Klimapakt einhergehe, sei nicht abschätzbar, so die Befürchtung einiger.

Sorgt auch für Kritik: Der Klimapakt des Landkreis Haßberge, dem sich bislang 21 der 26 Kommunen angeschlossen haben.
Foto: Johanna Heim | Sorgt auch für Kritik: Der Klimapakt des Landkreis Haßberge, dem sich bislang 21 der 26 Kommunen angeschlossen haben.

Auch in Rentweinsdorf stimmte der Gemeinderat zuletzt gegen den Beitritt. Dabei, so erklärt Bürgermeister Steffen Kropp (SPD), hätte zu keiner Zeit der Klimaschutz selbst zur Debatte gestanden. Den wolle man trotz der Entscheidung weiter vorantreiben – "mit unseren Mitteln und eigenen Maßnahmen". Offenbar aber war unter einigen Ratsmitgliedern die Furcht vor den "Daumenschrauben" aus dem Landratsamt umgegangen. "In der Diskussion stellte sich vielen die Frage, was passiert, wenn die Gemeinde die Ziele des Klimapaktes nicht einhält", so Kropp, der sich wie Kümmel in Sand für den Bündnisbeitritt aussprach. "Kommt nur der Zeigefinger, oder doch eine Geldbuße?"

Klimapakt für Kommunen nicht rechtlich bindend

Befürchtungen, die unbegründet sind, wie das Landratsamt Haßberge auf Nachfrage betont. Denn von Sanktionen sei in dem gemeinsamen Papier keine Rede. "Im Klimapakt ist klar formuliert, dass die Umsetzung der Ziele sowie die Absichtserklärung von Seiten der Kommunen bestmöglich und stets im Rahmen der finanziellen und personellen Möglichkeiten der jeweiligen Kommune erfolgen soll." Der Klimapakt, der gemeinsam mit den Bürgermeistern aller Gemeinden erarbeitet worden sei, habe "zu keiner Phase den Anspruch, rechtlich bindend zu wirken, und greift weder in die Gemeindeordnung noch in das Privatrecht ein". Ein Umstand, der offenbar nicht alle Gemeinderätinnen und Gemeinderäte im Landkreis erreichte. Und das obwohl die Klimaschutzmanagerin des Kreises, Lisa Kötting, in den vergangenen Wochen und Monaten durch die Städte und Gemeinden getingelt war, um über den Inhalt des Papiers zu informieren. 

"Wir werden mit großer Sicherheit unser großes Ziel (...) auch erreichen, wenn nicht alle 26 Kommunen Teil des Klimapaktes sind."
Landratsamt Haßberge

In einer Krise stecke der Klimapakt deshalb nicht: Das Bündnis werde "keinesfalls scheitern", auch wenn einzelne Gemeinden sich gegen einen Beitritt entscheiden, heißt es aus dem Landratsamt weiter. "Wir werden mit großer Sicherheit unser großes Ziel 'Bilanzielle Klimaneutralität bis zum Jahr 2030' auch erreichen, wenn nicht alle 26 Kommunen Teil des Klimapaktes sind." Die klare Mehrheit, bislang 21 Städte, Märkte und Gemeinden, habe sich für den Anschluss entschieden – und stehe hinter dem Papier. Tatsächlich haben unter anderem Ermershausen, Königsberg, Hofheim, Haßfurt und Bundorf einstimmig für den Beitritt votiert. Und in Zeil schloss Bürgermeister Thomas Stadelmann (SPD) sein Plädoyer für das Bündnis mit den Worten: "Wir müssen mit dem Beitritt zum Klimapakt und der Verfolgung der Ziele ein Zeichen setzen gegenüber den Bürgern."

Knetzgauer Bürgermeister nimmt Gemeinderat in Pflicht

Doch nicht überall, wo die Entscheidung für den Beitritt zum Klimapakt fiel, war die Unterstützung am Ende so eindeutig. Denn mitunter sorgte das Thema nicht nur für teils hitzige Debatten in den Gemeindegremien, sondern auch für enge Abstimmungen. Das zeigte sich etwa bei Knetzgaus holprigem Beitritt. Dort sprach Bürgermeister Stefan Paulus (CWG/SPD) unter anderem davon, dass der Klimapakt nur die Kommunen in die Pflicht nehme, die mit den ohnehin zahlreichen Herausforderungen bereits "restlos überfordert" seien. Paulus stimmte, wie drei weitere Ratsmitglieder, gegen den Beitritt. Nach dem Votum kündigt er nun an: "Ich akzeptiere natürlich die Entscheidung (...), werde aber mein Kollegium auch in die Pflicht nehmen."

In Ebelsbach, wo sich zehn Gemeinderäte für, und fünf gegen die Ratifizierung des Klimapakts aussprachen, monierten kritische Stimmen die mangelnde Klarheit des Kreis-Entwurfes. Vieles, so der Vorwurf, bleibe im Vagen. In Eltmann, das dem Bündnis mit drei Gegenstimmen beitrat, bezeichnete Stadtrat Uli Pfuhlmann (SPD) das Ziel, alle kommunalen Liegenschaften bereits bis 2028 klimaneutral zu machen, als "weltfremd" – und kritisierte: "Ab nächstem Jahr müssen wir uns dann mit der Formulierung von Ausreden beschäftigen."

Landratsamt widerspricht Kritik vehement

Im Landratsamt widerspricht man Aussagen wie diesen vehement. Die Ziele, die der Klimapakt definiere, seien "sehr differenziert und realistisch". Dem Kreis sei dabei "durchaus bewusst, dass die Kommunen mit einer Fülle an Aufgaben zu kämpfen haben". Genau dort setze der Klimapakt bewusst an: "Alle Mitglieds-Kommunen können auf eine zentrale Klimaschutzkoordination im Landratsamt zurückgreifen, die bei der Bewältigung der Ziele und Aufgaben (...) tatkräftig unterstützt."

In drei Gemeinden – Burgpreppach, Pfarrweisach, Riedbach – steht die Entscheidung über den Beitritt laut Landratsamt noch aus. Ob diese den Kritikern aus Sand und Rentweinsdorf folgen, oder sich doch der Mehrheit anschließen, bleibt abzuwarten. Im Landratsamt jedenfalls ist man jetzt schon bemüht, für alle Abweichler eine Hintertüre offen zu halten. Man wolle mit der Arbeit überzeugen, die der Kreis mit den Klimapakt-Kommunen leisten werde. "Auch ein nachträglicher Beitritt zum Klimapakt soll für die Kommunen möglich sein."

Was will der Klimapakt ?

Die zentralen Ziele: Bilanzielle Klimaneutralität bis 2030, 100 Prozent regenerative Stromerzeugung, klimafreundliche Wärmeversorgung, klimafreundliches Bauen und Wohnen, klimafreundliche Mobilität, bilanziell klimaneutrale Verwaltung bis 2028, klimafreundlicher und nachhaltiger Lebensstil sowie regionale Wertschöpfung.
Quelle: Landratsamt Haßberge
 
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Kommentare
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  • Michael Fischer
    Das ganze klimageplerre dient nur dazu das manche Zeitgenossen richtig reibach damit machen wie windradbauer und andere dies bezahlen dürfen. Deswegen wird Strom immer nur teurer. Deutschland mit 2% Schadstoffausstoss in der Welt bezweckt überhaupt nichts. Jeden Tag werden im Ukraine Krieg Tonnen von Rauch verursacht. Dies müsste beendet werden. Aber Deutschland unterstützt dies noch mit Geld, Waffen und Munition.
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  • Bschnoes63
    Was auch immer vom Klimapakt zu halten ist, ich hab kein Verständnis für den Knetzgauer Bürgermeister Paulus: Die Knetzgauer Bürger, der Gemeinderat..alle sollen in der Verantwortung stehen, selber machen und den Gürtel enger schnallen - nur bei ihm und seiner Gemeindeverwaltung geht aber angeblich nichts, nada, alles am Limit!
    Komisch nur, dass dann immer noch so viel Energie und Geld für Traumschlösser wie das Maininfornationszentrum (MIZ - erinnert sich noch jemand?) oder die "internationale Kultur- und Begegnungsstätte" Schloss Oberschwappach übrig ist. Aber gut, Traumschlösser sind nun mal sehr schön...
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  • Orzach
    Die Frau Kötting soll mal eine Bilanz aufstellen, was der Landrat fürs Klima tut, wenn er jeden Tag mit einem fetten Wagen von Maroldsweisach nach Haßfurt und zurück kutschiert wird. Das wäre für die Zeitungsleser viel interessanter als dieses belanglose BlaBla.
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  • gowell70@yahoo.de
    Wenn ich den Landrat sehe fährt er immer selber.
    Und wenn sie schon beim pharisäern sind:
    Warum meint fast jede/r mit dem eigenen Auto fahren zu dürfen,/müssen, weil Arbeit, Einkauf , Freizeit, einfach alles sooo wichtig ist,und ich hock oft genug alleine im Linienbus?
    Das Deutschlandticket funktioniert auch im Hassbergkreis!
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  • AndrewHOH
    Leider verstößt Ihr Kommentar gegen die Kommentarregeln auf mainpost.de. Wir haben den Kommentar deshalb gesperrt.
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  • Floranus
    Große Gebäude abzureißen wie in Ebern den Gasthof Post und die ehemalige Filmburg stehen nicht im Einklang mit dem Klimaschutz! Das Pharisäertum blüht auf wie nichts!
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