Conny Rahm aus Reichenbach (Lkr. Bad Kissingen) ist tierlieb. Sie hat Hund, Hühner und eine Katze. Doch vor Kurzem staunte sie nicht schlecht, als sie vor ihrem Haus einen jungen Waschbären fand. Er hatte sich unter Pflastersteinen versteckt. "Was mache ich nur mit dem Tier?", fragte sie sich - und rief ihre Tochter an, die im Umweltamt in Stuttgart arbeitet.
"Töten war für mich keine Option", erzählt Conny Rahm. Das Amt riet ihr, das Tier dann wieder auszusetzen. Mit einem Arbeiter, der vor ihrem Haus gerade an der Hauptstraße Randsteine setzte, verfrachtete sie das Tier in eine Katzen-Box und setzte es im nahegelegenen Wald wieder aus. Dort hatte ein Nachbar die Höhle entdeckt, in der sich sechs junge Waschbären tummelten.
Waschbär richten in Dachböden Schäden an
Bauarbeiter Michael Schipper kennt die Tiere. In seinem Weiler Heckmühle, im westlichen Landkreis Bad Kissingen im idyllischen Schondra-Tal gelegen, gibt es diese Kleinbären auch. Er erzählt, dass die "Allesfresser" in seiner Nachbarschaft ins Dach eingedrungen waren und im Spitzboden die Dämmung angefressen hatten. Durchaus schadensträchtig, was die niedlich aussehenden Tiere anrichten können.
Ein paar Häuser weiter in Reichenbachs Dorfmitte hatten es sich derweil zwei weitere Waschbären auf einer Treppe in der Sonne liegend gemütlich gemacht. Die sind schnell im Hof verschwunden, als sich mehrere Passanten dieses ungewöhnliche Schauspiel ansehen wollten. Hausbesitzer Patrick Hergenröther hat sofort Haus und Hof auf etwaige Schäden durchsucht, "aber nichts gefunden, Gott sei Dank!"
Er hat aber - wie andere Dorfbewohner mittlerweile auch - alle Löcher, die ins Haus oder Scheune führen, dicht gemacht. "Bei mir lagen die Waschbären zwar auf der Treppe, aber unter dem Abgang habe ich meine Mülltonnen stehen. Das könnte sie genau dorthin gelockt haben", sagt er.
Zwei Waschbär-Hotspots in Unterfranken
Nach Recherchen dieser Redaktion gibt es Waschbären in Bayern vor allem in Unterfranken. Und da gerade in der Rhön und im Spessart. Im Landkreis Main-Spessart wurden im vergangenen Jahr fast 400 Waschbären geschossen. "Ob sich der Waschbär hier wohler fühlt als anderswo, lässt sich gar nicht sagen", teilte die Untere Jagdbehörde des Landratsamtes aus dem Spessart damals mit. Das Tier werde "wohl sämtliche für ihn geeigneten Lebensräume besetzen".
Auch im Landratsamt Bad Kissingen kennt man das Problem. Wie Anja Vorndran von der Pressestelle der Behörde auf Anfrage mitteilt, gehe man davon aus, dass die Population steigt. Denn der Waschbär sei ein Allesfresser, fühle sich in der Nähe von bewohnten Siedlungen wohl und habe keine natürlichen Feinde.
Außerdem stellt das Amt klar, dass der Waschbär nicht unter Naturschutz steht, sondern in Bayern – wie in den meisten anderen Bundesländern auch - dem Jagdrecht unterliegt. Das heißt, er darf bejagt werden. Die Verbreitung der Waschbären sei nicht gewünscht, sie gelten als zugewanderte Art und treten mit dem regionalen Raubwild in Konkurrenz um Nahrungsmittel.
Den Tieren keine Möglichkeit bieten, an Futter zu gelangen
Ist es schon eine Plage, wenn Waschbären durch ein Dorf trotten und eine Dacheindämmung anfressen? Vorndrans Antwort darauf fällt salomonisch aus: "Wann die Tiere als Plage gesehen werden, ist vom Einzelfall abhängig. Grundsätzlich hat der Besitzer des Grundstücks das Hausrecht." Zudem könne man beim örtlichen Jäger nachfragen, wenn Waschbären überhand nehmen.
Damit sich die Tiere nicht ansiedeln, soll man den Waschbären weder Futter noch ein Dach über dem Kopf bieten. Vorndran weiß, dass die Tiere keine Feinschmecker sind, "sie schlecken schon mal den Rest im Joghurtbecher im Gelben Sack aus, den sie vorher zerfetzen. Reste von der Grillparty, eine leicht erreichbare Biomülltonne – das sehen die Waschbären als Einladung zum Festschmaus. Und das gilt es zu vermeiden", sagt die Behörden-Sprecherin.
Konkret empfiehlt sie: Man dürfe den Waschbären keine Möglichkeit bieten, sich einzunisten und vor allem keine Nahrung vorhalten – also auch kein Hunde- oder Katzenfutter draußen stehen lassen. Denn die Waschbären klettern über Regenrinnen, Bäume und Sträucher in den Dachboden, Scheune oder Halle.
Es lohne sich, Bäume oder Sträucher, die über das Dach reichen, zurückzuschneiden, dann können die Tiere gar nicht erst eindringen. Regenrinnen sollten mit einer Blechmanschette, der Schornstein mit einem Metallgitter geschützt werden. Fleisch, Fisch, Milchprodukte - also insgesamt Essensabfälle - sollten nicht auf dem Kompost landen, auch hier können sich die Waschbären leicht bedienen.
Die müssen konsequenter bejagt werden. Genau wie die schon genannten Nilgänse. Tierwohl geht auch in die andere Richtung, denn die einheimischen Arten werden verdrängt und behindert.
Wovon bitteschön sprechen Sie hier?
Was ist mit den Nilgänsen? Eine Verbreitung scheint hier gewünscht.
Die sind sehr klein und mit sehr wenig Fleisch dran