
Wer einen Schluck aus einer Cola-Flasche nimmt oder zuhause sein Amazon-Paket auspackt, der oder die denkt dabei sicher nicht an die ELSO Elbe GmbH & Co. KG aus Hofheim. Dabei ist das Unternehmen indirekt an der Herstellung beider Produkte beteiligt. Mit seinen Gelenkwellen nämlich, die in den entsprechenden Getränkeabfüll- beziehungsweise Wellpappenanlagen verbaut sind. "Es gibt ganz viele Anwendungen, wo wir drin sind", erklärt Michael Koch, der die Kaufmännische Leitung bei Elso innehat. Ein weiteres Beispiel? "Erntemaschinen für Blaubeeren in Holland."
Über 500.000 Gelenkwellen in verschiedenen Ausführungen produziert das Hofheimer Unternehmen, das zur Elbe Group aus Bietigheim-Bissingen in Baden-Württemberg gehört, nach eigenen Angaben pro Jahr. Das Elso-Hauptprodukt indes sind Flansche für Getriebe und Achsen. Mit diesen generiere die Firma den meisten Umsatz, berichtet Koch. 1,3 Millionen Stück fertigen die Beschäftigten jährlich. Hinzukommen – als drittes Produkt – Gelenkkreuze. Aktuell sind es 1,2 Millionen Stück pro Jahr. Mit ihnen hat vor 50 Jahren in Hofheim alles angefangen.
Elbe stieß auf der Suche nach einem neuen Standort auf Hofheim
Damals habe die Familie Elbe nach Erweiterungsmöglichkeiten für ihr Unternehmen gesucht, blickt Koch zurück. Diese gab es in Bietigheim-Bissingen nicht, da die Firma dort von einem Wohngebiet umgeben ist. Bei der Suche nach einem geeigneten weiteren Standort stießen die Verantwortlichen schließlich auf Hofheim. Die Stadt zeigte sich offen für die Ansiedlung des Unternehmens und aufgrund der Nähe zur innerdeutschen Grenze kam der Firma die Zonenrandförderung zugute.
In Hofheim gab es 1973 mit der Firma Hewa zudem ein Unternehmen, das Gelenkkreuze herstellte und damit ein Produkt, das Elbe für seine Gelenkwellen benötigte. "Das Gelenkkreuz ist das Herzstück der Gelenkwelle", erklärt Koch. Gleichzeitig sei es auch das Verschleißteil. Daher gilt: "Je besser das Gelenkkreuz ist, umso besser ist die Leistungsfähigkeit der Gelenkwelle." Das Unternehmen aus Bietigheim-Bissingen übernahm 1973 also die damals insolvente Firma Hewa und mit ihr die Produktion der Gelenkkreuze. Der Grundstein für die heutige ELSO Elbe GmbH & Co. KG war gelegt.

In den Folgejahren erweiterte sich der Betrieb am Standort Hofheim stetig. So verlagerte Elbe 1977 etwa die Produktion seiner Kugel- und Kreuzgelenkwellen von Bietigheim-Bissingen in die Haßberge. Auch die Härterei zog nach Hofheim um. 1990 wurde am jetzigen Elso-Standort, stadtauswärts in Richtung Rügheim, neu gebaut. Dann aber folgten schwierige Zeiten, 1993 kriselte es. Neuen Aufschwung brachte der Einstieg in die Serienfertigung von Achs- und Getriebeflanschen.
Elso ist einer der größten Arbeitgeber im Landkreis Haßberge
Und so feiert Elso in Hofheim in diesem Jahr 50-jähriges Bestehen. "Wir sind nicht so gestrickt, dass wir sagen, wir sind die Besten oder Tollsten", sagt Michael Koch im Gespräch mit der Redaktion. "Aber mit der Vielfalt an Produkten und der Anzahl an Kunden und Branchen, die wir beliefern, sind wir schon Marktführer im Bereich Flansche und Gelenkwellen. Das ist etwas, was wir uns in den letzten 50 Jahren erarbeitet haben."

429 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, inklusive der Auszubildenden, beschäftigt Elso aktuell. Das Unternehmen ist damit einer der größten Arbeitgeber im Landkreis Haßberge. Zuletzt ist auf dem Firmengelände in Hofheim ein eigenes Ausbildungszentrum entstanden. Auch an anderer Stelle hat Elso in die Zukunft investiert: Mehrere neue Maschinen wurden im Zuge der Automatisierung angeschafft. Nicht um Arbeitsplätze zu ersetzen, sondern um vor Ort die Kapazitäten zu erweitern, wie Koch unterstreicht.

Die schwierige Gesamtlage der Wirtschaft macht sich bei Elso bislang nicht bemerkbar. "Wir haben für dieses Jahr noch – wie man landläufig sagt – volle Auftragsbücher", berichtet der Kaufmännische Leiter. Der Auftragsbestand liege auf dem Niveau der vergangenen beiden Jahre. "Wir gehen davon aus, dass das auf jeden Fall bis Jahresende so bleibt", sagt Koch. Aber auch für das kommende Jahr seien die Prognosen eher positiv. "Die großen Kunden wollen eigentlich sogar mehr Teile von uns."
Die Energieknappheit ist eine der großen Herausforderungen
Neben dem Fachkräftemangel, der Sicherung von Lieferketten und den steigenden Anforderungen seitens der Kunden sehen die Elso-Verantwortlichen den Umgang mit der Energieknappheit als eine der wesentlichen Herausforderungen. "Das ist ein großer Wandel, das erlebt man ja privat auch", sagt Koch. "Für ein Unternehmen wie unseres ist es eine wirkliche Herausforderung, Energiekonzepte zu finden, mit denen wir weiterhin so produzieren können, wie wir es gewohnt sind." Es sei ein wichtiger Punkt für die Zukunft, für den es aber auch ein bisschen Unterstützung durch die Politik brauche.
Mit ESN nahm jüngst ein anderes Hofheimer Unternehmen seinen eigenen Solarpark in Betrieb. Man prüfe die Möglichkeiten, Photovoltaik zu nutzen, sei aber, was das Selbsterzeugen von Strom betrifft, noch nicht ganz so weit, sagt Koch und ergänzt: "Wir haben umgekehrt einiges getan, um Energie einzusparen." Die selbst gesteckten Ziele des Energie- und Umweltmanagements würden jährlich von einem Institut überprüft und zertifiziert. Koch berichtet außerdem, dass das Unternehmen für seine Härterei aktuell Flüssiggas verwende. Auf lange Sicht soll hier mit Wasserstoff gearbeitet werden.
Langfristigkeit als eine Strategie für die Zukunft
Der aktuelle Wandel beschert Elso indes auch Zuwachs in neuen Branchen. So werden Gelenkwellen des Unternehmens zum Beispiel in Solarfaltpaneelen verbaut. Gleichzeitig wachse man mit den großen Kunden mit, erklärt Koch. "Was uns auch wichtig ist, ist Wachstum über Innovation an den Produkten", fügt er an und nennt die sogenannte Elbe Sensing Technology als Beispiel. "Wir sind die Einzigen am Markt, die eine Gelenkwelle mit einem Sensor ausstatten können, über den man die Daten, die für eine Gelenkwelle wichtig sind, auslesen kann."

Als Marktführer habe man letztendlich auch viel damit zu tun, sich im Markt zu verteidigen, führt der Kaufmännische Leiter weiter aus. Eine Strategie des Unternehmens seien dabei, wie auch in der Vergangenheit, langfristige Beziehungen zu Kunden und Lieferanten. "Das ist ein ganz wichtiger Punkt unserer Strategie, dass alles auf Langfristigkeit ausgelegt ist", erklärt Koch. Standortverlagerungen zum Beispiel "werden bei uns überhaupt nicht diskutiert", betont er. "Wir haben unseren Standort hier, hier wird gearbeitet, das müssen wir positiv ausfüllen."
Auch in der übergeordneten Elbe Group stehen die Zeichen auf Kontinuität. Geschäftsführer Hans Gundram Elbe führt das Familienunternehmen aktuell in der dritten Generation. "Mit Jörn Elbe ist die vierte Generation auch schon im Unternehmen, in der Holding, tätig", berichtet Koch. Dass der Übergang, der zwar aktuell noch nicht anstehe, schon regelt ist, sei für ein Unternehmen heutzutage etwas absolut Positives. Insgesamt blickt man bei Elso also optimistisch in die Zukunft.