
Haßfurt greift durch. Das Signal, das vom Bauausschuss ausgeht, ist eindeutig: Hausbesitzerinnen und -besitzer, die im Osterfeld städtischen Grund vereinnahmt haben, müssen zurückbauen, was sie in den vergangenen Jahren darauf errichtet oder angepflanzt haben. Das ist richtig.
Weniger positiv ist hingegen das Signal, das Haßfurts Bürgermeister Günther Werner nach außen trägt. Er sprach in der jüngsten Ausschusssitzung von "Rufmord" und "Hetze" gegen seinen Parteifreund, den Dritten Bürgermeister Berthold Albert (WG). Dieser ist Miteigentümer eines der besagten Grundstücke, die von der sogenannten "Schwarzbauaffäre" betroffen sind. Werners Vorwürfe wiegen schwer. Sie sind gefährlich – und falsch.
Ablenken von eigenen Fehlern
Das Haßfurter Stadtoberhaupt geht mit diesem Ablenkungsmanöver in die politische Offensive. Eigene Fehler – wie etwa mangelnde Transparenz bei der Aufklärung der Affäre – gesteht Werner nicht ein. Dabei dürfte auch ihm bewusst sein: Personen aus der Politik, die öffentliche Ämter bekleiden, unterliegen immer einem besonders prüfenden Blick. Sei es durch die Opposition oder durch die Presse. Die Macht und die daraus resultierende Verantwortung, die Menschen in solcher Funktion haben, macht diese Form der Kontrolle nötig – auch in der Kommunalpolitik. Das ist eines der Grundprinzipien unserer Demokratie. Hier gibt es einen deutlichen Unterschied zu den "einfachen" Bürgerinnen und Bürgern.
Dass der Fall des Amtsträgers Albert nun dieses hohe Maß an Aufmerksamkeit und Ärger erregt hat, liegt also einerseits an seiner Funktion und an vermeintlichen mündlichen Absprachen zwischen ihm und der Verwaltung, so zumindest hatte es der Dritte Bürgermeister mehrfach betont; andererseits an der fehlenden Transparenz und dem mangelnden Aufklärungswillen vonseiten des Haßfurter Stadtoberhauptes, um das Thema endlich aus der Welt zu schaffen: am Herumlavieren, Zaudern, Zögern.
Offensive Aufklärung sieht anders aus
Das zeigt auch ein Umstand aus der jüngsten Ausschusssitzung. Dort hatte Werner den Gremiumsmitgliedern einen Brief der Verwaltung an die Hausbesitzerinnen und -besitzer der betroffenen Grundstücke erst auf Drängen der Opposition zugänglich gemacht. Allerdings nur hinter verschlossenen Türen im nicht-öffentlichen Teil der Sitzung, mit Verweis auf den Datenschutz. Eine offensive Aufklärung sieht anders aus.
Wäre diese in den vergangenen Wochen erfolgt, hätte sich das Stadtoberhaupt die Nebelkerze um den haltlosen Vorwurf von "Rufmord" und "Hetze" womöglich ersparen können.
kann man einen durch Ruf-Selbstmord bereits entsprechend vorgeschädigten Ruf überhaupt nochmal ermorden?