Was den Ausbau der Freiflächenphotovoltaik anbelangt, so hat die Redaktion in den vergangenen Monaten immer wieder Kritik aus der Bevölkerung vernommen. Nach wie vor gibt es Menschen, die die Umnutzung von Weide- oder Ackerflächen für die Nutzung von Sonnenenergie für falsch oder gar verwerflich halten. Zuletzt mehrten sich Beschwerden, dass jetzt "überall in den Kommunen Solarpaneele wie Pilze aus dem Boden" schössen und das alles irgendwie unkoordiniert laufe.
Gibt es hier keine übergeordnete Planung? Warum lässt der Landkreis jede Gemeinde machen, was sie will? "Weil die Planungshoheit bei den Gemeinden liegt", antwortete Landrat Wilhelm Schneider kurz und knapp beim Pressegespräch zur Energiewende am Dienstag.
Schneider wie auch GUT-Geschäftsführer Marco Siller bestritten aber, dass der Ausbau der Photovoltaik auf der Fläche planlos verläuft. Der Landkreis versuche sehr wohl zu steuern. Den Beweis dafür sieht Siller dadurch erbracht, dass 19 von 26 Landkreiskommunen mit Standortkonzepten arbeiten - von denen die GUT elf erstellt und noch drei weitere in Arbeit hat. "Der Landkreis stimmt sich hier eng mit seinen Gemeinden ab", sagte Siller.
Freiflächenphotovoltaik auf maximal zwei Prozent der landwirtschaftlichen Fläche
Auf maximal zwei Prozent der landwirtschaftlichen Flächen im Landkreis sollen Solarpaneele aufgestellt werden. Verwirklicht und geplant seien Solarparks vor allem im nördlichen Landkreis, wegen der dort geringeren Bonität der Böden. Ein Ungleichgewicht in der Verteilung ergebe sich auch daraus, dass manche Kommunen, etwa Ebelsbach, fast vollständig von Landschaftsschutzgebieten umgeben seien. Da sein dann in Sachen Freiflächenphotovoltaik gar nichts möglich.
Anwesend beim Pressegespräch war auch Aidhausens Bürgermeister Dieter Möhring (Freie Wähler) in seiner Eigenschaft als Aufsichtsratsvorsitzender der Bürgerenergiegenossenschaft Haßberge (BEG). Die mittlerweile 444 Mitglieder starke BEG soll es den Bürgerinnen und Bürgern im Landkreis ermöglichen, sich an regenerativen Energieprojekten zu beteiligen. Die BEG wolle aber nicht nur Finanzier sein, sondern auch Betreiber, sagte Möhring. 140 Personen auf einer Warteliste und viele Genossinnen und Genossen, die ihre Anteile erhöhen wollten, seien Beweis dafür, wie vorbildlich die Energiewende im Landkreis gelingt, fand der Aufsichtsratsvorsitzende.
Keine "unheilige Allianz" von GUT und BEG
Möhring trat Befürchtungen entgegen, wonach GUT und BEG eine Allianz eingegangen seien, die es anderen Projektentwicklern, Investoren oder Betreibern praktisch unmöglich machen, im Landkreis Fuß zu fassen. Da kommt der Vorwurf der Monopolstellung hier wie dort auf. Für die BEG sagte Möhring, eine Beteiligung an GUT-Projekten (wie im Falle des Windparks Sailershausen oder des geplanten Solarparks in Sand) sei keinesfalls ein Muss. Und schon im Vorfeld hatten sich zahlreiche Kommunalpolitikerinnen und -politiker vor die GUT gestellt und erklärt, es gebe im Landkreis doch genug Beispiele für Projekte, mit denen die Gesellschaft nichts zu tun habe.
Bleibt die Öffentlichkeit zu oft außen vor?
Bleibt ein Vorwurf: nämlich der, dass die Planungen in Sachen Energiewende fast überall in den Kommunen und auch im Landkreis allzu lange hinter verschlossenen Türen laufen. Wie soll man da die Bürgerinnen und Bürger mitnehmen? Landrat Wilhelm Schneider bat um Verständnis dafür, dass bestimmte Vorberatungen einfach unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfinden müssten. Prinzipiell setze der Landkreis aber auf Transparenz. Bürgermeister Dieter Möhring meinte sinngemäß, dass mündige Bürgerinnen und Bürger immer rechtzeitig an Informationen kommen, wenn sie wirklich Interesse an ihrer Kommunalpolitik haben.