Das starke Abschneiden der AfD und besonders ihres Direktkandidaten Daniel Halemba sorgt bei vielen im Landkreis Haßberge für Kopfschütteln. "Ich kann es nicht verstehen, dass die Leute jemanden wählen, den man überhaupt nicht kennt", sagt Hubert Endres (CSU), Bürgermeister von Bundorf. Er hoffe nun, dass dieses Ergebnis von den anderen Parteien als Weckruf verstanden werde: "Die Parteien müssen einsehen, dass man Probleme lösen muss."
Hohe Zustimmungswerte ohne Wahlkampf in der Region
Dabei hat die AfD in Bundorf sogar unterdurchschnittlich abgeschnitten: Mit 12,6 Prozent der Gesamtstimmen und 11,9 Prozent für den Direktkandidaten Halemba hat sie hier ihr schlechtestes Ergebnis im ganzen Landkreis Haßberge eingefahren. Endres sieht einen Grund dafür darin, dass zwar auch seine Gemeinde Asylbewerber aufgenommen hat, deren Zahl aber "nicht überbordend" sei. Dazu komme die große Präsenz des CSU-Direktkandidaten Steffen Vogel und die Tatsache, dass der Ort bei Kommunalwahlen eine Gemeinschaftsliste habe, womit sich Grabenkämpfe zwischen den demokratischen Parteien vermeiden ließen.
Landkreisweit kommt die AfD dagegen auf 19 Prozent und liegt damit deutlich über ihrem bayernweiten Ergebnis. Daniel Halemba bekam 17,8 Prozent der Erststimmen und ist Zweitplatzierter hinter Steffen Vogel, der sein Direktmandat verteidigen konnte.
Und das, obwohl der AfD-Kandidat in Würzburg lebt und in seinem Stimmkreis praktisch keinen Wahlkampf gemacht habe, wie Kommunalpolitiker übereinstimmend sagen. "Die Region ist ihm vollkommen scheißegal", hatte Steffen Vogel am Sonntagabend im Gespräch mit dieser Redaktion gesagt. Und auch der Oberauracher Bürgermeister Thomas Sechser (CSU) zeigt sich am Montag fassungslos über das Ergebnis: "Das ist brutal, ich kann es nicht nachvollziehen."
Ratlosigkeit im Oberauracher Rathaus
In Oberaurach hat die AfD mit 24,6 Prozent ihr höchstes Ergebnis im gesamten Landkreis Haßberge erreicht, Halemba kommt auf 22,7 Prozent der Erststimmen – wobei die Zahlen zwischen den einzelnen Ortsteilen weit auseinandergehen. Besonders hoch ist die Zustimmung zur AfD in Kirchaich, wo die Partei auf 33,8 Prozent kommt.
"In meiner Gemeinde war er sicher noch nie", äußert Sechser sein Unverständnis darüber, dass Halemba gerade in Oberaurach so viele Stimmen geholt hat, obwohl er als Kandidat überhaupt nicht präsent gewesen sei. Ganz im Gegensatz zu den Kandidaten vieler anderer Parteien, wie beispielsweise Roland Baumann (Grüne). Dieser ist selbst Mitglied des Oberauracher Gemeinderats, der Bürgermeister beschreibt ihn als "ganz vernünftigen Menschen", doch bei der Wahl erreichte er in seiner Heimatgemeinde nicht annähernd so viele Stimmen wie Halemba. "Wir sind gestern im Rathaus alle sehr ratlos gewesen", beschreibt Sechser die Stimmung bei der Auszählung. "Das können nur Wähler sein, die die regierenden Parteien abstrafen wollen."
Knetzgau: Die zweite AfD-Hochburg im Landkreis
Möglicherweise habe das gute Abschneiden der rechtspopulistischen AfD in Oberaurach auch etwas damit zu tun, dass die Gemeinde im Ukrainekrieg viele Flüchtlinge aufgenommen hat, meint der Bürgermeister, betont dabei aber: "Wir haben es als Verpflichtung gesehen, zu helfen."
Die zweite AfD-Hochburg des Landkreises ist Knetzgau. Zwar liegt das Gesamtergebnis mit 23,1 Prozent etwas unter dem in Oberaurach, doch ein Wahllokal im Ort kommt auf ein Ergebnis von 41,7 Prozent.
Freie Wähler punkten im Steigerwald
Im Steigerwald mag es für viele Wählerinnen und Wähler auch eine Rolle gespielt haben, wie sich die Parteien in der Frage nach einem Nationalpark positionieren. Das zeigt sich besonders in Rauhenebrach, wo die Grünen, die diesen befürworten, ein unterdurchschnittliches Ergebnis bekamen, während die Freien Wähler hier deutlich punkten konnten.
Zwar haben sich nicht nur die Freien Wähler, sondern auch die CSU klar gegen den Nationalpark positioniert. Doch offenbar ist es den Freien Wählern im Wahlkampf besser gelungen, die Nationalparkgegner auf ihre Seite zu ziehen – unter anderem mit einem Besuch von Parteichef Hubert Aiwanger im Rauhenebracher Ortsteil Wustviel.
Aidhausen: Ein Ort der Extremwerte für CSU und Freie Wähler
Ihr mit weitem Abstand bestes Ergebnis konnten die Freien Wähler allerdings weiter im Norden des Landkreises erzielen: In Aidhausen kamen sie auf 33,2 Prozent der Gesamtstimmen. Dabei ist die Zusammensetzung interessant: Direktkandidat Frank Helmerich schaffte gerade einmal 14,9 Prozent der Erststimmen, doch bei den Zweitstimmen erhielt die Partei 51,5 Prozent. Das mag zu einem großen Teil daran liegen, dass Aidhausens Bürgermeister Dieter Möhring als Listenkandidat für die Freien Wähler angetreten war.
Den Grund für die im Vergleich dazu deutlich geringere Zahl an Erststimmen für Helmerich sieht Möhring darin, dass sein Parteifreund, der aus Bad Königshofen stammt, in anderen Teilen seines Stimmkreises zu unbekannt sei – ganz im Gegensatz zu CSU-Mann Steffen Vogel. "Man muss seine Inhalte nicht immer teilen. Aber er ist sehr präsent", sagt Möhring über den Gewinner des Direktmandats, der in Aidhausen mit 53,8 Prozent sein bestes Erststimmenergebnis im ganzen Landkreis holte.
Machen Wärmewende und Migrationspolitik den Menschen zu viel Angst?
Auch Möhring äußert seine Enttäuschung über die große Zustimmung für die AfD im ganzen Landkreis, sagt aber auch: "Ich habe es befürchtet." Den Grund dafür sieht er in "vielen Entscheidungen, die die Leute nicht verstehen und die ihnen Angst machen", unter anderem wenn es um die Wärmewende oder die Migrationspolitik gehe. Und gerade im ländlichen Raum fühlten sich die Menschen oft abgehängt. Lösungen traut er der AfD dennoch nicht zu. "Sie versprechen viel, ohne den Beweis anzutreten, dass man es halten will."
Die Wahlbeteiligung lag im Haßbergkreis bei 76,8 Prozent und damit über dem bayernweiten Durchschnitt. Die Kommune mit der höchsten Wahlbeteiligung ist Ermershausen mit 85,7 Prozent, Schlusslicht ist dagegen die Kreisstadt Haßfurt mit 70,1 Prozent. Wenig überraschend ist, dass die Grünen offenbar in der Stadt besser abgeschnitten haben als auf dem Land: In Haßfurt kommen sie auf 11,3 Prozent, was ihr bestes Ergebnis im Landkreis ist. Kreisweit kommen sie auf 8,2 Prozent. Der SPD, die im Landkreis auf 8,8 Prozent kommt, gelang zumindest in einer Kommune ein deutlicher Ausreißer nach oben: In Rentweinsdorf kam sie auf 16,7 Prozent.
In einer früheren Fassung des Artikel war zu lesen, Hubert Endres sei bei den Freien Wählern. Tatsächlich ist er bei der CSU. Wir bitten, den Fehler zu entschuldigen.
Wie kann es sein, daß normal denkende Menschen so wählen?
Natürlich haben ALLE Bürger Angst, was kommt noch auf uns zu?
Klima- und Migrationspolitik sind ein Teil der Verunsicherung, auch die Inflation, Kriege in vielen Teilen der Welt, Wirtschaft geht den Bach runter, viele können sich kaum noch ihren Lebensunterhalt leisten, Kaufkraft lässt nach.....
Eigentlich würde ich mal Konsequenzen bzw. wenigstens ansatzweise das Eingeständnis eines Scheitern der Ampelregierung erwarten...
Hoffentlich gibt es bald mal Parteien die auch den kleinen Bürger wieder etwas Perspektive vermitteln können und in den Blick nehmen!
Ansonsten sehe ich.....dann wird die AfD bei der nächsten Wahl alleine regieren können
Dann "Gute Nacht" schönes Deutschland