Die Haßberg-Kliniken haben einen neuen Chef – zumindest vorerst. Denn bei Oliver Zimmer, der die Leitung des Kommunalunternehmens am 1. Juli übernommen hat, handelt es sich um einen Interimsmanager, dessen Vertrag für ein Jahr läuft. Allerdings gibt es die Option, die Zusammenarbeit zu verlängern, sollte sich weiterhin niemand finden, der dauerhaft für den Posten in Frage kommt.
Allerdings gibt sich Landrat Wilhelm Schneider (CSU) betont optimistisch, dass diese Suche letztlich erfolgreich sein wird: "Wir sind zuversichtlich, dass wir es bald wieder auf eigene Beine stellen können." Zu Beginn des Pressegesprächs, in dem Oliver Zimmer als Interimsmanager vorgestellt wurde, ging Schneider zunächst auf die Vorgeschichte ein.
Bisher hatte der Klinikvorstand immer aus zwei Mitgliedern bestanden, von denen eines den Posten als Vorsitzende oder Vorsitzender hatte. Lange Zeit bestand dieses Führungsduo aus Stephan Kolck als Vorsitzendem sowie Wilfried Neubauer als weiterem Vorstandsmitglied bestanden. Im Jahr 2020 ging Kolck in den Ruhestand, für ihn übernahm Dr. Vera Antonia Büchner den Posten als Vorsitzende. Neubauer, der gleichzeitig auch Geschäftsführer des Abfallwirtschaftsbetriebs des Landkreises ist, blieb weiterhin ihr Stellvertreter.
Landrat Schneider lobt die Team-Leistung des Krankenhauspersonals
Doch schon nach einem Jahr verließ Büchner die Haßberg-Kliniken wieder. Neubauer übernahm daraufhin erst einmal alleine die Leitung des Kommunalunternehmens, was er mit der Doppelbelastung als Leiter der Abfallwirtschaft als große Herausforderung beschreibt. "Dass das funktioniert hat, war eine Team-Leistung", lobt er das Krankenhauspersonal.
So ging die Suche nach einem neuen Klinikchef oder einer neuen Klinikchefin weiter. "In der ersten Runde hatten wir mehrere Kandidaten, waren aber von keinem zum Schluss überzeugt", sagt Landrat Schneider. "Und wir können unsere Häuser niemandem anvertrauen, dem wir nicht voll vertrauen." Zwar sei es schwierig, die idealen Bewerberinnen und Bewerber für die Leitung eines kleinen Krankenhauses zu finden. "Viele wollen eben doch in die Positionen von größeren Häusern", sagt Schneider. Das könne an den Gehaltsvorstellungen oder an Karriereplänen liegen. Das dürfe aber nicht zum Grund werden, die eigenen Ansprüche runterzuschrauben.
So fiel in den ersten Monaten des Jahres 2022 der Beschluss, erst einmal ein Interimsmanagement auszuschreiben. Außerdem wurde der Vorstand auf eine Person reduziert. Das bedeutet auch: Seit Oliver Zimmer übernommen hat, gehört die langjährige "Nummer 2" Wilfried Neubauer dem Klinikvorstand nicht mehr an. Damit endet für ihn auch die 14-monatige Zeit der Doppelbelastung, in der er de facto zwei Kommunalunternehmen im Alleingang leitete. "Für mich persönlich ist es gut, dass die Interimszeit jetzt zu Ende ist", sagt Neubauer.
Laut Wilhelm Schneider gab es vier Bewerbungen für den Posten des Interimsmanagers
"Für uns war ganz wichtig, dass es einen geordneten Übergang gibt", betont Landrat Wilhelm Schneider im Pressegespräch. Vier Bewerbungen hatte es für den Posten des Interimsmanagers gegeben, allerdings nicht von Einzelpersonen, sondern von Firmen. Die Entscheidung traf der Verwaltungsrat der Haßberg-Kliniken am 7. Juni, den Zuschlag erhielt die Firma Medcura aus dem oberbayerischen Gauting.
Ein Mitarbeiter dieses Unternehmens ist Oliver Zimmer, der nun in Haßfurt und Ebern die Klinikleitung übernimmt, wobei er bereits ankündigt, bei bestimmten Entscheidungen auch auf das Team aus Krankenhausexperten in seiner Firma zurückgreifen zu wollen. "Das ist auch gut für ein kleines Krankenhaus, das nicht zu einem Verbund gehört", meint er.
Neuer Chef auf Zeit hat viel Erfahrung in der Klinikleitung
Zimmer ist 49 Jahre alt, verheiratet und hat einen erwachsenen Sohn. Seit 20 Jahren arbeitet er in verschiedenen Positionen in Klinikleitungen, die meiste Zeit davon hat der Kaufmann mit Schwerpunkt Gesundheitsökonomie an Krankenhäusern in Wiesbaden und Koblenz verbracht. "Die Agenda ist nicht klein", sagt er, und die Herausforderungen seien für alle Krankenhäuser größer geworden.
Und wie soll es mit den geplanten Veränderungen bei den Haßberg-Kliniken weitergehen? "Die OP-Planung läuft weiter", sagt Landrat Wilhelm Schneider zu dem geplanten Anbau an das Haus Haßfurt. "Die Baugenehmigung ist die nächsten Wochen zu erwarten." Auch die geplanten Veränderungen am Eberner Standort sollen weitergetrieben werden, sprich: Keine stationäre Chirurgie mehr, dafür Kurzzeitpflegeplätze im Krankenhaus.
Vorbereitet auf Diskussionen vor allem zum Krankenhaus Ebern
Gerade in Ebern sind diese Pläne auf heftige Kritik gestoßen. "Vorbereitet auf die eine oder andere Diskussion, die man führen muss, sind wir schon", betont Oliver Zimmer. Das gehöre auch ein Stück weit zum Tagesgeschäft. Und Landrat Schneider betont, er stehe weiterhin zu der Entscheidung. "Wir müssen uns bedarfsgereicht aufstellen", sagt er. Und es habe sich eben gezeigt, dass die Chirurgie kaum ausgelastet war, während an Pflegeplätzen ein hoher Bedarf bestehe.
billig aus der Verantwortung gestohlen ;
wir haben unter anderem nachgefragt, warum eine Interimslösung her musste - sprich: warum sich bisher kein dauerhafter neuer Krankenhausleiter gefunden hat. Wir haben außerdem gefragt, wie der neue Klinikleiter damit umgehen möchte, dass er ja nun am Haus Ebern Maßnahmen umsetzen muss, die durchaus umstritten sind. Meiner Einschätzung nach dürften das die Fragen sein, die unsere Leserinnen und Leser in diesem Zusammenhang auch am meisten interessieren. Was Herr Schneider, Herr Neubauer und Herr Zimmer auf diese Fragen geantwortet haben, ist im Text auch nachzulesen.
Welche weiteren Fragen hätten Sie denn noch interessiert?
Mit freundlichen Grüßen
Peter Schmieder, Redakteur