Macht es Spaß, Rehe zu schießen? Ist es Gaudi, einen Jagdhund auf einen Fuchs zu hetzen? Wer Tiere liebt, mag die Jagd verabscheuen, Jägerinnen und Jäger für Sadisten halten und ihnen Tierquälerei und ein blutrünstiges Hobby vorwerfen.
Doch so sehr man über Aspekte der Jagd streiten mag, eine Frage bleibt am Ende immer, auch jetzt, bei der Diskussion um Schliefenanlagen wie in Zeil: Was würde geschehen, gäbe es ab morgen keine Jagd? Dann wären alle Tiere in Feld, Wald und Flur sich wieder selbst überlassen, der Idealzustand in der Natur, könnte man argumentieren.
Das Problem dabei: Die Natur gibt es nicht mehr. Seit sich der moderne Mensch vor 40.000 Jahren oder mehr in Europa ausgebreitet hat, hat er Wälder gerodet, Wiesen umgepflügt, Moore trocken gelegt, Flüsse umgelenkt, Siedlungen immer weiter ausgedehnt und das Netz an Verkehrswegen immer dichter geknüpft. Mithin: Er hat rund um sich herum eine Welt geschaffen, die wohl wenig mit der Natur zu tun hat, die sich ohne homo sapiens eingestellt hätte.
Man nennt das Kulturlandschaft. Und es ist inzwischen durchaus ins öffentliche Bewusstsein gedrungen, dass etwa die Buchenwälder im Naturpark Steigerwald im Wesentlichen das Produkt jahrhundertelanger Waldwirtschaft sind - was nicht nur den Begriff Naturpark relativiert, sondern auch ein Fragezeichen hinter die Bestrebungen nach einem Nationalpark setzt.
Verändert hat der Mensch nicht nur Wälder, Wiesen, Weiden. Schnell wird übersehen, wie sehr er über alle Generationen hinweg den zweiten Teil des biblischen Schöpfungsauftrag beherzigt hat: Auf "Macht Euch die Erde untertan" folgt: "... und herrscht über die Fische des Meeres, die Vögel des Himmels und über das Vieh und alles Getier." Homo sapiens hat die Tiere in seiner Welt domestiziert oder ausgerottet, gehegt und gepflegt, ignoriert oder ausgebeutet. Im Ergebnis: Er hat die Tierwelt in den letzten 1000 Jahren wohl stärker verändert als es 100.000 Jahre Evolution vermocht hätten.
Etwas übertrieben könnte man sagen: Zwischen Alpengipfeln und Nordsee hat der Mensch um sich herum Landschaften geschaffen, die eher künstlichen als natürlichen Systemen entsprechen - die Tierwelt eingeschlossen. Damit ist die Frage nach der Jagd auch eine Frage, in welcher Welt wir künftig leben wollen. Wollen wir die von uns geschaffene Welt erhalten oder nicht? Wollen wir sie weiter umgestalten? Und mit welchen Mitteln?
Was, wenn Füchse oder Wildschweine, die dank einseitiger Sympathien unserer Vorfahren heute fast ohne natürliche Feinde leben, nicht mehr bejagt werden? Was, wenn Biber ungehindert Tabula rasa entlang aller Flüsse machen? Was, wenn sich die invasiven Waschbären so vermehren, wie man es von Kaninchen kennt? Und einheimischen Vögeln die Eier aus den Nestern holen? All dies hat zusätzliche Auswirkungen auf die eh schon manipulierte Umwelt.
Gerade wer Tiere liebt, muss deshalb Antworten auf diese Fragen liefern. Mit "die Natur wird es schon richten" ist es nicht getan, weil diese Natur Vergangenheit ist. Und im Falle des Falles ist Jagd dann nicht angewandter Naturschutz, sondern Kulturlandschaftsschutz.
Daher braucht es die Jagd nicht, wenn man die Natur einfach machen lässt. Die Frage ist vielmehr: wird ein Nebeneinander von Mensch mit Wolf möglich sein? Da sehen die Zeichen schlecht aus, die Akzeptanz ist doch sehr gering.
Den Wald gab es schon Millionen Jahre vor dem Menschen; der hat eine "Hege und Pflege" durch den Menschen nicht nötig, wenn der Mensch die Natur einfach in Ruhe lässt. Das System Wald reguliert sich nämlich wunderbar alleine.
selbst wenn Wolf, Bär und Luchs zurückgekehrt sind (ob und in welchem Ausmaß sie das dürfen, wird wohl der Mensch entscheiden), bedeutet das doch nicht, dass "die Natur" zurückkehrt. Sich selbst überlassen, würde sich unser Land weitgehend wieder mit Wald bedecken. Stattdessen sehen wir, ob mit Wolf, Bär oder Luchs, große landwirtschaftliche Flächen, riesige Siedlungsflächen, Industrie- und Gewerbeflächen, Verkehrswege, die das Land zerschneiden, uns so weiter. So richtig von Natur wird da wohl niemand mehr sprechen wollen, oder?
Mit freundlichen Grüßen aus der Redaktion, Martin Sage
Wölfe, die zurückkehren, müssen fressen und fangen Beute. Darunter auch Rotwild. So einfach ist das.
Die Jagd ist absolut ungeeignet, um die Beutegreifer auch nur annähernd zu ersetzen. Die Jagd ist ungeeignet, um Tierpopulationen zu regulieren. Jäger schießen wahllos auf Tiere, egal ob gesund oder krank, während Beutegreifer es hauptsächlich auf erkrankte Tiere abgesehen haben. Jäger füttern häufig im Winter den Tierbestand sogar an, der dann im Frühjahr den Waldverbiss verursacht.
Die jetzige Form der Jagd dient nur einem Zweck, der Trophäenjagd. Sie leistet weder einen wertvollen Beitrag für die Kulturlandschaft noch den Umweltschutz, noch ist sie angewandter Naturschutz.
Schon 1971 kritisierte Horst Stern, dass die Jagd zu wenig Rotwild schießt und es noch unnötigerweise päppelt. Daran hat sich bis heute nicht viel geändert.
Dann werden außer den Betroffenen und Geschädigten auch die Jagdgegner merken was wir Jäger für eine Leistung erbringen und das die Natur den Bestand nicht von selbst regulieren kann
Einzig der Mensch darf sich beliebig vermehren, sich verbreiten, überall eindringen, anderen Lebewesen den Lebensraum und auch das Leben nehmen?
Mit welchem Recht?
Jeder Jäger müsste über jedes Tier das er ja angeblich zum Wohle der Menschheit zwangsweise erlegen MUSS Tränen vergiessen. Statt dessen gibt es fröhliche Jagden, wird aus dem Töten ein Event gemacht das nach Abschluss fleissig befeiert und feuchtfröhlich begossen wird. Oft schon vorher. Da solle noch mal jemand sagen, töten würde keinen Spass machen!
Mag sein das in ihren Augen die Jagd wie von ihnen beschrieben abläuft , und wird manchmal in Filmberichten so dargestellt, die Wirklichkeit ist aber eine ganz andere .
Es gibt durchaus Jagdbezirke welche von irgendwelchen reichen Managern gepachtet sind um darin Veranstaltungen für andere privilegierte Personen ohne Jagdrevier abzuhalten . Aber die unbeachtete Masse betreibt penibelste hege und pflege in ihren Revieren , leisten richtig Arbeit die für Personen wie sie nicht erkennbar ist, da ihr Fachwissen leider nur soweit ausgeprägt ist wie sie es eben in den Medien durch negative Darstellung vorgespielt wird .
Ich muss Sie leider enttäuschen, ich habe mein Wissen nicht aus irgendwelchen Medien sondern - leider - aus erster Hand da in meiner direkten Verwandtschaft einige Jäger sind. Jagdbegeisterter Nachwuchs wird sich gezogen indem schon Kleinstkinder zwischen den erlegten Tieren spielen und das töten somit als "normal" gelehrt wird.
Richtig ist: Der Mensch verändert seine Umwelt seit Jahrtausenden – und eben nicht erst seit dem Beginn des Anthropozän.
Aber was immer wir tun – oder eben auch nicht tun – wir sind Teil dieser Umwelt. Und langfristig gesehen findet die Natur immer einen Weg, ein Gleichgewicht zu schaffen. Mit uns oder ohne uns. Natur verändert sich – ständig. Überpopulationen sind – in Zeiträumen der Evolution betrachtet – immer ein vorübergehendes Phänomen.
Die Frage müsste ehrlicherweise doch lauten: wie sehr sind wir Menschen bereit, uns den natürlichen Prozessen unterzuordnen?
Eine Wildschweinrotte im Maisfeld, ein Wildverbiss im Jungwald - und schon heulen wir auf, weil das ja alles Geld kostet.
Wir machen uns keine Sorgen um das Gleichgewicht der Natur. Wir machen uns Sorgen um dessen Auswirkungen auf unseren Geldbeutel …
Pure Heuchelei!
Schwierig, ob man das so schwarz - weiß sehen sollte. DIE Natur gibt es so wohl heute wie in tausenden Jahren kaum noch, die würde dann auch ganz anders aussehen. Soviel weiß die Forschung schon. Das zu akzeptieren fiel Menschen schon immer schwer und nicht zuletzt ist die Bevölkerung der Erde in den letzten 100+ Jahren exorbitant gewachsen.
Was in großen Teilen bedauerlicherweise zutreffend ist, ist die Feststellung der Heuchelei! Vielfach sicher eher eine Reflexäußerung als wirklich purer Egoismus, letzterer dann da, wo einem dann doch dämmern sollte, um was es wirklich geht: um Geld oder um irgendeine Form eines Verlustes, materiell oder immateriell. Wir sind immer noch Steinzeitdenker, sieht man aktuell in der großen wie häufig auch kleinen kommunalen Politik samt ihrer Folgen: der Mensch hat Angst vor dem Verlust, nicht vor dem Risiko! Schaut, wohin das führt. Ich denke deshalb, dass „dosierte“ Jagd gebraucht wird (leider).