Während die Menschen in Haßfurt für das Klima auf die Straße gehen, tagt das Klimakabinett in Berlin. Die Fridays-for-Future-Bewegung richtet sich dieses Mal nicht nur an Schüler, sondern auch an Berufstätige, Auszubildende, Studenten und Rentner. Am dritten weltweiten Klimastreik beteiligten sich rund 450 Demonstranten in Haßfurt.
Die Demonstration startet am Unteren Turm in Haßfurt. Von dort zogen sie durch die Stadt an der Post vorbei durch die Promenade zum Marktplatz. Dort fand eine Kundgebung statt. Nicht nur Schüler nahmen an dem sogenannten Klimastreik teil. Auch die "Parents 4 Future Haßfurt" und die "Großeltern FF Hofheim" beteiligten sich unter dem Motto "Alle für's Klima". Rund die Hälfte der Teilnehmer waren Erwachsene.
In Haßfurt haben die Realschule und die Mittelschule vormittags einen Wandertag angesetzt, der um 11.15 Uhr endete, so dass die Schüler zu der Demo gehen konnten, die um 11.30 Uhr startete. Der Streik-Charakter der Veranstaltung im Sinne von der schwedischen Klimaaktivistin Greta Thunberg ging dadurch zwar verloren, der Stimmung tat das aber keinen Abbruch. "Macht das Klima kühler, dann sind wir wieder Schüler", riefen die jungen Teilnehmer.
Einhaltung der Pariser Klimaziele gefordert
Demonstriert wird für eine Einhaltung der Pariser Klimaziele, also eine Begrenzung der Erderwärmung unter 1,5 Grad Celsius. Die Fridays-for-Future-Bewegung fordert deshalb eine Bepreisung von Kohlendioxid-Emissionen und einen raschen Ausstieg aus fossilen Brennstoffen. Letzteres Anliegen brachten sie mit den Rufen "Hopp, hopp, hopp - Kohlestopp" zum Ausdruck.
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"Ich lebe noch ein paar Jahre auf dem Planeten", sagte eine Organisatorin von der Fridays-for-Future-Bewegung aus Haßfurt. Sie habe keine Lust darauf, ständig umziehen zu müssen, weil sich die klimatischen Bedingungen verschlechtern. Sie sprach sich für eine bessere Klimapolitik aus. Eine andere Schülerin forderte den Verzicht auf Flugreisen und Plastikmüll.
Ohne Politiker geht es nicht
Die Autorin und Expertin für Plastikvermeidung, Nadine Schubert, lobte das Engagement der Jugendlichen. Sie betonte aber auch, dass es ohne die Politik nicht gehe: "Auch wenn wir laut werden, können wir nicht beschließen, dass wir aus der Kohle aussteigen oder Einweggeschirr verbieten." Dafür brauche man die Mandatsträger.
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Ein Sprecher von Fridays-for-Future vertrat die Ansicht, dass die Bewegung inzwischen nicht nur für Klimaschutz stehe. sondern sich auch mehr gegen Rassismus, Nationalismus und die AfD einsetzen müsse. Die Demonstranten applaudierten dem Schüler zwar, doch nicht jedem Teilnehmer war die Vermischung der politischen Themenfelder recht. "Das ist Polemik. Das hat nichts mit Klimaschutz zu tun", kommentierte ein Protestant den Redebeitrag der Kundgebung.
Haßfurts Stadtwerkchef Norbert Zösch bekundete seine Solidarität mit der Bewegung, die inzwischen nicht mehr nur aus Schülern besteht. "Wenn wir das Klima retten wollen, müssen wir bei uns selbst anfangen", sagte er. Eine Photovoltaikanlage auf dem Dach, eine Brennstoffzelle im Keller und ein E-Auto vor der Garage – so könnte viel Kohlenstoffdioxid eingespart werden. Die Bedeutung der Energiewende unterstrich auch Haßfurts Bürgermeister Günther Werner. "Wir animieren dazu, dass mehr regenerative Energie in Haßfurt erzeugt wird", sagt er. "Kämpfen wir für unsere Erde, kämpfen wir für unsere Zukunft und unsere Kinder."
Großeltern kämpfen für die Zukunft ihrer Eltern
Andere kämpfen auch für die Zukunft ihrer Enkel. Heinrich Goschenhofer ist der Gründer von "Großeltern for Future" in Hofheim. Er ist der Ansicht, dass ältere Menschen "das Recht und die Pflicht haben, die Jugend zu unterstützen". Vor allem dann, wenn sie ihren Wunsch an nachfolgende Generationen so deutlich äußere, wie es die Schüler der Demo täten. "Von der hohen Politik darf man nicht zu viel erwarten", sagte er bei der Kundgebung. Von regionalen Initiativen verspricht er sich mehr.
Eine solche Initiative erläuterte Oliver Kunkel. Er hat das Programm "heimat." entwickelt, mit dem man ökologischen und sozialen Folgen des Klimawandels auf regionaler Ebene begegnen könne. Er kritisierte die Wachstumsbestrebungen der Wirtschaftswissenschaftler und sprach sich gegen die Globalisierung aus: "Heimat ist unser Glück. Wenn wir dem Glück folgen, finden wir die besten Lösungen – vor Ort".
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In über 150 Ländern und auf allen Kontinenten gab es am Freitag Proteste. Allein in Deutschland kamen Hunderttausende zum dritten globalen Klimastreik. Anlass ist der bevorstehende Klimagipfel der Vereinten Nationen in New York. Die Organisatoren der deutschen Proteste wollen auch ein Signal an das Klimakabinett in Berlin senden, das am gleichen Tag sein lang erwartetes Maßnahmenpaket auf den Tisch legen will.