
Herbst 2022: Markus Heurung hatte einen Sommer hinter sich, in dem er oft mit anderen Leuten gegrillt hatte. Doch eines störte ihn: So gesellig das gemeinsame Essen auch sein mag, gibt es doch immer eine Person, die außen vor ist. Einer steht am Grill, bereitet für alle anderen das Essen zu, bekommt von den Unterhaltungen am Tisch nicht viel mit und isst, wenn alle anderen schon fertig sind.
"Nachdem ich gefühlt 50-mal am Grill gestanden war, ist mir die Idee gekommen", berichtet der 36-Jährige: Wäre es nicht toll, einen Tisch zu haben, bei dem ein Grill in der Tischmitte eingebaut ist? Dann könnten alle gemeinsam am Tisch sitzen, jeder könnte von seinem Platz aus sein eigenes Grillgut auflegen. Niemand wäre ausgeschlossen. Markus Heurung zieht Vergleiche zum Raclettegrill.
Recherche: Gibt es das schon?
Also begann er zu recherchieren: Gibt es sowas schon? Tatsächlich fand er entsprechende Tische mit eingearbeitetem Grill, doch die hatten aus seiner Sicht einige Schwächen. Eine davon sei, dass diese Tische kaum transportabel seien, sagt Heurung. Die könne man einmal aufbauen und dann dauerhaft an dem Ort stehenlassen. Ein weiteres Problem sei der Preis von rund 5000 Euro pro Tisch.

So reifte in ihm die Idee, selbst für eine Alternative zu sorgen. "Ich wollte es mobil machen und eine Lösung anbieten für Leute, die nicht so viel ausgeben wollen", sagt er. Daraus entstanden zwei Geschäftsideen. Zum einen die Idee, diese Tische selbst herstellen zu lassen und zu verkaufen, zum anderen die Idee, selbst einige dieser Tische zu besitzen, um sie gegen eine Gebühr an Leute zu vermieten, die sie für ein einmaliges Grillevent brauchen. Um diese Ziele umzusetzen, gründete der Jungunternehmer neben seinem eigentlichen Beruf als Industriekaufmann das Startup-Unternehmen "Mein Grillevent" mit Sitz in Knetzgau. Hilfe und Unterstützung dabei kamen unter anderem von der Wirtschaftsförderung und dem Regionalmanagement des Landkreises Haßberge
Die Lebenshilfe Sennfeld mit ins Boot geholt
Von seinen Plänen erzählte Markus Heurung zunächst seinem Vater, der einen ersten Entwurf für den Tisch zeichnete. Doch wer sollte die Idee umsetzen? Hier wurde ein familiärer Kontakt zum Glücksfall: Günter Scheuring, der Schwiegervater von Markus Heurungs Bruder, ist Leiter der Lebenshilfe-Werkstatt in Sennfeld, wo es sowohl eine Holzabteilung als auch eine Metallabteilung gibt.

"Markus hatte die Idee, wusste aber nicht, wie man das umsetzt", berichtet Scheuring. So kam es ab Anfang 2023 zur Zusammenarbeit zwischen dem Jungunternehmer und der Lebenshilfe, die mit ihm die Tische für sein Vorhaben entwickelte. Im Spätsommer gab es dann den ersten Prototypen. Es folgten Feinarbeiten und weitere Test-Tische: Wie breit muss die Tischplatte sein, sodass einerseits alle genug Platz zum Essen haben, andererseits aber auch alle an die Grillplatte in der Mitte kommen? Wie groß muss der Grill sein? Und wie muss er geformt sein, dass den Menschen möglichst wenig Rauch ins Gesicht zieht?
Im März 2024 stand das fertige Design
Eine besondere Herausforderung sei auch die Brandgefahr gewesen, berichtet Lebenshilfe-Chef Scheuring. Immerhin sitzt der metallene Grill, in dem ein Feuer brennt, in einem hölzernen Tisch. Es musste also eine Bauweise her, die es nicht zulässt, dass die Holzteile Feuer fangen.
Im März 2024 war es so weit: Nach allen möglichen Anpassungen war der finale Prototyp fertig und damit stand das endgültige Design. Das Ergebnis war ein Tisch aus tschechischer Lärche mit zwei eingelassenen Grills aus Edelstahl. Bei der Wahl der Materialien ging es vor allem darum, ein möglichst leichtes Holz zu verwenden, schließlich sollte alles gut transportabel sein.

Der Tisch ist so lang wie eine normale Biertischgarnitur, sodass insgesamt acht Personen daran sitzen können – vier auf jeder Seite. Allerdings ist er mit 1,15 Metern mehr als doppelt so breit wie ein normaler Biertisch. Brandmatten, die von unten an den Tisch montiert sind, schützen davor, sich an der Unterseite des Grills zu verbrennen.
Auch bei schlechtem Wetter nutzbar: Im Notfall gibt es einen Pavillon dazu
Heurung gab bei der Lebenshilfe zunächst vier solcher Tischgarnituren in Auftrag, um mit der Vermietung starten zu können. Wenn eine Kundin oder ein Kunde also alle vier Tische mietet, kann sie oder er damit ein Event für bis zu 32 Gäste veranstalten. Die Miete kostet 99 Euro pro Tisch, dazu kommt eine Anlieferungspauschale.

Die vier Tische wurden im Juli geliefert, sodass Markus Heurung am 1. August mit seinem Unternehmen starten konnte. Etwas zu spät, um die Grillsaison 2024 noch komplett mitzunehmen, aber das finde er nicht schlimm, sagt Heurung: "Ich mache das ja nebenher." Außerdem weist er darauf hin, dass man auch im Herbst noch grillen könne. Falls das Wetter nicht mitspielt, hat er auch Pavillons, die er Kundinnen und Kunden zur Verfügung stellt.
Spezielle Kohlemischung für Hitze, die schnell kommt und lange bleibt
Und was gehört sonst zum Lieferumfang? Markus Heurung hat einen Transporter, mit dem er die Tische am Tag des Grillevents anliefert und am nächsten Tag wieder abholt. Zu den Tischen bekommt seine Kundschaft die passenden Bänke sowie die Grillkohle. Dabei handelt es sich um eine spezielle Mischung aus selbstentzündlicher Kohle, die schnell Hitze bringt, und Kokoskohle, die lange brennt.

Eine Grillzange für jeden Gast gehört auch zum Lieferumfang – in verschiedenen Farben, sodass jeder seine Zange wiedererkennt. Markus Heurungs Unternehmen übernimmt auch den Auf- und Abbau der Tische sowie der Reinigung der Grills. Dafür hat er einen Mitarbeiter, denn alleine wäre das nicht zu schaffen, sagt er.
Weitere Ideen: Verkauf und Indoorvariante
Lebensmittel, Geschirr und Besteck gehören dagegen nicht zum Lieferumfang, um Grillgut und Salate muss sich die Kundschaft also selbst kümmern. Dabei könne es sich um alles Mögliche handeln, was auch sonst gerne auf dem Grill landet, berichtet der Firmengründer – vom Fleisch bis zu vegetarischen oder veganen Alternativen.

Langfristig hat Heurung noch weitere Ideen. Wenn alles nach Plan läuft, könnte die Lebenshilfe ab dem Jahr 2025 dann auch Tische für den Verkauf herstellen. Außerdem verrät er, dass auch an einer Indoor-Variante getüftelt werde, bei der die Platten dann nicht durch ein Holzkohlefeuer erhitzt werden. "Ich bin halt einer, der gerne was Neues macht", sagt er.
Weitere Infos zu Markus Heurung und seinem Unternehmen unter: www.mein-grillevent.de