
Es ist eine Immobilie, die in der jüngeren Vergangenheit mehrfach zum Politikum wurde. Eine, für die es ambitionierte Pläne gab, die immer wieder platzten. Oder nicht die gewünschte nachhaltige Wirkung entfalteten.
Nun gerät das fünfgeschossige Fachwerkgebäude in der Haßfurter Hauptstraße 35 erneut in den Fokus. Nachdem die Stadt zuletzt ein neues Konzept für die Nutzung des Kunsthauses vorgelegt hatte, auch um dem drohenden Verfall zuvorzukommen, meldet sich jetzt das Kulturforum Haßfurt zu Wort – und kritisiert die Pläne von Verwaltung und Stadtrat. Aber von vorn.
Erstes Gutachten gibt bereits grünes Licht
Anfang dieses Jahres war bekannt geworden, dass das Kunsthaus künftig kein Kunsthaus mehr sein könnte, sondern Kneipe und Gästehaus. Denn im Februar beschäftigte sich der Stadtrat mit dem Vorschlag aus dem Rathaus, dort ein Hotel mit gastronomischem Betrieb einzurichten. Das Gremium beauftragte damals die Verwaltung, die Kosten auszuloten für den entsprechenden Umbau und die Sanierung des denkmalgeschützten Gebäudes. Ein erstes Gutachten hinsichtlich der zu erwartenden Wirtschaftlichkeit lag dem Stadtrat damals schon vor. Das Fazit lautete: Eine gastronomische Nutzung mit Hotellerie sei durchaus möglich, so Bürgermeister Günther Werner (Wählergemeinschaft Haßfurt) im Februar. Die Gutachter sollen demnach eine Unterkunft mit bis zu 14 Zimmern vorgeschlagen haben. Man halte nun Ausschau nach den passenden Fördertöpfen.
Beim Haßfurter Kulturforum hat man die neuen Pläne für das Kunsthaus mit wenig Freude zur Kenntnis genommen, zumindest in Teilen. Das geht aus einer Stellungnahme hervor, die Horst Hofmann, Vorsitzender des Vereins, im März verschickte. Man habe "große Zweifel, ob ein Umbau des Fachwerkhauses 35 zu einem Hotel realisierbar" sei, heißt es in dem Papier. Zu teuer könnte das Projekt werden, wenn wichtige Fördermittel nicht fließen würden: Etwa weil es sich dann um einen Wirtschaftsbetrieb handle. "Drei bis vier Millionen" Euro, schätzt der Verein, könnten der Stadt Haßfurt an Kosten entstehen. Wie das Kulturforum auf diese Zahl kommt, bleibt unklar. Doch es stellt fest: "An geringeren Summen sind schon andere Projekte in Haßfurt gescheitert."
Belebung der Innenstadt durch Gastronomie und Kultur
Das Kulturforum lehnt die Pläne der Verwaltung jedoch nicht vollständig ab: "Wir sind absolut für eine Belebung der Innenstadt und wir können uns auch eine Gastronomie in dem Haus gut vorstellen", heißt es in der schriftlichen Stellungnahme weiter. Doch der Verein möchte den Ort vor allem als "feste Kulturstätte" in der Haßfurter Kernstadt etablieren. Ein entsprechendes Konzept habe man schon vor mehr als vier Jahren an die Verwaltung gegeben. Doch offenbar, so der Vorwurf, fand dieser im Rathaus keine Beachtung. "In der letzten Stadtratssitzung kam zutage, dass den Mitgliedern des Stadtrates erst über die Zeitung bekannt wurde, dass überhaupt ein Entwurf vorliegt", so der Vorsitzende des Kulturforums Horst Hofmann.
Die Pläne des Kulturforums sahen demnach vor, eine Gastronomie im Erdgeschoss nicht durch ein Hotel zu ergänzen, sondern durch eine Reihe von öffentlichen Kulturangeboten. So sollte unter anderem einen Raum für wechselnde Ausstellungen sowie eine kleine Sammlung zur Stadtgeschichte entstehen. Außerdem eine Werkstatt für künstlerische Aktivitäten sowie Bildung und Kurse für Kinder und Jugendliche. Der Verein versprach sich dadurch auch eine Belebung des Haßfurter Zentrums: "Ziel sollte es sein, möglichst viele Menschen über den Tag und am Abend in die Stadt zu lotsen."
Verwaltung und Stadtrat wollen behutsam vorgehen
Das Haßfurter Rathaus war für eine kurzfristige Stellungnahme nicht zu erreichen. Doch schon im Rahmen der Sitzung im Februar war klar geworden: Eine Entscheidung für ein neues Hotel in der Innenstadt ist ohnehin nicht gefallen. Bürgermeister Günther Werner warnte damals vor übereilten Schnellschüssen, mahnte ein behutsames Vorgehen an. Auch einigen Ratsmitgliedern war diese Rückversicherung wichtig. Schritt für Schritt solle ausgelotet werden, ob das Hotel-Projekt Wirklichkeit werden kann.

Der Blick in die Vergangenheit zeigt, dass der Weg dorthin lang und steinig sein kann. Bislang hatte es immer wieder Pläne gegeben, die sich entweder bereits vorab in Luft auflösten oder das Problem des Leerstands nicht langfristig und nachhaltig lösen konnten. 2016 etwa war die Idee aufgekommen, aus dem einst so stolzen Geschäfts- ein nicht weniger eindrucksvolles Kulturhaus zu machen, ein "Herman-de-Vries-Museum". Bürgermeister Günther Werner hatte damals gehofft, den Ort so zu einem "Magnet für die Innenstadt" werden zu lassen, wie er gegenüber dieser Redaktion sagte.
Kaufhaus auf Zeit nicht mit gewünschter Anziehungskraft
Auch Marianne Alka, Gründungsvorsitzende des Haßfurter Kulturforums, sprach im September 2016 noch von einem Gewinn für die Kreisstadt, sollte das Kulturhaus kommen. "Ideal wäre es dann natürlich auch, wenn eine Fußgängerzone eingerichtet würde", so Alka damals. Doch daraus wurde nichts. Im Jahr darauf ließ der Haßfurter Stadtrat das Projekt aus Kostengründen platzen. Und auch mit dem in der Folge mehr oder weniger aus der Not heraus geborenen Kaufhaus auf Zeit, inklusive seiner sogenannten Pop-Up-Stores, Ausstellungen und Veranstaltungen, konnte das Gebäude nicht die gewünschte Anziehungskraft entwickeln. Ein Grund für die Abkehr der Stadt vom Konzept Kunst und Kultur in der Hauptstraße 35?
Geht es nach Vorstand des Kulturforums, so ist die Idee eines Haßfurter Kulturzentrums noch nicht vom Tisch. In der von Horst Hofmann verschickten Stellungnahme regt der Verein deshalb "eine Arbeitsgruppe unter Beteiligung der maßgeblichen Akteure in der Innenstadt zusammen mit der Stadt an". Diese Gruppe, so die Idee, soll maximal ein Jahr Zeit bekommen, um ein konkretes Vorhaben auf die Beine zu stellen. "Sorgfältig planen ist sicher wichtig, aber zügig verwirklichen gehört dazu. Haßfurt hat kein Planungs- sondern eher ein Umsetzungsproblem", so der Vereinsvorstand.