Berühmte Persönlichkeiten, unglaubliche Zufälle oder ein Blick in die Unterwelten: In Hofheim können sich Gäste ebenso wie Einheimische ab sofort auf Zeitreise begeben und in die Vergangenheit der Haßberge-Stadt eintauchen. Auf einem rund 1,5 Kilometer langen Stadtrundgang lassen sich an insgesamt 16 Stationen historische oder kuriose Ereignisse der Stadtgeschichte nachempfinden.
Reise in die Stadtgeschichte Hofheims: Vom Walhalla-Architekten bis zum späteren Kaiser
Der Hofheimer Werner Mock hat diese zusammengetragen und mit vielen Helferinnen und Helfern lebendig und teils emotional in mehreren Videos nacherzählt. An eigens für den neuen Stadtrundgang aufgestellten Stelen sind die Videos via QR-Code mit dem Smartphone abrufbar; aber auch ohne moderne Technik lassen sich anhand einzelner Texte viele der Geschichten direkt vor Ort nachlesen.
Die Redaktion durfte einen exklusiven Vorabblick auf den Stadtrundgang werfen, der unter dem Motto "Historische Blickwinkel" steht. Hätten Sie zum Beispiel gewusst, dass der Architekt der berühmten Walhalla bei Regensburg auch für ein Gebäude in Hofheim verantwortlich zeichnet? Ein Blick auf diese und vier weitere kuriose Begebenheiten der Hofheimer Stadtgeschichte.
1. Ein Stararchitekt des 19. Jahrhunderts hinterließ in Hofheim seine Spuren
In der Hofheimer Landgerichtsstraße ist ein besonderes Gebäude zu entdecken. Heute beherbergt es eine Außenstelle des Amts für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten. Errichtet wurde es in den Jahren 1832/33 aber als Landgericht, wie auf dem Stadtrundgang zu erfahren ist. Der Bau erfolgte nach Plänen des Architekten Leo von Klenze. Als Hofbauintendant und Leiter der Obersten Baubehörde prägte dieser in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts unter König Ludwig I. mit seinen architektonischen Werken unter anderem maßgeblich das Aussehen der Stadt München. Auch die berühmte Walhalla bei Regensburg geht auf den bedeutenden Baumeister des Klassizismus zurück.
2. Unter der Hofheimer Altstadt existiert ein Labyrinth aus Kellern und Gängen
Neben dem früheren Landgericht steht in Hofheim eine Gaststätte. Wo heute asiatisch gekocht wird, war lange Zeit das Gasthaus "Zur Krone" beheimatet. Was auf den ersten Blick nicht zu erahnen ist: Unter dem historischen Fachwerkhaus geht es in die Tiefe. Der letzte Krone-Wirt, Fridolin "Friedl" Pechmann, berichtet in einem Video des Stadtrundgangs, dass das Gasthaus einen eigenen Brunnen und große unterirdische Keller hat, von denen die untersten immer unter Wasser gestanden hätten. "Früher sind meine Kinder mit dem Schlauchboot darin herumgekurvt", erinnert er sich. Die Keller sind aber nur ein Teil der Unterwelten Hofheims: "Unter großen Teilen der Hofheimer Altstadt existiert ein weit verzweigtes, teilweise doppelgeschossiges Labyrinth von Gängen und Gewölben."
3. Ein Tieflader mit Panzer riss 1945 die Außenmauer des Goßmannsdorfer Tors ein
Besonders an der Hofheimer Stadtgeschichte ist unter anderem auch eine Begebenheit, die sich am Kapellen- beziehungsweise Goßmannsdorfer Tor ereignete. Im Mai 1945 beschädigte ein Tieflader, der einen Panzer der US-Armee mit nicht eingezogenem Geschützrohr transportierte, das Tor bei der Durchfahrt. Denn auf der Eingangsseite in Richtung Stadt ist dieses nach oben hin rund, auf der Ausgangsseite jedoch gerade. Es habe auf einmal einen riesigen Schlag getan, erinnert sich die 96-jährige Elisabeth Hempfling, die damals mit ihrer Familie direkt neben dem Goßmannsdorfer Tor wohnte, im zugehörigen Video des Stadtrundgangs. Die ganze Mauer sei heruntergefallen und der Blick auf die Küche der Torwohnung frei geworden – "wie eine möblierte Bühne". Unglaublich, aber wahr: 30 Jahre später traf eine Hofheimerin, die zu Besuch in den USA weilte, zufällig auf den Panzersoldaten.
4. Hofheims ältester Verein wurde gegründet, um die Sperrstunde zu umgehen
Im Jahr 1857 gründete sich in Hofheim der Verein Frohsinn. Er ist Hofheims ältester Verein und wurde gewissermaßen aus einer rechtlichen Not heraus ins Leben gerufen, wie der aktuelle Frohsinn-Vorsitzende, Thomas Saal, in einem Video des Stadtrundgangs erklärt. Damals sei ein längeres Verweilen in den Gaststätten über die Polizeistunde beziehungsweise 21 Uhr hinaus streng verboten gewesen. "Manche lustige Gesellschaft musste gerade dann, wenn es am schönsten war, den Weg nach Hause antreten." Geschlossene Vereine hingegen hätten das Recht gehabt, länger zu verweilen. Und so gründeten fünf ausgefuchste Hofheimer Bürger kurzerhand einen solchen. Zweck des Vereins ist laut Satzung bis heute die Geselligkeit.
5. Zu einem Militärmanöver weilte Kronprinz Wilhelm, der spätere Kaiser, in Hofheim
Im Jahr 1883 erhielt die Stadt Hofheim hohen Besuch. Unter Feldmarschall Graf Alfred von Waldersee fand damals vor Ort ein Manöver des Militärs statt. Kronprinz Wilhelm, und damit der spätere Kaiser, kam zur Besichtigung der Truppen in die Haßberge. Wie Stadtrundgang-Initiator Werner Mock mit Verweis auf das städtische Archiv weiter zu berichten weiß, tafelte der Kronprinz anschließend mit seinen Offizieren im "Fränkischen Hof" und reiste dann weiter in Richtung Haßfurt.
Diese fünf Geschichten aus Hofheims Vergangenheit lassen sich im Detail – ebenso wie viele weitere Begebenheiten – ab sofort auf dem neuen Stadtrundgang "Historische Blickwinkel" entdecken. In der Tourist-Info (Marktplatz 1) gibt es auch einen Flyer, in dem alle Stationen aufgeführt sind.
Hinweis: Trotz sorgfältiger Recherche konnte die Rechteinhaberin oder der Rechteinhaber der historischen Aufnahmen Hofheims nicht mehr ermittelt werden. Rechteinhaber werden gebeten, sich bei der Redaktion zu melden.