Seit Monaten ist es ein heiß diskutiertes Thema: die Schließung der stationären Chirurgie inklusive der nächtlichen Notfallversorgung im Eberner Krankenhaus. Zuletzt wehrten sich die Gegner der Teilschließung mit mehreren Petitionen gegen den geplanten Abzug. Was daraus geworden ist und wie es am Standort Ebern nun weitergeht: Antworten zu den wichtigsten Fragen.
Warum soll die stationäre Chirurgie geschlossen werden?
Wie bereits berichtet, geht es dem Landkreis grundsätzlich darum, die beiden Häuser der Haßberg-Kliniken stärker zu spezialisieren. Das betrifft vor allem die stationäre Chirurgie, die es aktuell noch an beiden Standorten gibt und die in Ebern stark defizitär gewirtschaftet hat. Geplant ist, diesen Bereich künftig in Haßfurt zusammenzuziehen. In Ebern soll dagegen ein "Zentrum für Altersmedizin" entstehen, also Pflegeplätze im Krankenhausgebäude. Auf diese Art will die Klinik älteren, pflegebedürftigen Patienten weite Wege ersparen, damit medizinische Versorgung und Wohnraum nahe beieinander liegen.
Welche Kritik an den Umbauplänen gibt es?
Kritik an diesen Ideen war sowohl aus der Kommunalpolitik vonseiten der Linken gekommen, als auch aus der Bevölkerung. So wurde vor allem die Befürchtung laut, dass die Umstrukturierung zu einem schleichenden Ende des Eberner Krankenhauses führe. Denn, so die Kritiker, wenn mit der stationären Chirurgie ein medizinischer Bereich das Haus Ebern verlässt und dafür mit der Pflege ein nicht-medizinischer Bereich ausgebaut wird, dann werde die Einrichtung ein Stück weit vom Krankenhaus zum Altenheim umgebaut.
Ein weiterer Kritikpunkt betrifft den Umgang mit Notfällen. Eine ambulante chirurgische Notfallversorgung soll es in Ebern künftig werktags von 8 bis 18 Uhr geben – zu wenig, finden viele Kritiker.
Ab wann fällt die stationäre Chirurgie in Ebern weg?
Die stationäre Chirurgie am Haus Ebern wird, wie geplant, zum Jahresende aufgelöst und am Standort Haßfurt konzentriert, wie Wilfried Neubauer, Vorstand der Haßberg-Kliniken, nun endgültig in einer Pressemitteilung bestätigt.
Laut Neubauer habe sich der Vorstand als auch der Verwaltungsrat zwar eingehend mit der Unterschriftenaktion zur Umstrukturierung in Ebern beschäftigt. "Fast allen Kritikern geht es im Wesentlichen auch um die ambulante chirurgische Notfallversorgung in der Nacht und an den Wochenenden." Dies sei jedoch nicht die originäre Aufgabe eines Krankenhauses.
"Für den dauerhaften Betrieb einer Notfallversorgung reichen die Fallzahlen bei weitem nicht aus", schreibt Neubauer. Die hohen Vorgaben, die ein Krankenhaus erfüllen müsse, könnten am Standort Ebern weder räumlich, personell noch finanziell erfüllt werden – beispielsweise die Installation und der Betrieb einer Intensiveinheit mit sechs Betten. Die MVZ-Praxis für Orthopädie und Chirurgie werde künftig täglich von 8 bis 18 Uhr besetzt sein, teilt Neubauer mit.
Das "Ambulante OP-Zentrum Ebern" werde ab Anfang 2022 in den bisherigen Krankenhaus-OP-Räumlichkeiten etabliert. Dort kümmere man sich dann um alle ambulanten Operationen aus den vier MVZ-Standorten Haßfurt, Hofheim, Eltmann und Ebern. Was am Standort Ebern außerdem bleibt, sei die Einheit Labor und Röntgen. Dies stand zwischenzeitlich auch auf der Kippe.
Und wie sieht es mit dem Zentrum für Altersmedizin aus?
Die Innere Medizin in Ebern wird zukünftig den Bereich der Übergangspflege, eine neue Leistung für Krankenhäuser, anbieten, heißt es in der Mitteilung weiter. Dies soll häuserübergreifend erfolgen, also auch für Patienten und Patientinnen des Haßfurter Krankenhauses offen stehen. Zusätzlich werden Betten für die palliativmedizinische Versorgung vorgehalten. Die IMC-Station (Intermediate Care Station), also eine Behandlungsstufe zwischen Intensivstation und Normalstation, bleibt weiterhin am Standort Ebern. Aktuell sei der Betrieb aufgrund von Personalmangel jedoch ausgesetzt.
"Das Leuchtturm-Projekt Kurzzeitpflege am Standort Ebern befindet sich in einer guten, jedoch anspruchsvollen Gesprächsebene mit Regierung, Ministerium und weiteren Fachstellen", informiert Neubauer. Durch dessen Integration am Standort Ebern sollen vor allem auch ältere Patientinnen und Patienten versorgt werden. Das Leistungsspektrum des Hauses biete zukünftig eine stabile Innere Medizin für alle Altersgruppen an.
Wie reagieren Kritiker auf die Pressemitteilung?
Enttäuschung über die Entscheidung gibt es vonseiten des ehemaligen Sulzbach-Rosenberger Klinikvorstands Klaus Emmerich, der über die Aktionsgruppe "Schluss mit Kliniksterben in Bayern" auch eine Petition zum Erhalt der Chirurgie im Eberner Krankenhaus gestartet hat. "Das ist ein Schlag ins Gesicht der betroffenen Einwohner, die stationäre Versorgung verschlechtert sich signifikant. In Zeiten der Pandemie schärft sich das Bewusstsein, wie gefährdet unsere Gesundheit sein kann", macht Emmerich in einer Pressemitteilung klar.
Auch Ralf Kestel, Mit-Initiator der Unterschriftenaktion "Rettet unser Krankenhaus", zeigt sich enttäuscht: "Wir halten die Entscheidung, die Chirurgie in Ebern aufzugeben, für falsch, einen schweren Fehler und den Einstieg in die letztliche Aufgabe eines Krankenhauses in Ebern." Für rund 8000 Menschen bestehe am Abend und am Wochenende keine Möglichkeit mehr, einen Notfall innerhalb von 30 Minuten behandeln zu lassen, so Kestel.
Der Landkreis Haßberge komme seiner Ansicht nach als Rechtsnachfolger des Altlandkreises Ebern, der das Krankenhaus einst gebaut hat, nicht den Verpflichtungen nach, die medizinische Versorgung im Raum Ebern sicherzustellen. "Leider ist trotz der vielen Protestunterschriften der große Aufschrei aus Reihen der Bevölkerung wie auch der Belegschaft ausgeblieben, weshalb zur Stunde nicht klar ist, welche weiteren Schritte unternommen werden könnten, um den Status quo zu erhalten", teilt er auf Anfrage der Redaktion mit. "Die Enttäuschung sitzt tief."
Wie ist die Stimmung in Ebern?
Beim Haßberge-Check taten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus Ebern und dem Eberner Umland zuletzt ihren Unmut zu diesem Thema kund. Die Kommentare dazu fielen eindeutig aus: "Das Krankenhaus in Ebern darf nicht geschlossen werden", schreibt einer. Ein weiterer findet es "eine Frechheit", dass in Ebern die Chirurgie geschlossen wird. Es sei nicht zumutbar, dass man dann 30 Minuten in das nächste Krankenhaus – nach Haßfurt, Coburg oder Bamberg – braucht.
"Die Entscheidung zum Eberner Krankenhaus mindert die Überlebenschance der Eberner Bürger im Notfall", merkt ein weiterer Befragter an, während der nächste sogar noch einen Schritt weitergeht: Für ihn sei es ein ernster Grund, den Lebensabend aufgrund besserer medizinischer Versorgung dann doch lieber in Bamberg oder Nürnberg zu verbringen.