"Ich kann mir nicht vorstellen, dass sich wohlmeinende Politiker über so ein klares Votum hinwegsetzen". Das sagte am Dienstag Ralf Kestel (Hallstadt) vom Eberner Aktionsbündnis "Rettet unser Krankenhaus" im Gespräch mit der Redaktion. Das für Kestel und seine Mitstreiter klare Votum besteht in zusammengenommen inzwischen rund 6000 Unterschriften, die all jene Bürgerinnen und Bürger geleistet haben, die nicht wollen, dass das Eberner Krankenhaus, wie sie befürchten, an Bedeutung verliert und in letzter Konsequenz von der Krankenhauslandschaft verschwindet.
Keine konkurrierenden Aktionen
Zusammen mit Wolfgang Zirbik (Ebern) hatte Kestel eine Unterschriftenaktion für den Erhalt der chirurgischen Abteilung und der Notfallversorgung in Nachtstunden und an Wochenenden gestartet, in die sich über 2100 Männer und Frauen eingetragen haben.
Dazu gesellen sich die fast 900 Stimmen, die der Eberner Bürger Klaus Junge und der Pfarrweisacher Gemeinderat Klaus Dünisch auf Petitionskarten gesammelt haben. "Unsere Aktionen konkurrieren nicht, sie ergänzen sich", sagte Junge am Dienstag zur Redaktion. Dass es kein konzertiertes Vorgehen gab, mag daran liegen, dass hier und dort Bürger das Gefühl hatten, etwas für das Krankenhaus Ebern tun zu müssen, ohne zunächst vom Engagement der anderen zu wissen. Denn Unterstützung oder gar Koordinierung "von oben" gab es nicht. "Wir haben die Stimmen gegen fast die komplette Kommunalpolitik gesammelt", erklärte Junge.
3000 Unterzeichner von der Online-Petition
Und schließlich ist da noch die Online-Petition "Keine Teilschließung der Haßberge Klinik Ebern", gestartet von Klaus Emmerich aus Himmelkron, ehemals Klinikvorstand der Landkreiskrankenhäuser in Sulzbach-Rosenberg und heute Vorsitzender der Aktionsgruppe "Schluss mit Kliniksterben in Bayern". Der Petition haben sich mittlerweile über 3000 Personen angeschlossen.
Ralf Kestel hat seine Listen nach eigenen Angaben schon eingezogen und Doppelt- und Mehrfachunterschriften herausgefiltert. Gleiches werden Junge und Dünisch in Kürze mit ihren Petitionskarten tun - und dann folgt noch der Abgleich mit der Online-Petition. Mit gut 6000 gültigen Voten rechnen die Initiatoren auf alle Fälle. Alles Menschen, die nicht wollen, dass das Krankenhaus sein Leistungsspektrum reduziert und stattdessen, so der Plan der Haßberg-Kliniken, schwerpunktmäßig zum Zentrum für Altersmedizin aufgebaut wird.
"Riesenerfolg" in schwach besiedeltem Gebiet
"Für uns in unserem schwach besiedelten Gebiet ist das ein Riesenerfolg", meint Junge angesichts des Zuspruchs aus der Bevölkerung für sein Vorhaben. "Das sind alles Bürgerinnen und Bürger, die aus eigenem Antrieb unterschrieben haben", ergänzte Ralf Kestel, denn die Listen seien in Läden ausgelegen. "Wir sind nicht wie Drückerkolonnen von Haustüre zu Haustüre gezogen."
Die Auswertung der Listen von Kestel und Zirbik haben ergeben, dass sie bei fast 1000 Ebernern auf offene Ohren gestoßen sind. Eingetragen haben sich auch Nachbarn aus Rentweinsdorf, Maroldsweisach, Kirchlauter, Pfarrweisach, Untermerzbach oder Burgpreppach. Und Bürgerinnen und Bürger aus Oberfranken, dem Bereich der VG Ebern, dem Itzgrund und Seßlach. "Eben der klassische Einzugsbereich des Krankenhauses Ebern", wie die Initiatoren feststellen.
Für die gesammelten Unterschriftenlisten haben sich die Kämpfer für das Eberner Krankenhaus einen klaren Adressaten ausgesucht: Landrat Wilhelm Schneider, der zugleich Vorsitzender des Verwaltungsrates des Kommunalunternehmens Haßberg-Kliniken ist. Ihm wollen sie Anfang August alle Unterschriften in die Hand drücken. Erste Zeichen, dass sich die Kommunalpolitik nicht über so ein klares Votum hinwegsetzen kann, wollen die Unterschriftensammler schon ausgemacht haben: Die ebenfalls in den Strukturplänen für den Krankenhausstandort Ebern anvisierte Streichung des Labors und der Röntgenabteilung scheint kein absolutes Muss mehr zu sein.