Am Montag beschäftigte sich der Kreistag unter anderem mit der Frage, wie es mit dem Haus Ebern der Haßberg-Kliniken weitergehen soll. Zu beschließen gab es nichts, doch Landrat Wilhelm Schneider (CSU) und Klinik-Vorstand Wilfried Neubauer stellten dem Gremium den aktuellen Stand der Dinge vor. Dabei kristallisierte sich heraus: Auch nach dem Weggang der Vorstandsvorsitzenden Dr. Vera Antonia Büchner hält der Landkreis an seinen Plänen zur Umstrukturierung des Kommunalunternehmens fest.
Zunächst sprach Wilhelm Schneider kurz über den Ausstieg von Klinikchefin Büchner, die ihren Vertrag nur 15 Monate, nachdem sie den Posten übernommen hatte, gekündigt hatte. "Dieser Schritt ist bedauerlich", sagte der Landrat, ohne auf die Gründe für Büchners Entscheidung einzugehen. Derzeit werde Büchner durch ihren Vorstandskollegen Neubauer vertreten. "Das Konzept soll wie geplant umgesetzt werden", betonte Schneider.
Spezialisierung beider Häuser
Auf Nachfrage dieser Redaktion teilt Monika Göhr, Pressesprecherin des Landratsamtes, mit, aktuell sei Büchner noch offiziell "dem Unternehmen zugehörig". Die Entscheidung über eine Nachfolgerin oder einen Nachfolger sei in Vorbereitung. Weiter widerspricht die Behördensprecherin dem Gerücht, die Um- und Ausbaupläne für das Haus Haßfurt der Haßberg-Kliniken seien vorerst auf Eis gelegt. "An den Planungen wird weiterhin gearbeitet. Das läuft weiter – unabhängig von der Personalie", schreibt Göhr.
Grundsätzlich geht es dem Landkreis darum, die beiden Häuser der Haßberg-Kliniken stärker zu spezialisieren. Das betrifft vor allem die stationäre Chirurgie, die es aktuell noch an beiden Standorten gibt. Geplant ist, diesen Bereich künftig in Haßfurt zusammenzuziehen. In Ebern soll dagegen ein "Zentrum für Altersmedizin" entstehen. So sollen im Krankenhausgebäude Pflegeplätze entstehen. Auf diese Art will die Klinik älteren, pflegebedürftigen Patienten weite Wege ersparen, wenn medizinische Versorgung und Wohnraum nah beieinander liegen.
Kritik von vielen Seiten: Krankenhaus wird zum Altenheim
Kritik an diesen Ideen war sowohl aus der Kommunalpolitik gekommen, als auch aus der Bevölkerung. So wurde vor allem die Befürchtung laut, dass es sich bei der Umstrukturierung um ein schleichendes Ende des Eberner Krankenhauses handle. Denn, so die Kritiker, wenn mit der stationären Chirurgie ein medizinischer Bereich das Haus Ebern verlässt und dafür mit der Pflege ein nicht-medizinischer Bereich ausgebaut wird, dann werde die Einrichtung ein Stück weit vom Krankenhaus zum Altenheim umgebaut.
Ein weiterer Kritikpunkt betrifft den Umgang mit Notfällen. Eine ambulante chirurgische Notfallversorgung soll es in Ebern künftig werktags von 8 bis 18 Uhr geben; zu wenig, finden viele Kritiker der Pläne.
Petition mit knapp 3000 Unterschriften
Zuletzt hatte die Aktionsgruppe "Schluss mit Kliniksterben in Bayern" sich mit einem Offenen Brief an Landrat Wilhelm Schneider gewandt. Die Gruppe fordert, "dass jede Bürgerin und jeder Bürger in Deutschland innerhalb von 30 Minuten ein qualitativ hochwertiges Krankenhaus erreicht, das mindestens über eine Notfallversorgung der Notfallstufe 1 verfügt." Mit der geplanten Kombination aus Altersmedizin inklusive Palliativmedizin, Kurzzeit- und Übergangspflege könne das Haus Ebern den zu erwartenden Strukturvorgaben jedoch nicht mehr gerecht werden. So warnt die Aktionsgruppe: "Mittelfristig droht damit ein Aus Ihres Standorts Ebern als akutstationäres Krankenhaus."
Das Schreiben trägt unter anderem die Unterschrift von Klaus Emmerich, der 18 Jahre lang Vorstand der Landkreiskrankenhäuser in Sulzbach-Rosenberg war, bis er im Jahr 2020 in den Ruhestand ging. Emmerich hat außerdem über den Verein Campact eine Online-Petition gegen eine "Teilschließung der Haßberge Klinik Ebern" gestartet. Bisher (Stand: Dienstag, 15 Uhr) sind 2864 Unterschriften zusammengekommen.
Antworten, ohne die Kritiker direkt zu erwähnen
Wilfried Neubauer erwähnte in seiner Präsentation vor den Kreisräten nicht direkt, dass es Kritik an den Plänen des Landkreises gab – ebenso wenig wie Landrat Schneider oder Eberns Bürgermeister Jürgen Hennemann (SPD), der sich ebenfalls zu Wort meldete. Allerdings fielen in den Ausführungen von Neubauer und Hennemann einige Sätze, die sich durchaus als Antwort an die Kritiker verstehen lassen.
So sagte Neubauer, kurz nachdem er über Eberns künftige Rolle als "Zentrum für Altersmedizin" gesprochen hatte: "Das müssen wir noch diskutieren, wir wollen ja nicht nur Altersmedizin machen." Weiter betonte er, das Konzept sei zwar "auf ältere Patienten ausgelegt, wir dürfen aber die jüngeren nicht vergessen".
Auch Neubauers Aussage, die Haßberg-Kliniken mit ihren beiden Häusern träten gemeinsam als ein Krankenhaus auf, lässt sich als Antwort auf die Kritik verstehen, das Haus Ebern sei nach dem Weggang der stationären Chirurgie kein richtiges Krankenhaus mehr: Wenn weder Ebern noch Haßfurt für sich ein eigenständiges Krankenhaus ist, sondern beide Häuser sich als Standorte der großen Landkreis-Klinik verstehen, dann muss nicht jede Art von Behandlung an beiden Orten angeboten werden.
Keine Hoffnung auf große Operationen
Was die Notfallversorgung angeht, nannte Neubauer Fallzahlen. Demnach gäbe es in den Abend- und Nachtstunden, in denen die Klinik künftig nicht mehr für Notfälle zur Verfügung stehen soll, im Schnitt einen Patienten pro Tag. An einem Samstag, Sonntag oder Feiertag gebe es durchschnittlich fünf Patienten – zu wenig, um die Notfallversorgung länger als die geplanten zwölf Stunden pro Werktag aufrecht zu erhalten.
Auch Bürgermeister Hennemann stellte sich hinter die Pläne. Es sei wichtig, den Klinikstandort bedarfsgerecht auszurichten, statt weiterzumachen, "bis es gar nicht mehr zu finanzieren ist". Er glaube an die Zukunft für kleine Krankenhäuser auf dem Land, doch dafür brauche es ein Zukunftskonzept. "Wir können uns abschminken, dass die großen Operationen bei uns gemacht werden können", sagte Hennemann.
Betriebsbedingte Kündigungen soll es nicht geben
Neubauer und Schneider betonten auch noch einmal, dass die Umstrukturierung der Kliniken ohne betriebsbedingte Kündigungen über die Bühne gehen soll. Für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, deren Arbeitsbereich wegfällt oder an einen anderen Standort verlagert wird, soll es Angebote für eine Weiterbeschäftigung an einer anderen Stelle im Unternehmen geben. Von den 60 betroffenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern hätten bisher 56 ein entsprechendes Angebot erhalten, nur vier Fälle seien "noch in Klärung".