Lange genoss Nikolaus Fey in Franken hohes Ansehen: Der 1956 verstorbene Mundartdichter habe sich als Bewahrer von Brauchtum und Dialekt durchaus verdient gemacht. Deshalb haben viele unterfränkische Städte und Dörfer Straßen nach dem Schriftsteller benannt - darunter mit Haßfurt, Ebern und Oberschleichach auch drei Orte im Landkreis Haßberge.
Neuer Straßenname bedeutet Aufwand für die Anwohner
Doch in den vergangenen Jahren hat Feys Ruf stark gelitten, nachdem bekannt geworden war, dass er in der Zeit der Nazi-Diktatur eine unrühmliche Rolle gespielt hatte: Fey war mehr als nur ein Mitläufer und arbeitete für die verbrecherische Regierung im besetzten Polen. Mehrere fränkische Städte und Gemeinden beschlossen daher, ihre nach ihm benannten Straßen umzubenennen. Das war auch in Haßfurt der Fall, die dortige Nikolaus-Fey-Straße heißt seit 1. März offiziell "Nikolausstraße". Doch wie soll es in Ebern und Oberschleichach weitergehen?
"Wir werden sie wohl umbenennen", sagt Thomas Sechser (CSU), Bürgermeister der Gemeinde Oberaurach, zu der der Ortsteil Oberschleichach gehört. Die dortige Nikolaus-Fey-Straße ist denkbar klein, "da wohnen nur zwei Leute", berichtet Sechser. Problematisch sei aber, dass einer der beiden Anlieger ein Gewerbetreibender ist. "Der muss ja dann alles ändern", weist der Bürgermeister darauf hin, dass die Umbenennung einer Straße für die Anwohner mit großem Aufwand verbunden ist. Noch schwieriger ist es, wenn sich nicht nur Wohnadressen, sondern auch Firmenadressen ändern.
Die Frage hat für die Kommunen nicht die höchste Priorität
Auf die Frage, ob die Gemeinde den Betrieb unterstützen könne, was die Kosten dieser Änderungen angeht, meint Sechser: "Das besprechen wir im Einzelfall separat. Es gibt da sicher Möglichkeiten." Sechser geht davon aus, dass sich die Gemeinde dennoch für eine Namensänderung entscheiden wird, besonders hohe Priorität habe das Thema aber nicht. Zur Frage, wie die Straße künftig heißen soll, möchte er sich nicht äußern. Zwar gebe es Vorschläge. Unter anderem hätten sich schon die Anwohner sowie der für den Süden des Haßbergekreises zuständige Kreisheimatpfleger Christian Blenk zu der Sache geäußert. "Aber das diskutieren wir im Gemeinderat, nicht öffentlich", sagt Sechser.
Auch Eberns Bürgermeister Jürgen Hennemann (SPD) macht klar, dass der Straßenname nicht die höchste Priorität auf der Tagesordnung seines Stadtrats hat: "Da kümmern wir uns drum, wenn es keinen Krieg mehr gibt, wenn keine Flüchtlinge mehr kommen und wenn das mit Corona vorbei ist." Weiter meint Hennemann: "Wir setzen uns dafür mit den Rechten auseinander, die mittwochs bei uns durch die Straßen laufen." Damit spielt er auf den hohen Anteil an Rechtsradikalen bei den Demos gegen die Corona-Maßnahmen an, die in Ebern derzeit wöchentlich stattfinden.
Neues Buch zeichnet ein differenziertes Bild von Fey
Während es sich bei der Nikolaus-Fey-Straße in Oberschleichach und der ehemaligen Nikolaus-Fey-Straße in Haßfurt um zwei kleine Sträßchen mit nur wenigen Häusern handelt, gäbe es in Ebern wesentlich mehr Betroffene - rund 80 Personen, schätzt der Bürgermeister. Denn die Straße ist zwar nicht besonders lang, doch es gibt dort einige Mehrfamilienhäuser.
Der Eberner Stadtrat hat in der Sache noch nicht entschieden. "Ich bin da offen. Wenn's nach mir geht, würden wir sie umbenennen", sagt Bürgermeister Hennemann, der selbst zu den Anwohnern der Eberner Nikolaus-Fey-Straße gehört. Allerdings sei es wichtig, mit den anderen Anwohnern zu sprechen und verschiedene Meinungen einzubeziehen, zudem verweist Hennemann auf ein Ende 2021 erschienenes Buch über Nikolaus Fey. Dessen Autor Carsten Busch ist Rektor der Nikolaus-Fey-Grundschule Wiesentheid. Der spricht sich zwar selbst für eine Umbenennung seiner Schule aus, attestiert Fey aber zumindest ein "spätes Umdenken".
Hennemann wünscht sich mehr Frauennamen auf Straßenschildern
Und wie könnte die Straße in Ebern nach einer Umbenennung heißen? Hennemann würden da einerseits noch ein paar verdiente Eberner einfallen, nach denen seiner Ansicht nach eine Straße benannt werden könnte. Wünschenswert fände er aber auch, bei der Vergabe neuer Straßennamen bevorzugt die Namen von Frauen zu verwenden. Diese seien derzeit noch unterrepräsentiert.
Mal wieder den Nagel auf den Kopf getroffen. Dem ist nix hinzuzufügen.