Gute Nachrichten von den Haßberg-Kliniken: Es gab im Landkreis Haßberge 2021 nicht nur reichlich Nachwuchs. Von den 816 Babys sind auch 440 in den Kreißsälen in Haßfurt zur Welt gekommen, mehr als die Hälfte. Das ist auch eine Grundvoraussetzung für das "Förderprogramm Geburtshilfe" des Freistaats, das zum Beispiel 2020 eine Million Euro für das Krankenhaus Haßfurt locker machte. Auch für 2022 erwartet Landrat Wilhelm Schneider einen entsprechenden Zuschuss, erklärte er im Kreistag am Montag.
Als positiv bewertete es Schneider zudem, dass die Planungen für den neuen OP-Trakt weit fortgeschritten seien, weswegen die Umbaumaßnahmen Ende dieses oder Anfang nächsten Jahres beginnen könnten. Aber trotz der eingeläuteten Umstrukturierungen des Kommunalunternehmens - am Haus Ebern wird ein Zentrum für Altersmedizin errichtet, in Haßfurt die stationäre Chirurgie gestärkt - überwiegen die Sorgen:
Mit knapp 5 Millionen Euro muss der Landkreis die Haßberg-Kliniken in 2022 subventionieren. Und das werde vermutlich wieder nicht reichen, befürchtete Thomas Wagenhäuser, Fraktionschef der Jungen Liste. "Hier muss weiterhin und noch stärker an der Struktur gearbeitet werden."
Für Jürgen Hennemann (SPD) sind die Probleme aber eben nicht nur hausgemacht: "Wir können uns noch so anstrengen mit Ideen, mit guter Organisation, guten Ärzten und qualifiziertem Personal und guten Leistungen", sagte er in seiner Haushaltsrede. Aber all das reiche nicht, um die Gesundheitsversorgung vor Ort ohne Defizit zu organisieren. Die Gesundheitspolitik in Berlin und München trägt für ihn Mitschuld, weil sie nicht auf den Erhalt kleiner Häuser ausgerichtet sei.
Der Landrat hatte zuvor ausgeführt: 3,5 Millionen Euro sind im Kreishaushalt 2022 als Betriebskostenzuschuss für die Krankenhäuser Haßfurt und Ebern vorgesehen, weitere 1,2 Millionen für das Defizit des Medizinischen Versorgungszentrums (MVZ Ebern-Haßfurt GmbH), das sich unter dem Dach des Kommunalnehmens befindet.
MVZ: Gegenrechnung mit Auslastung der Krankenhäuser ist "Schönfärberei"
Dass auch in die ambulante medizinische Versorgung Geld fließt, halten FDP und Freie Bürger für falsch. "Ein MVZ sollte unserer Meinung nach ohne Zuschuss auskommen", sagte Fraktionssprecher Harald Pascher. Eine Gegenrechnung mit der durch das MVZ erwirkten besseren Auslastung der Krankenhäuser könne "nur eine Schönrechnerei" sein. Auch Pascher ist davon überzeugt, dass die beiden Klinikstandorte langfristig nur erhalten werden können, wenn Land und Bund Landkrankenhäuser besser bezuschussen.
Von einer "Großbaustelle" sprach Alexander Bergmann im Zusammenhang mit Kliniken und MVZ. Der stellvertretende CSU-Fraktionsvorsitzende setzt darauf, dass die Umstrukturierung in Ebern und Haßfurt Früchte trägt und die Haßberg-Kliniken mit einem starken Gesundheitsangebot ihre Einnahmen steigern können. Die Stellschraube auf der Kostenseite werde indes immer begrenzter.
"Leisten uns mit erheblichen Mitteln eine gute Krankenhausversorgung"
Für Birgit Bayer, die Vorsitzende der Fraktion Freie Wähler/Wählergemeinschaft Haßberge, wäre es schon ein gewaltiger Schritt nach vorne, wenn der Landkreis seine Zuschüsse an das Kommunalunternehmen halbieren könnte. Und Harald Kuhn von den Grünen drückte es so aus: "Obwohl die Gesundheitspolitik im Bund nicht für die kleinen Krankenhäuser ausgerichtet ist, leisten wir uns mit erheblichen Mitteln aus unserem Haushalt eine gute Krankenhausversorgung. Und das soll auch in Zukunft so bleiben."
Sollte sich die defizitäre Lage der Haßberg-Kliniken auf längere Sicht nicht bessern, wird der Landkreis dennoch eine Schmerzgrenze definieren müssen, über die er bei der Bezuschussung nicht hinaus gehen will. Vielleicht kommt es nicht dazu, wenn die Strukturmaßnahmen greifen oder die Gesundheitspolitik den Landkrankenhäusern entgegenkommt. Auf die Kommunalpolitik, das Klinikpersonal und Bürgerinnen und Bürger, die auf die stationäre und ambulante medizinische Versorgung der Haßberg-Kliniken angewiesen sind, kommen spannende Zeiten zu.