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Haßfurt
Eine neue Chefin für die Haßberg-Kliniken: Regina Steenbeek-Schacht will das Unternehmen in die Zukunft führen
Baumaßnahmen, ein Millionendefizit und eine Gesundheitsreform mit vielen Fragezeichen: Auf die Krankenhausmanagerin kommen große Aufgaben zu.
Neue Chefin bei den Haßberg-Kliniken: Regina Steenbeek-Schacht hat am 1. Januar die Interimsleitung übernommen. Landrat Wilhelm Schneider spricht von einer guten Zusammenarbeit.
Foto: Peter Schmieder | Neue Chefin bei den Haßberg-Kliniken: Regina Steenbeek-Schacht hat am 1. Januar die Interimsleitung übernommen. Landrat Wilhelm Schneider spricht von einer guten Zusammenarbeit.
Peter Schmieder
 |  aktualisiert: 08.02.2024 10:50 Uhr

Wer einen Blick auf die Internetseite von Regina Steenbeek-Schacht wirft, wird schnell feststellen: Diese Frau fühlt sich ihrer norddeutschen Heimat durchaus verbunden. Immerhin zeigt das Titelbild der Website den grün-weißen Leuchtturm von Schleimünde, rund 50 Kilometer entfernt von ihrem Heimatort Borgwedel in Schleswig-Holstein. Dennoch schreckt die Krankenhausmanagerin nicht davor zurück, für ihren Beruf in den 650 Kilometer entfernten Landkreis Haßberge zu kommen und nur die Wochenenden in der Heimat zu verbringen. Seit 1. Januar ist Steenbeek Schacht die neue Chefin der Haßberg-Kliniken.

"Ich gehe da hin, wo eine Aufgabe ist", sagt die 57-Jährige – auch wenn in der nordeutschen Heimat ihre Familie auf sie wartet. Regina Steenbeek-Schacht ist verheiratet und hat zwei Söhne sowie mittlerweile auch zwei Enkelkinder. Zwei weitere Enkel seien gerade "im Werden".

Mehrere Wechsel an der Spitze der Haßberg-Kliniken

Doch wenn sie Aufträge annimmt, gelte dann auch: "Das sind meine Krankenhäuser." Welches Krankenhaus gerade "ihr" Krankenhaus ist, wechselt allerdings relativ häufig. Denn Regina Steenbeek-Schacht hat sich vor allem darauf spezialisiert, als Interimsmanagerin immer dahin zu gehen, wo jemand gebraucht wird. In Haßfurt macht sie das nun im Auftrag der Firma Medcura. Diese hat ihren Sitz im oberbayerischen Gauting und hatte Mitte des Jahres 2022 die Leitung der Haßberg-Kliniken übernommen.

Am Haus Haßfurt der Haßberg-Kliniken (Archivbild, 2021) ist der Bau eine neuen OP-Traktes geplant.
Foto: René Ruprecht | Am Haus Haßfurt der Haßberg-Kliniken (Archivbild, 2021) ist der Bau eine neuen OP-Traktes geplant.

2020 war Stephan Kolck, der langjährige Vorstandsvorsitzende des Kommunalunternehmens, in den Ruhestand gegangen. Auf ihn folgte Dr. Vera Antonia Büchner, die aber nach einem Jahr den Posten wieder aufgab, um als Professorin an die Technische Hochschule Nürnberg zu wechseln. Wilfried Neubauer, der erst neben Kolck und später neben Büchner das zweite Vorstandsmitglied war, führte das Kommunalunternehmen dann für einige Zeit kommissarisch, was eine Doppelbelastung mit seiner Funktion als Leiter der Abfallwirtschaft darstellte. So war klar, dass das keine Dauerlösung sein konnte.

"Ich gehe da hin, wo eine Aufgabe ist."
Regina Steenbeek-Schacht, Krankenhausmanagerin

Kurzfristig war niemand zu finden, der dauerhaft im Klinik-Chefsessel Platz nehmen wollte, und so kam die Firma Medcura ins Spiel. Mit dieser schloss der Landkreis einen Vertrag, woraufhin das Unternehmen Oliver Zimmer als Interimsmanager des Krankenhauses einsetzte. Doch nun hat auch dieser die Haßberg-Kliniken verlassen. "Aus persönlichen Gründen", wie Landrat Wilhelm Schneider (CSU) betont, denn Zimmer habe wohnortnah eine Führungsposition bekommen. Und so wurde er in Haßfurt nach nur einem halben Jahr von Regina Steenbeek-Schacht abgelöst.

Von der Krankenschwester zur Krankenhausmanagerin

"Ich hoffe, dass wir nicht alle halbe Jahr ein Pressegespräch machen müssen", bekräftigte Landrat Schneider bei ihrer Vorstellung im Landratsamt seine Hoffnung, etwas mehr Stabilität auf dem Posten zu bekommen. Immerhin: Die Zusammenarbeit funktioniere sehr gut, sowohl menschlich als auch fachlich. "Die Chemie muss ja auch stimmen", betonte der Landrat.

Im Haus Ebern der Haßberg-Kliniken sind Umbaumaßnahmen geplant, um dort Plätze für Kurzzeitpflege schaffen zu können (Archivbild, 2021).
Foto: Johanna Heim | Im Haus Ebern der Haßberg-Kliniken sind Umbaumaßnahmen geplant, um dort Plätze für Kurzzeitpflege schaffen zu können (Archivbild, 2021).

Steenbeek-Schachts Karriere im Gesundheitswesen begann 1983 mit einer Ausbildung zur Krankenschwester. Doch dann stieg sie ins Management einer Klinik auf und setzte schließlich ein Pflegemanagement-Studium obendrauf. Seitdem hat sie in verschiedenen Krankenhäusern unterschiedlicher Größe und Schwerpunktsetzung die Geschäftsführung übernommen – zuletzt leitete sie das Elisabeth-Krankenhaus in Kassel. Auch Franken ist ihr nicht unbekannt: Bevor sie 2021 die Stelle in Kassel übernahm, war sie Geschäftsführerin des St. Theresien-Krankenhauses in Nürnberg.

Geldmangel und Umbaupläne: Der inhaltliche Fahrplan steht

"Aber Unterfranken gefällt mir besser", sagt sie, denn sie möge es lieber, wenn es nicht so städtisch ist. Und so muss sie sich nun auch mit der Frage auseinandersetzen, wie es gelingen kann, dass eben auch in diesem ländlichen Raum eine gute Gesundheitsversorgung Bestand haben kann. Immerhin: Sie muss kein komplett neues Konzept für die Haßberg-Kliniken entwickeln. "Der inhaltliche Fahrplan war schon vorgegeben", sagt Steenbeek-Schacht. So geht es unter anderem um die Finanzen des Kommunalunternehmens, das schon lange rote Zahlen schreibt. Ein weiteres Thema sei die Zusammenführung der Medizinischen Versorgungszentren (MVZ) und der beiden zu den Haßberg-Kliniken gehörenden Krankenhäuser.

"Wenn es uns gelingt, dass die Leute hier bleiben, bleiben die Haßberg-Kliniken bestehen."
Regina Steenbeek-Schacht, Krankenhausmanagerin

Und schließlich wären da noch die beiden großen, anstehenden Baumaßnahmen: Ein neuer OP-Trakt für das Haus Haßfurt und die Umgestaltung eines Teils des Hauses Ebern, um die Räumlichkeiten für die Kurzzeitpflege nutzbar zu machen. Im Rahmen des Pressegesprächs zur Vorstellung der neuen Klinik-Chefin verteidigte Landrat Wilhelm Schneider auch die Umstrukturierung  der Haßberg-Kliniken, an der es vor allem aus dem Raum Ebern heftige Kritik gegeben hatte, bis hin zu Petitionen gegen die Pläne des Landkreises.

Pressegespräch im Landratsamt: Medcura-Geschäftsführer Bernd Josef Hirtreiter (links) und Landrat Wilhelm Schneider stellten Regina Steenbeek-Schacht als neue Chefin der Haßberg-Kliniken vor.
Foto: Peter Schmieder | Pressegespräch im Landratsamt: Medcura-Geschäftsführer Bernd Josef Hirtreiter (links) und Landrat Wilhelm Schneider stellten Regina Steenbeek-Schacht als neue Chefin der Haßberg-Kliniken vor.

So wird die stationäre Chirurgie, die es bisher an beiden Häusern gab, in Haßfurt zusammengezogen und ausgebaut, in Ebern wird der dadurch freiwerdende Platz künftig für die Kurzzeitpflege genutzt. Schneider betonte, die Pflegeplätze würden dringend benötigt. "Und wir haben gesagt: Dann machen wir es halt." Kritikerinnen und Kritiker sprechen dagegen von einer "Teilschließung" und werfen dem Landkreis vor, medizinische Bereiche aus Ebern abzuziehen, so dass das Haus bald kein echtes Krankenhaus mehr sei. Schneider betonte dagegen, die stationäre Chirurgie in Ebern sei "ja auch nicht angenommen" worden.

Niemand weiß, wie die Gesundheitsreform aussehen wird

Zu all diesen Herausforderungen kommt eine von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach geplante Gesundheitsreform, von der aktuell noch nicht absehbar sei, wie diese aussehen soll. Dennoch schaut Regina Steenbeek-Schacht optimistisch auf ihre Aufgaben. Schon als sie 1983 anfing, in Krankenhäusern zu arbeiten, sei von einer "Katastrophe im Gesundheitswesen" die Rede gewesen. "Unsere Aufgabe ist, das Beste daraus zu machen", sagt sie.

Und sie sieht die Haßberg-Kliniken gut aufgestellt. "Wir haben ein wirklich gutes Angebot", sagt sie, wobei sie einerseits die umfassende Grundversorgung herausstellt, andererseits aber auch betont, wie stark manche Abteilungen aufgestellt seien. Besonders erwähnt sie hier die Geriatrie. Dabei betont sie, wenn es darum gehe, kleinere Krankenhäuser auf dem Land zu erhalten, komme es nicht so sehr darauf an, mit den großen Nachbarn in Bamberg oder Schweinfurt um Patienten zu konkurrieren. Viel entscheidender sei, dass das Personal nicht abwandert. "Wenn es uns gelingt, dass die Leute hier bleiben, bleiben die Haßberg-Kliniken bestehen."

 
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  • J. W.
    Seit 2020 Nummer fünf. Da hat sich jemand noch nicht einmal richtig eingearbeitet, schon wieder weg. Wir sollen hier eine gute Leitung und zukunftsweisende Entscheidungen gewährleistet werden. Hier wäre eine Kontinuietät sicherlich hilfreich.
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  • E. F.
    Die geschätzten Herren Journalisten sollten bitte mal analysieren, was der Kreistag Hassberge mit seinen 2 Krankenhäusern überhaupt wirklich vorhat. Das ist ja keineswegs klar. Die maintaldominierte Kreistagsfraktions-Clique aus CSU und SPD will zusammen mit einem leicht manipulierbaren Bürgermeister den Standort Ebern eindeutig stilllegen und womöglich am Ende den riesigen Krankenhauskomplex in Ebern abreißen lassen. Dafür soll der Standort Hassfurt zu einem Krankenhaus der Klasse II extrem teuer aufgebläht werden, vorbei an jedem realistischen Bedarf. Aber was wollen die anderen Fraktionen? Was wollen die anderen Bürgermeister aus dem nordöstlichen Landkreis wirklich, wenn sie ihre Fesseln der Parteizugehörigkeitsdisziplin abstreifen? Was sagen sie im unbeobachteten Moment? Ist eine Fusion von Hassfurt mit dem Leopoldina und von Ebern mit der Krankenhausgesellschaft Bamberg-Land nicht die viel bessere (und wirtschaftlichere) Option? Wahrscheinlich schon!
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  • H. E.
    Das kann leider keiner genau vorab sagen. Aber eines ist klar. Wenn Gesundheitsversorgung nur noch nach dem Prinzip Ertrag und Kosten gesehen wird, statt den Patienten im Vordergrund zu sehen, wird es nie besser werden. Siehe Fallpauschale. Und schauen Sie sich doch auch mal das Rhön Klinikum an. Hier wird auf Profit gearbeitet und die Schwestern und Ärzte verlassen auch dort reihenweise die Klinik. Und deren Ruf hat mittlerweile auch sehr gelitten.
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  • S. L.
    Ebern ist so oder so als Krankenhausstandort nicht zu halten. Daneben sollte man sich davon lösen, in nicht mehr vorhandenen Landkreisgrenzen zu denken.
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  • T. G.
    Bin gespannt wie lange die Dame durchhält ,bevor man wieder am Stuhl sägt ….!!!
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  • Veraltete Benutzerkennung
    Wilhelm Schneiders desaströse Krankenhauspolitik ist ein einziger Affront gegen den nordöstlichen Landkreis. Wie wenn einer von zwei am Ertrinken begriffenen den schwächeren unter Wasser drückt, um selbst zu überleben, so kommt das an. Es fehlt an Moral in diesem "politischen" gesundheitspolitischen Prozess! Schneider sollte endlich seinen Hut nehmen, seine politischen Kofferträger ebenso!
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  • H. E.
    Floranus. Leider haben Sie weder den Ein- noch den Durchblick. Die kleinen Krankenhäuser werden von der " oberen Politik " kaputt gemacht. Ausbaden müssen es, wie immer, die Leute und Politiker vor Ort. Einfach auch mal darüber nachdenken.
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  • G. H.
    Ich denke Wilhelm Schneider will nur Eines: nämlich mit aller Macht mindestens ein Krankenhaus im Landkreis erhalten!
    Alles andere wäre eine Unterstellung!
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