Aktuell ist im Landkreis Haßberge nahezu in jeder Gemeinde von Bauvorhaben für Photovoltaik-Anlagen zu hören. Kein Wunder, denn der Strom aus der Sonnenenergie ist ein wichtiger Bestandteil der Energiewende. Auch die Mitglieder des Haßfurter Stadtrats berieten in ihrer jüngsten Sitzung über einen Antrag, der die Einleitung eines Bauleitplanverfahrens für die Errichtung einer Photovoltaik-Anlage vorsah.
Anvisiert dafür waren vier Grundstücke in der Gemarkung Prappach – in der Nähe des zukünftigen Gewerbegebiets "Schlettach II". Den Bau beantragt hatte die Südwerk Projektgesellschaft mbH aus dem oberfränkischen Burgkunstadt. Die Eckdaten der geplanten Photovoltaik-Anlage sahen unter anderem eine Fläche von 4,7 Hektar und eine Stromproduktion von knapp 5,4 Millionen Kilowattstunden pro Jahr vor.
Wertschöpfung aus der Energiewende im Landkreis halten
Die Haßfurter Stadträtinnen und -räte sprachen sich jedoch einstimmig gegen den Antrag der Burgkunstadter Firma aus. Sie folgten damit der Argumentation der Verwaltung und des Haßfurter Bürgermeisters Günther Werner (Wählergemeinschaft Haßfurt). Dieser appellierte in der Sitzung mit Blick auf die Energiewende an die Ratsmitglieder, die Wertschöpfung vor Ort zu halten und deswegen Projekte – wie eben den beantragten Bau der Photovoltaik-Anlage – nicht an auswärtige Unternehmen zu vergeben.
Werner verwies zudem darauf, dass die Stadt Mitglied der Gesellschaft zur Umsetzung erneuerbarer Technologieprojekte (GUT) sei, welche die Energiewende im Landkreis Haßberge federführend in die Hand genommen hat. Auch in der Beschlussvorlage hieß es dazu, dass aus Sicht der Verwaltung die Planung von Freiflächen-Photovoltaik-Anlagen in der Hand der örtlichen Stromversorgung - sprich des Stadtwerks Haßfurt - und der örtlichen Betreiber - also der GUT - bleiben solle. Da diese über Bedarf, Logistik und Örtlichkeit am besten Bescheid wüssten.
Wie in der Sitzung zudem deutlich wurde, hat der Stadt offenbar auch der direkte Kontakt zur antragstellenden Projektgesellschaft gefehlt, was die Einleitung des Bauleitplanverfahrens für die genannte Photovoltaik-Anlage in der Gemarkung Prappach betrifft.
Manuel Zeller Bosse, Südwerk-Geschäftsführer, widerspricht der Darstellung der Stadt Haßfurt im Gespräch mit dieser Redaktion. Man habe im vergangenen Jahr erstmals Kontakt aufgenommen – schriftlich sowie telefonisch – und nun vor dem Hintergrund des Ukraine-Kriegs einen erneuten Anlauf gestartet.
Davon, dass der Antrag zur Abstimmung in der Stadtratssitzung stand, habe er nur zufällig erfahren, sagt Zeller Bosse. Er hätte das Projekt gerne persönlich vorgestellt. Südwerk führe zum Beispiel in Ebern, Maroldsweisach und Hofheim bereits Photovoltaik-Projekte im Landkreis. Diese seien immer mit Bürgerbeteiligung und regionaler Wertschöpfung verbunden.
Ein weiterer Aspekt, den die Stadt dem Vorhaben in der Sitzung entgegenhielt: Eines der vorgesehenen Grundstücke ist ein städtischer Feldweg. Dieser erschließe landwirtschaftliche Grundstücke und sei deshalb zu erhalten.
Weitere Photovoltaik-Anlagen im Landkreis Haßberge
Im Landkreis Haßberge entstehen aktuell in verschiedenen Kommunen neue Photovoltaik-Anlagen auf Freiflächen. Hierbei wird unterschiedlich verfahren, was die Betreiber betrifft. In Sand etwa ist für den geplanten Bürgersolarpark als Betreibergesellschaft die BürgerEnergiegenossenschaft Haßberge (BEG) vorgesehen, welche zusammen mit der Gemeinde und der GUT an Planung und Umsetzung arbeitet. Hier haben also in erster Linie Bürgerinnen und Bürger aus dem Haßbergkreis die Möglichkeit, zu investieren.
Im nördlichen Landkreis entstehen aktuell hingegen zwei Solarparks, die die in Oberbayern ansässige Energiegenossenschaft Inn-Salzach (Egis) als Betreiber führen wird: Im Hofheimer Stadtteil Reckertshausen findet sich auf rund 13 Hektar in Form von zwei Freiflächen-Photovoltaik-Anlagen ein Solarpark, der zudem über voll integrierte Batteriespeicher verfügt.
Gerade erst vom zuständigen Gemeinderat genehmigt wurde das zweite Egis-Projekt: Bei Bundorf soll der derzeit größte Bürgersolarpark Deutschlands entstehen, der rechnerisch Strom für mehr als 37.500 Haushalte produzieren kann.