Die Zahlen sind eingereicht, die durchaus kritische Stimmungslage im westlichen Maintal des Landkreises ist eingefangen. 179 Menschen aus Gädheim, Wonfurt und Theres haben ihre Gemeinden im Bunde mit einer Gesamtnote von 5,1 (Skala von 1 bis 10) auf den drittletzten Rang verwiesen. Offenbar, das zeigen die Zahlen, besteht hier großer Nachholbedarf in Sachen Gesundheitsversorgung, Einkaufsmöglichkeiten und Gastronomie.
Aber deckt sich diese Wertung mit den Meinungen, die die Menschen am Ende der Befragung in schriftlicher Form abgeben konnten? Hier der Überblick.
Theres: Bürger fordern Reaktivierung des Bahnhofs
Die medizinische Grundversorgung bekommt in Theres nicht nur in der Bewertung eine schlechte Note (3,5), sondern auch in den Kommentaren: "Zwar gibt es eine Hausarztpraxis, aber für die Medikamente muss man doch wieder in die Kreisstadt fahren", beklagt da etwa ein Befragter.
Auch das Fazit zum öffentlichen Nahverkehr fällt nüchtern aus. Die Busanbindung sei unzureichend und gleich mehrere Stimmen sprechen sich dafür aus, ein in ihren Augen gewichtiges Versäumnis der Vergangenheit zu beheben: "Theres sollte endlich einsehen, dass man sich damals um den Bahnhof hätte ernsthaft bemühen sollen", bemängelt eine Person. Ein "Bahnhalt wäre wichtig", kommentiert eine weitere. Tatsächlich hat der Thereser Gemeinderat sich im April dieses Jahres mit diesem Thema befasst. Damals beschloss das Gremium die Beantragung der Reaktivierung des Bahnhaltes in Obertheres bei der Bayerischen Eisenbahngesellschaft. Wie es in dieser Frage weitergeht, bleibt offen.
Neben einem großzügigeren Freizeitangebot für Kinder und Jugendliche, sprechen sich viele Teilnehmerinnen und Teilnehmer außerdem für mehr seniorengerechtes Wohnen aus. Etwa durch die Umsetzung des Mehrgenerationenhauses auf dem Gelände des ehemaligen Viehhofs in Obertheres. Zuletzt hatte das Landratsamt Haßberge bei diesem Projekt auf die Bremse getreten.
Kritik bekommen in den Kommentaren aber nicht nur die Kommunalpolitiker ab. Ein Bürger von Theres nutzt hier die Möglichkeit zu einem Appell: "Nicht so viel jammern, sondern anpacken", sagt er und schiebt hinterher: "Wir leben in einer schönen Gegend und können durch Engagement noch viel mehr erreichen." Eine weitere Stimme schreibt: "Im Allgemeinen bin ich zufrieden, ich wünsche mir nur etwas mehr Zusammenhalt in der Gemeinde und unter den Vereinen."
Wonfurt: "Einkaufsmöglichkeiten werden benötigt."
Die Stimmen aus Wonfurt beschäftigen sich besonders häufig mit der Versorgungslage im Ort. "Einkaufsmöglichkeiten werden benötigt", kommentiert eine Person. In dieser Frage scheint Konsens zu herrschen: Ein "Lebensmittelgeschäft wäre gut", schreibt eine weitere. Ein Metzger oder Bäcker, ergänzt eine andere Person, würde den Ortskern wieder stärker beleben. Tatsächlich deckt sich diese Stimmungslage in den Kommentaren mit der Wertung: Die Wonfurter geben der Nahversorgung in ihrem Ort die bedenkliche Note von 1,6. Zur Erinnerung: Die Höchstwertung liegt bei der Zahl 10.
Grundsätzlich führen die Menschen in der Befragung zahlreiche Wünsche an: Da ist etwa die Rede von "richtigen Blumenwiesen" im Ort, von mehr Spielplätzen, vom Ausbau der Radwege und der Verbesserung des öffentlichen Nahverkehrs. Eine Stimme kommt zu dem nüchternen Fazit: "Das Leben auf dem Land hat seine Vorteile, aber ohne Auto geht gar nichts!" Eine andere ist da positiver, sie schreibt: "Es ist sehr schön in Wonfurt!"
Gädheim: Die Mitfahrbank als "Fehlinvestition"?
Die Gädheimer sehen ihren Ort als "Randgemeinde". Schweinfurt liegt hier näher als die Kreisstadt Haßfurt. Erreichbar sei beides fast nur mit einem eigenen Auto. Entsprechend groß fällt hier die Kritik beim Thema ÖPNV aus. So brauche es "endlich eine Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr, keine Zwischenlösung mit Schulbussen". Alternativen, wie etwa die in der Ortsmitte errichtete Mitfahrbank, bezeichnet eine Stimme als "Fehlinvestition". Federführend initiiert wurde das Mitfahrbänke-Gemeinschaftsprojekt im Jahr 2019 von der Allianz Main & Haßberge, einem interkommunalen Zusammenschluss, zu dem auch die Gemeinden Gädheim, Theres und Wonfurt zählen. Sie sollen als ein Mittel für mehr Mobilität im ländlichen Raum dienen.
Die Wunschliste der Gädheimer fällt allerdings noch länger aus: So sprechen sich gleich mehrere Kommentierende für einen eigenen Bäcker im Ort aus, ein anderer wiederum fordert einen schnelleren Breitbandausbau, mehr Grünflächen - und grundsätzlich die stärkere Einbindung der Bürgerinnen und Bürger bei Gemeindeprojekten.
Die Gründe dafür mögen vielfältig sein, die Lösung aber kann nur heißen: Den Landkreis Haßberge auflösen und auf Schweinfurt und Bamberg aufteilen! Dann bekommt auch Gädheim seinen Öffentlichen Nahverkehr mit Direktanbindung ans Leo in Schweinfurt, um nur ein wichtiges Beispiel anzuführen, wovon es Hunderte gibt!