
Nicht weit entfernt vom Oberen Turm in Haßfurt haben Emil Morozow, Heinrich Ritter und Leonard Gehrig ihr Büro. Im Keller unter einer Steuerberatungsfirma befindet sich der Arbeitsplatz der drei jungen Unternehmer. Das Außergewöhnliche daran: Die Drei sind noch Teenager. Emil Morozow, 19, ist seit diesem Semester Student, Ritter, 20, und Gehrig, 18, drücken noch die Schulbank. Trotz ihres Alters sind die drei Haßfurter in der Geschäftswelt längst angekommen.
Weiß gestrichene Ziegelsteine, eine Couch mit Tisch, eine kleine, spärlich ausgestattete Küche und ein Raum mit Schwerlastregalen. Kameras, Mikros, eine Drohne und weitere technische Gerätschaften sind sorgsam verstaut. Mehr braucht es nicht im Büro der jungen Gründer.
Gerade ist viel los bei den Unternehmern. In einem Tag fängt die Schule wieder an. Till Kübler und Matthis Gehring, die zwei Angestellten des Unternehmens und Ex-Schulkommilitonen der Firmeninhaber, bearbeiten konzentriert und versunken in Gamingstühle mit Videoschneideprogrammen die anfallenden Kundenaufträge.

Am 1. November 2022 gründete das Trio seine Firma Younet. Die Marketing-Agentur berät Unternehmen in ihrer Social-Media-Strategie und erstellt Websites. Sie betreut die Social-Media-Kanäle ihrer Kunden, schreiben Skripte für Instagram-Videos, drehen selbst Videos und machen Fotos.
Das junge Team hat gut zu tun. Sie wollen mit ihrer Arbeit Unternehmen aus der Region sichtbarer für die jüngere Generation machen. Der Gedanke ist einfach: Gen-Z weiß, was die Gen-Z anspricht. Diese Überzeugung führte sie zur Firmengründung.
Kurze Zeit später zog ihre Firma den ersten Kunden an Land. Seitdem laufe es für das kleine Unternehmen aus Haßfurt. Die Idee zur Gründung kam auf dem Weg zu einer Jugendfortbildung. Morozow und Ritter arbeiteten zu dieser Zeit neben der Schule als Kellner.
Von Kellnern zu Geschäftsführern ihrer eigenen Firma
Das Kellnern fanden sie nach einer Weile eintönig. Sie überlegten, was sie anstelle dessen machen könnten. Da kam ihnen die Idee mit der Gründung, erzählt Heinrich Ritter. Er habe sich gedacht: "Eigentlich wäre es ganz cool, mal selber was zu machen, wo man sein eigener Chef ist, sich seine Zeiten besser einteilen kann und für sich selbst zu arbeiten."
Die Nachwuchsgründer wollten zunächst eine Beratungs-Firma eröffnen. Der Gedanke: Sie als junge, digital lebende Menschen beraten Unternehmen, wie sie sich der jüngeren Generation im Netz präsentieren könnten. Doch das war ihnen zu wenig. Mit Leonard Gehrig an Bord, der in der Firma der kreative Kopf ist, beschlossen sie, dass sie selbst Videos, Websites und Social-Media-Inhalte produzieren könnten.

Das war im Herbst 2022. Zwei Jahre später beraten die jungen Männer mehrere namhafte Firmen aus der Gegend, haben ihr eigenes Büro, ein Dienstfahrzeug und beschäftigen sogar zwei Mitarbeiter auf Minijob-Basis. "Andere haben ihr Unternehmen in einer Garage angefangen, wir in einem Keller", scherzen die jungen Männer und verweisen auf Unternehmer wie Steve Jobs und Bill Gates, die ihre Firmen in einer Garage gründeten.
Doch aller Anfang war schwer. Nicht jeder Betrieb reagierte auf Anhieb positiv. Sie seien am Telefon des Öfteren abgewiesen worden, erzählen sie. Zu Beginn hätten auch sie Bedenken gehabt, ob sie in der Geschäftswelt überhaupt ernst genommen werden würden. Ihre Sorgen blieben unbegründet. Das Geschäft laufe.

Nach knapp zwei Jahren des Unternehmertums, berichten sie, dass sie gerade aufgrund ihres jungen Alters ernst genommen. "Wir erhalten mehr Respekt, weil wir so jung sind", sagt Emil Morozow stolz. "Wir verstehen, was junge Menschen catcht, besser als 50-Jährige", fügt Heinrich Ritter selbstsicher hinzu.
Vieles hätten sie sich durch learning by doing beigebracht: Algorithmen verstehen, Webseiten programmieren, Videos drehen und schneiden. Sie fragten sich: Welche Inhalte gehen viral? Welche nicht? Seit zwei Jahren sind die jungen Unternehmer im Geschäft. "Wir hatten unfassbar viel Glück mit unseren Kunden", erzählt Emil Morozow, der seit diesem September China Business und Economy an der JMU Würzburg studiert.
Nachwuchsunternehmer Morozow: "Wir erhalten mehr Respekt, weil wir so jung"
Seine Geschäftspartner gehen noch in die Schule. Heinrich Ritter und Leonard Gehrig haben dieses Schuljahr vor, ihr Abitur am Haßfurter Regiomontanus-Gymnasium abzulegen. Was sie danach machen wollen, wissen sie noch nicht genau. Ein Jahr frei machen oder doch gleich im Anschluss nach der Schule studieren? Der Firma möchten sie allerdings treu bleiben.
Die drei Jungunternehmer empfehlen jungen Menschen schon während der Schulzeit zu gründen. Junge Menschen hätten im Vergleich zu Erwachsenen weniger Verpflichtungen, mehr Freizeit und wohnen kostenlos bei den Eltern. In dieser Zeit könne man sich gut ausprobieren und Risiken wagen, erzählen die Jugendlichen. Auch wenn sie oft ihre Ferien oder Nachmittage mit Arbeiten verbringen, haben sie dennoch genug Zeit für Familie und ihre Freunde.
Das sollte uns Steuerzahlern schon eine gute Ausbildung Wert sein!