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Kreis Haßberge
Hochwasser im Haßbergkreis: Das Schlimmste erst einmal überstanden
Was bleibt: Neben der Schätzung der Schäden und der Aufarbeitung des Geschehens die Sorge vor weiteren Starkniederschlägen mit verheerenden Folgen in der neuen Woche.
Da war die Lage noch kritisch: Am Freitagabend läuft das Stauwehr westlich der Autobahn über, dem Knetzgauer Altort drohte eine Überflutung - doch dazu kam es nicht.
Foto: Martin Sage | Da war die Lage noch kritisch: Am Freitagabend läuft das Stauwehr westlich der Autobahn über, dem Knetzgauer Altort drohte eine Überflutung - doch dazu kam es nicht.
Martin Sage
 |  aktualisiert: 09.02.2024 11:27 Uhr

Nach dem Hochwasser vom Freitag steht für Landrat Wilhelm Schneider fest: Die Kommunen müssten sich Gedanken machen, welche Maßnahmen sie gegen solche extremen Wettersituationen ergreifen können. Das war nicht als Vorwurf gedacht, sondern als Feststellung. "Denn es ist ja nicht das erste Mal, dass es den Landkreis Haßberge erwischt hat", sagte Schneider am Sonntag gegenüber dieser Redaktion, und in Zukunft müsse man wohl noch häufiger mit vergleichbaren Unwettern rechnen. 

Der Landrat hatte sich am Samstag ein Bild von den Verwüstungen gemacht, die die Hochwässer in vielen Teilen seines Landkreises angerichtet haben. Besonders betroffen waren die Städte Zeil und Ebern, wo jeweils Teile der Altstadt unter Wasser standen, und die Gemeinde Knetzgau. "Da sind schon größere Sachschäden entstanden". Aber ehe eine Gesamtbilanz erstellt ist, werde noch einige Zeit vergehen. "Die Betroffenen werden nun nach und nach auf die Bürgermeister zugehen und ihre Schäden melden", erklärte der Landrat. Nach bisherigen Erkenntnissen ist niemand ernstlich verletzt worden im Zuge des Unwetters.

Zu möglichen Verbesserungen beim Hochwasserschutz wollte sich Schneider nicht weiter äußern, ihm fiel spontan der verstärkte Ausbau von Rückhaltebecken ein. Aber zu individuell ist die Situation in jeder Gemeinde, als dass man pauschale Ratschläge geben könnte.

Schadensbegrenzung am Tag danach: Die Realschule Ebern hängt Weltkarten zum Trocknen auf, nachdem ihre Kellerräume am Freitag völlig überflutet wurden. 
Foto: Martin Sage | Schadensbegrenzung am Tag danach: Die Realschule Ebern hängt Weltkarten zum Trocknen auf, nachdem ihre Kellerräume am Freitag völlig überflutet wurden. 

Aufgewacht war der Landkreis am Sonntag mit erneuten Regenfällen, was Erinnerungen an den Freitag weckte, als die Region mit dem Morgengrauen quasi überschwemmt wurde. Dass der Deutsche Wetterdienst vor allem in Franken wiederum vor Starkregen am Vormittag und mit Gewittern am Nachmittag gewarnt hatte, sorgte für Besorgnis. Gegen 10 Uhr beobachtete Bürgermeister Stadelmann dann "zum Glück nur recht feinen Regen" vom Zeiler Himmel und sagte: "Ich glaube nicht, dass größere Gefahr entsteht - ich denke, wir haben das Schlimmste überstanden."

Das war eine Stunde später auch die Einschätzung von Landrat Schneider, der sich auf dem Kreisfeuerwehrtag in Obertheres die Meinung der Experten eingeholt hatte. "Wenn es so bleibt wie es jetzt ist, dann ist mir nicht bange", war Schneider optimistisch, dass die Sonntagsniederschläge keine neuen Hochwässer auslösen.

Knetzgauer Altort bleibt von Überschwemmung verschont

Tags zuvor, am Samstag, hatte sich die Lage entspannt, an den meisten Stellen war das Hochwasser ohnehin schon am Freitag zurückgewichen. In Knetzgau jedoch war längere Zeit unklar, ob der überlaufende Hochwasserdamm an der Autobahn zu Überflutungen im Altort führen würde. Am Samstagvormittag war der Wasserstand am Wehr schließlich so stark gesunken, dass der See, zu dem sich der Westheimer Bach hier aufstaute, nicht mehr "überschwappte" und ab diesem Zeitpunkt kontrolliert abgelassen werden konnte. 

Kurzes, aber heftiges 'Gastspiel': Schon am Freitagabend hat sich das Hochwasser aus der Zeiler Altstadt zurückgezogen, Keller werden leer gepumpt, Aufräum- und Reinigungsarbeiten sind im Gange. 
Foto: Martin Sage | Kurzes, aber heftiges "Gastspiel": Schon am Freitagabend hat sich das Hochwasser aus der Zeiler Altstadt zurückgezogen, Keller werden leer gepumpt, Aufräum- und Reinigungsarbeiten sind im Gange. 

Am Sonntag, nach dem Mittagsläuten, bekräftige Bürgermeister Stefan Paulus noch einmal, wie wichtig es ist, dass die große Wasserfläche neben der Autobahn rasch verschwindet. Aus zwei Gründen: Erstens sei nicht auszuschließen, dass an Damm und Stauwehr Schäden entstanden sind. Zweitens kennt auch Paulus den wenig erfreulichen Wetterbericht für die nächsten Tage. Aktuell sei die Lage aber nicht dramatisch, wagte Paulus die Prognose bis Wochenanfang.

Gibt es einen Hilfsfonds oder eine Spendenaktion für die Geschädigten?

In der Gemeinde Knetzgau wird sich in den kommenden Tagen dasselbe abspielen wie wohl in allen geschädigten Landkreisteilen. "Es wird eine Manöverkritik mit Feuerwehr und THW geben", kündigte Paulus an, und die Gemeinde wird sich nach und nach die Anwesen ansehen, die am stärksten in Mitleidenschaft gezogen wurden. Knetzgaus Bürgermeister denkt auch darüber nach, einen Hilfsfonds oder eine Spendenaktion für die Hochwasseropfer zu starten. 

Eberns Stadtoberhaupt Jürgen Hennemann bilanzierte am frühen Sonntagnachmittag, dass die Stadtteile weitgehend verschont geblieben seien, die Schäden in der Kernstadt, im Angerbachtal und Mühlenviertel, aber groß seien. Was den Bürgermeister offenbar besonders erschüttert: Die Verrohrung des Angerbachs, der für die Überflutungen verantwortlich war, sei auf ein 100-jähriges Hochwasser ausgelegt. "Was wir am Freitag erlebt haben, war also mehr als ein 100-jähriges Hochwasser", zitiert Hennemann seinen Bauamtseiter Martin Lang. 

Ebern: Beim letzten großen Hochwasser 1969 hatte es auch die Realschule erwischt

In der eben erst sanierten Eberner Realschule findet am Montag kein Unterricht statt, auch nicht digital. Die Klassenzimmer in den am Freitag überfluteten Kellerräumen werden wohl für längere Zeit unbenutzbar bleiben, vermutete der Bürgermeister, Gespräche über Ersatzräume liefen bereits. Bemerkenswert: Auch 1969 wurde beim letzten großen Hochwasser in Ebern die Realschule überschwemmt. Das war Anlass für die oben erwähnte Verrohrung, die nun erstmals seit über 50 Jahren mit einem lokalen Starkregen überfordert war - völlig zur Überraschung der Hausbesitzer und Bewohner in der Adalbert-Stifter-, der Anger- und Georg-Nadler-Straße, von denen einige noch bis auf Weiteres an der Notstromversorgung hängen.

Einsatzkräfte können nicht überall gleichzeitig sein

Hennemann sprach im Rückblick auf den Unwetterfreitag auch etwas aus, was vielen Verantwortlichen am Herzen gelegen haben mag: Er bat um Verständnis dafür, "dass die Einsatzkräfte nicht überall gleichzeitig sein konnten", und dass die Retter abwägen mussten, wo die Not am größten ist. Das galt für das Stadtgebiet Ebern mit über 60 Schadensmeldungen; aber auch für den Landkreis Haßberge insgesamt, in dem hochwasserbedingt am Freitag laut Integrierter Leitstelle Schweinfurt (ILS) gut 200 Mal Alarm ausgelöst wurde. 

 

 
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