zurück
Haßfurt
Bestand der Geburtshilfe für die nächsten Jahre gesichert
Jetzt sind die Zahlen offiziell: Auch im Jahr 2018 wurden im Haßfurter Krankenhaus genug Kinder geboren, um eine staatliche Förderung zu bekommen.
Geboren in Haßfurt: Nachdem die Schließung der Station 2016 schon beschlossen war, sieht es dank stabiler Geburtenzahlen und einem neuen Förderprogramm für die Geburtshilfe der Haßberg-Kliniken wieder sehr gut aus.
Foto: Peter Schmieder | Geboren in Haßfurt: Nachdem die Schließung der Station 2016 schon beschlossen war, sieht es dank stabiler Geburtenzahlen und einem neuen Förderprogramm für die Geburtshilfe der Haßberg-Kliniken wieder sehr gut aus.
Peter Schmieder
 |  aktualisiert: 29.03.2021 10:46 Uhr

Landrat Wilhelm Schneider zeigte sich bei der Pressekonferenz im Ärztehaus am Krankenhaus erleichtert. "Ich habe den ganzen Dezember gezittert", sagt er. Denn bis zum Schluss war fraglich, ob die Haßberg-Kliniken die Quote für eine staatliche Förderung zum Erhalt der Geburtshilfestation erfüllen würden. Doch dann kam ein geburtenstarker Dezember. Mittlerweile liegen auch die Zahlen aus den Standesämtern vor und damit ist klar: Auch im Jahr 2018 erfüllen die Haßberg-Kliniken die Kriterien für eine Förderung.

"Eine Geburtshilfestation hat immer eine besondere Stellung in einem Krankenhaus", sagte Stephan Kolck, Vorstandsvorsitzender der Haßberg-Kliniken. Denn das sei die einzige Station, in die keine kranken, sondern gesunde Menschen kommen. Das erfülle die Klinik mit Leben und so komme es auch vor, dass Mitarbeiter von anderen Teilen des Krankenhauses der Geburtshilfe einen Besuch abstatten, wenn sie ein schlimmes Erlebnis wie einen Todesfall auf ihrer eigenen Station hatten. So zeigte sich der Klinik-Chef sichtlich erfreut, die Presse "diesmal zu einem erfreulichen Thema" einladen zu können, nachdem es in letzter Zeit oft um hohe Ausgaben und Defizite der beiden Krankenhäuser gegangen war.

397 Geburten sichern die Förderung für 2021

397 Geburten gab es im Jahr 2018 im Haßfurter Krankenhaus. Das sind gut 52 Prozent der 760 registrierten Neugeborenen im Landkreis Haßberge. Um die neu eingeführte Förderung des bayerischen Gesundheitsministeriums zu erhalten, müssen in mindestens einem der drei vorangegangenen Jahre mehr als die Hälfte der Geburten im Landkreis in der förderungsbedürftigen Klinik stattgefunden haben. "Wenn also mal ein Jahr dazwischen ist, in dem wir die Quote nicht erfüllen, bricht deswegen noch nicht für ein Jahr die Förderung weg", zeigt sich Klinik-Chef Kolck erleichtert.

Landrat Wilhelm Schneider (links) und Klinikchef Stephan Kolck verkünden die frohe Botschaft, dass die Förderung der Geburtshilfe in Haßfurt für ein weiteres Jahr gesichert ist.
Foto: Peter Schmieder | Landrat Wilhelm Schneider (links) und Klinikchef Stephan Kolck verkünden die frohe Botschaft, dass die Förderung der Geburtshilfe in Haßfurt für ein weiteres Jahr gesichert ist.

Auch in den 2016 und 2017 hatten die Haßberg-Kliniken die Quote erfüllt, so dass die Förderung bis 2020 bereits gesichert gewesen war. Mit den neuen Zahlen ist nun klar, dass das Geld auch 2021 fließen wird. Wie hoch die Förderung ausfallen wird, steht dagegen noch nicht fest. "Das Gesetz ist noch nicht gegossen", sagt Landrat Schneider über die recht neu eingeführte Förderung. Zu Rechnen sei laut seiner Aussage aber mit einem "mittleren bis hohen sechsstelligen Betrag, also eine halbe Million plus x".

Dass das Gesundheitsministerium überhaupt diese neue Fördermöglichkeit eingeführt hatte, sei zu einem großen Teil der Situation der Haßberg-Kliniken zu verdanken. "Auf unserer Basis hat das Ministerium überhaupt erst angefangen, das zu diskutieren", sagt Dr. Raphael Kupietz, Chefarzt der Gynäkologie. Grundsätzlich ist das Problem, dass bei der Geburtshilfe die Einnahmen des Krankenhauses wesentlich stärker von den Geburtenzahlen abhängen als die Ausgaben. Sprich: Je kleiner die Station, desto höher das Defizit. Erst ab rund 600 Geburten im Jahr könne eine Geburtshilfestation kostendeckend arbeiten. Damit waren die kleinen Haßberg-Kliniken mit ihren rund 400 Geburten jährlich in eine solche Schieflage geraten, dass der Kreistag im Jahr 2016 beschloss, die Station zu schließen. Doch der Beschluss hatte einen entscheidenden Zusatz: "So lange sich die Rahmenbedingungen nicht ändern."

Stabile Zahlen über Jahre

Allerdings hatten sich Politiker für eine Möglichkeit zum Erhalt der Geburtenstationen an kleinen Krankenhäusern stark gemacht, allen voran der Landtagsabgeordnete Steffen Vogel, den Landrat Schneider in der Pressekonferenz besonders erwähnte. Dabei ging es vor allem darum, in ländlicheren Regionen die Grundversorgung zu erhalten. Auch Gesundheitsministerin Melanie Huml hatte deshalb das Haßfurter Krankenhaus besucht und sich vor Ort ein Bild davon gemacht. Letztlich kam ein Förderprogramm heraus, das Landkreise bei der Zahlung des Defizitausgleichs an die Kliniken unterstützen soll. Voraussetzung ist eine Geburtenzahl im Krankenhaus, die im Vergleich zur Geburtenzahl im ganzen Landkreis hoch genug ist, um eine Rolle als Grundversorger zu rechtfertigen.

Dass die Haßberg-Kliniken in den letzten Jahren die Quote immer wieder erfüllt hatten, gebe nun auch eine gewisse Planungssicherheit. "Wir brauchen zahlen, die über Jahre stabil sind. Wir brauchen eine Perspektive, und das möglichst langfristig", sagt Landrat Schneider. Dazu kommt, dass Chefarzt Kupietz kurz vor dem Rentenalter steht und die Suche nach einem Nachfolger schwierig wäre, wenn eine baldige Schließung der Station im Raum stünde.

Doch die Zahlen sehen stabil aus. Zudem hat das laufende Jahr für die Geburtshilfe sehr gut angefangen: 40 Kinder kamen in einem einzelnen Monat im Krankenhaus zur Welt - der geburtenstärkste Januar seit langem. Doch die guten Zahlen seien "kein Selbstläufer", betont der Landrat. "Das müssen wir uns hart erarbeiten."

Familiäre Atmosphäre

Mit zu den steigenden Geburtenzahlen beigetragen habe vor allem die "familiäre Atmosphäre" im Haßfurter Krankenhaus. So berichtet Karin Kramer, Referentin für Öffentlichkeitsarbeit, dass zunehmend auch Mütter von außerhalb des Landkreises Haßberge sich für eine Geburt in Haßfurt entscheiden, da in einem kleinen Haus mit kurzen Wegen eine viel persönlichere Betreuung der Patienten möglich sei, als in großen Kliniken wie in Bamberg oder Schweinfurt.

Und was ist mit dem häufig angeführten Argument, Geburten nach einer Risikoschwangerschaft seien in Haßfurt problematisch, das es keine angeschlossene Kinderklinik gibt? "Wir kommen auch mit Notfällen zurecht", sagt Raphael Kupietz. Ärzte für verschiedene Probleme, die sich nach einer Geburt ergeben können, gebe es auch in Haßfurt. Nur wenn es sich um Frühgeburten handelt und das Kind daher noch nicht weit genug entwickelt wäre, sei es tatsächlich besser, die werdende Mutter in ein größeres Haus mit Kinderklinik zu schicken. Das werde in diesen Fällen auch gleich gemacht, wenn der Anruf kommt, dass die Wehen eingesetzt haben. "Und wenn für die Fahrt dorthin keine Zeit mehr ist, gibt es auch eine Absprache mit dem Leopoldina in Schweinfurt, dass die Kinderärzte von dort zu uns kommen", berichtet Klinikchef Kolck.

 
Themen & Autoren / Autorinnen
Haßfurt
Peter Schmieder
Bayerisches Staatsministerium für Gesundheit
Förderung
Geburtenrate
Geburtshilfe
Melanie Huml
Steffen Vogel
Wilhelm
Wilhelm Schneider
Lädt

Damit Sie Schlagwörter zu "Meine Themen" hinzufügen können, müssen Sie sich anmelden.

Anmelden Jetzt registrieren

Das folgende Schlagwort zu „Meine Themen“ hinzufügen:

Sie haben bereits von 50 Themen gewählt

bearbeiten

Sie folgen diesem Thema bereits.

entfernen
Kommentare
Aktuellste
Älteste
Top