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Ebern
Haßberge-Check: Eberner wollen ihr Krankenhaus behalten
In der Online-Umfrage konnten die Bürgerinnen und Bürger auch persönliche Kommentare abgeben. Deutliche Kritik und Unmut äußerten die Eberner in einigen Lebensbereichen.
Die Stimmen sind eindeutig: Viele Befragte sind sauer, dass die Leistungen des Eberner Krankenhauses künftig verschmälert werden sollen.
Foto: René Ruprecht | Die Stimmen sind eindeutig: Viele Befragte sind sauer, dass die Leistungen des Eberner Krankenhauses künftig verschmälert werden sollen.
Johanna Heim
 |  aktualisiert: 27.04.2023 11:58 Uhr

Beim großen Haßberge-Check bewerteten die Bürgerinnen und Bürgern des Landkreises nicht nur ihre Heimatorte in verschiedenen einzelnen Kategorien, sondern nutzen auch die Möglichkeit, Anmerkungen zu verfassen. Das haben auch die Befragten aus Ebern getan. Dabei zeigt sich deutlich: Vieles läuft gut in Ebern - doch in einigen Bereichen sehen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer großen Verbesserungsbedarf.

Der größte Unmut regt sich im Bereich medizinische Versorgung. Denn nachdem der Landkreis die beiden Häuser der Haßberg-Kliniken stärker spezialisieren will, soll die stationäre Chirurgie in Ebern wegfallen. Auch der Umgang mit Notfällen soll sich dadurch ändern: so soll es die ambulante chirurgische Notfallversorgung zukünftig nur noch werktags von 8 bis 18 Uhr geben.

Die Kommentare dazu sind eindeutig: "Das Krankenhaus in Ebern darf nicht geschlossen werden", schreibt einer der Befragten. Ein weiterer findet es "eine Frechheit", dass in Ebern die Chirurgie geschlossen wird. Er oder sie findet es nicht zumutbar, dass man dann 30 Minuten in das nächste Krankenhaus - nach Haßfurt, Coburg oder Bamberg - braucht.  

Eberner denken an Fortzug wegen fehlender medizinischer Versorgung

"Weshalb man mitten in der 'schlimmsten Pandemie von allen' das Eberner Klinikum zu großen Teilen schließen möchte, versteht wohl nur jemand, der nach nachvollziehen kann, weshalb man überhaupt ein Krankenhaus wie einen Wirtschaftsbetrieb führen muss", ärgert sich ein weiterer Umfrageteilnehmer. Ein weiterer ist der Überzeugung, dass die "sehr schöne Stadt" damit kaputt gewirtschaftet wird.

Dass Ebern, hier von oben zu sehen, bald an Lebenswert verliert, ist die Meinung einiger Umfrageteilnehmerinnen und - teilnehmer.
Foto: René Ruprecht | Dass Ebern, hier von oben zu sehen, bald an Lebenswert verliert, ist die Meinung einiger Umfrageteilnehmerinnen und - teilnehmer.

Die Sorge der Bürger ist groß. "Die Entscheidung zum Eberner Krankenhaus mindert die Überlebenschance der Eberner Bürger im Notfall", merkt einer der Befragten an, während ein weiterer sogar noch einen Schritt weitergeht: Für ihn oder sie sei es ein ernster Grund, den Lebensabend aufgrund besserer medizinischer Versorgung dann doch lieber in Bamberg oder Nürnberg zu verbringen.

Zusätzlich kreiden einige der Befragten den öffentlichen Nahverkehr an. Zwar gibt es in Ebern eine Bahnverbindung nach Bamberg. Wer nach Haßfurt oder gar Hofheim möchte, der muss sich jedoch anderweitig organisieren. "Mit dem Zug ist es eine halbe Weltreise von Ebern nach Haßfurt." Dies ist per Bahn bloß über die Fahrt nach Bamberg und dann in die Kreisstadt möglich. Gerade für Auszubildende sei es deshalb schwierig, so die Meinung des Befragten.

Befragte wünschen sich mehr Fortgehmöglichkeiten

Auch junge Familien üben Kritik. So ärgert sich eine Mutter darüber, dass es in Ebern keine Hebammenpraxis gibt. Stattdessen sei sie deshalb nach Ebelsbach oder Bad Staffelstein ausgewichen, um an Kursen teilzunehmen. Weiterhin wünsche sie sich Mutter-Kind-Kurse, wie beispielsweise Babyschwimmen oder Kinderturnen. Auch hier herrscht ihrer Meinung nach deutlicher Verbesserungsbedarf.

Zwei weitere Befragte wünschen sich zudem bessere Spielplätze in Ebern. "Die Spielplätze sind heruntergekommen und lieblos dahin geklatscht", lautet die eine Meinung. Ein anderer Kommentierender schlägt vor, mehr Geräte auf den Spielplätzen aufzustellen oder gar einen Wasserspielplatz für die Kinder in der Stadt zu errichten.

Weitere Teilnehmer oder Teilnehmerinnen hoffen darauf, dass es zukünftig mehr Ausgehmöglichkeiten in Ebern gibt. "Es wäre schön, mehrere Veranstaltungsangebote, wie zum Beispiel Altstadtfest, für Jugendliche zu haben", lautet ein Kommentar. Konkreter wünscht sich ein Befragter "mehr Fortgehmöglichkeiten wie Kneipen, Clubs und Bars."

"Wüstenbepflanzung" in Ebern

Auch zur Gestaltung der Grünflächen innerhalb des Stadtgebiets gibt es eine deutliche Meinung. "Die Gestaltung der Hauptzufahrtsstraßen, Verkehrskreisel und den anderen Grünflächen ist miserabel! Man will für Touristen anziehend sein, so mit Sicherheit nicht!" 

In der Walk-Strasser-Anlage, zwischen Bahnhof und Stadtkern, gibt es eine Touristen-Informationstafel.
Foto: René Ruprecht | In der Walk-Strasser-Anlage, zwischen Bahnhof und Stadtkern, gibt es eine Touristen-Informationstafel.

Doch trotz der vielen Kritik gibt es auch diejenigen, die am Leben in Ebern absolut nichts auszusetzen haben. So lautet ein Kommentar: "Lasst uns unser Dorf, so wie es ist."

Was ist der Haßberge-Check?

Der Haßberge-Check basiert auf einer Umfrage, an der Bewohnerinnen und Bewohner des Landkreises teilnehmen und für 15 verschiedene Lebensbereiche Punkte vergeben konnten. Wir berichten auf Basis der Ergebnisse darüber, wie zufrieden die Befragten mit ihrem Heimartort beziehungsweise ihrer Region sind.

Über folgende Orte berichten wir demnächst:
Hofheim
Zeil
Hofheimer Land (Aidhausen, Burgpreppach, Riedbach)

Weitere Artikel
der Haßberge-Check Reihe gibt es unter mainpost.de/dossier/hassberge-check/
johe
 
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  • wandelhandel
    Ohne Auto (und ältere BürgerInnen können/dürfen) kein Auto mehr fahren oder zumindest keine weiteren Strecken mehr fahren, sind die Alternativkrankenhäuser zu Ebern nicht erreichbar! Das attraktivste Ausweichkrankenhaus ist das Klinikum Bamberg, dorthin kommen mit dem ÖPNV 1,5 Stunden einfach zusammen. Das Klinikum Coburg entsteht neu an anderer, weiterer Stellen im Norden von Coburg: auch keine ÖPNV-Verbindung, die unter 1,5 Stunden liegt. Haßfurt ist eine Zumutung, auch nur über Bamberg erreichbar und dann braucht man noch ein Taxi vom Bahnhof zum Krankenhaus. Schneider, Neubauer, Hennemann haben an der Bevölkerung vorbei geplant! Das Restkrankenhaus hat mit einer Station keine Überlebenschance und als Folge wird die Einwohnerzahl in Ebern wegen Abwanderung drastisch schrumpfen! So schlechte Politiker hatten wir schon lange nicht mehr!
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