
Im Gespräch mit der Redaktion hat Haßfurts Bürgermeister Günther Werner das, was jenseits der Grenze jenes Grundstücks geschehen ist, das seinem Stellvertreter Berthold Albert mitgehört, heruntergespielt: Hinter dem Gartenzaun ein paar Büsche gepflanzt, einen Hasenstall aufgestellt, ein wenig Schotter eingebracht. Er frage sich: Ob man das überhaupt Schwarzbau nennen könne, meinte der Rathauschef zu Beginn der dritten Juniwoche. Und nach einer Ortsbegehung.
Ein vereinnahmtes Grundstück, das erheblichen Wert haben dürfte
Ja, man kann nicht nur, man muss es Schwarzbau nennen, wenn die Maßnahmen nicht genehmigt waren. Hier hat jemand ein fremdes Grundstück in Beschlag genommen, eine Flutmulde aufgefüllt, sich mit Bepflanzung eine zweite Sichtschutz-Reihe geschaffen und Teile seiner Heizungstechnik aus den eigenen vier Wänden ausgelagert. Alles zusammen stellt einen erheblichen ökologischen Eingriff dar (man denke an die Flutmulde) und: Die betroffene Fläche dürfte weit über 100 Quadratmeter groß sein, ein feiner Vorgarten, und alles andere als Peanuts, wenn man die aktuellen Grundstückspreise heranzieht.
Die "Causa Albert" vergiftet zunehmend das Klima der Stadtpolitik, lässt den Unmut in der Bevölkerung wachsen und ihr Vertrauen ins Rathaus schwinden. Und es hilft Bürgermeister Günther Werner nichts, er kommt aus der Nummer selbst nicht heraus, ohne Farbe zu bekennen:
Haben die Stadt oder er persönlich seinem Parteifreund Berthold Albert die Genehmigung zur wundersamen Grundstücksvermehrung erteilt? Und wenn ja: Welche Rechtfertigung kann es für so eine Ausnahme geben?
Oder haben Berthold und die Seinen einfach drauflosgebaut in der Hoffnung, es werde schon keiner daran Anstoß nehmen. Dann aber muss Bürgermeister Günther Werner das Kind beim Namen nennen: Schwarzbau! Und für den Rückbau sorgen.
Die Stadtspitze argumentiert damit, dass es ja zahlreiche Übergriffe auf ökologische Ausgleichsflächen in den Neubaugebieten im Westen gebe oder gegeben habe. Und alle Fälle erst einmal sorgfältig geprüft werden müssten.
Dass die Stadt hier angeblich noch prüfen muss, ist schlicht und einfach albern
Das ist, bezogen auf den Einzelfall Berthold Albert, völlig albern und auch dreist: Wer, wenn nicht die Stadt selbst weiß, wo hier genau die Grundstücksgrenzen verlaufen und was sie erlaubt hat und was verboten? Welcher Recherchen soll es da noch bedürfen? Und es ist auch nicht unfair, den Kommunalpolitiker Albert in den Fokus der Kritik zu rücken, selbst wenn er nur Miteigentümer ist und ganz woanders wohnt. Nicht nur seine Vorbildfunktion, sondern auch das enorme Ausmaß der Übergriffe auf den städtischen Grund rechtfertigen es, hier ganz genau hinzusehen.
Ist er wirklich nur Sache des Stadtrats, sich mit den Schwarzbau-Vorwürfen zu beschäftigen?
Auf eine Anfrage der CSU hat die Stadt in Person von Zweitem Bürgermeister Norbert Geier deutlich gemacht, dass die Behandlung des komplexen Themas primär in den zuständigen Gremien des Stadtrats erfolgen müsse. Das mag sachlich korrekt sein – aber an einer öffentlichen Erklärung wird Bürgermeister Günther Werner nicht mehr vorbeikommen. Es sei denn, er und seine Wählergemeinschaft wollen sich dem Vorwurf aussetzen, die Angelegenheit lieber hinter verschlossenen Türen auszukarten. Mit "saludos amigos" hatte man die WG bisher eigentlich nicht in Verbindung gebracht.