In den vergangenen Wochen ist Kritik laut geworden, der Landkreis Haßberge hinke bei den Corona-Impfungen stark hinterher. So erhielt auch diese Redaktion Zuschriften, in denen zum Vergleich Zahlen aus anderen Landkreisen und kreisfreien Städten genannt werden, in denen schon ein höherer Prozentsatz der Bevölkerung einen Schutz gegen das Virus erhalten habe. Ein Blick auf die aktuellen Zahlen zeigt: Tatsächlich liegt der Landkreis Haßberge leicht hinter dem Durchschnitt, aber nicht so weit, wie es manch kritische Stimme vermuten lässt.
In Gruppe 2 stehen noch Impfungen aus
Wie das Landratsamt mitteilt, haben bisher 30,4 Prozent der Bevölkerung des Landkreises Haßberge eine Erstimpfung erhalten, 7,8 Prozent eine Zweitimpfung. In diese Zahl sind sowohl die Impfungen eingeflossen, die in den beiden Impfzentren in Zeil und Hofheim vergeben wurden, als auch die Impfdosen, die Ärzte in Arztpraxen und im Krankenhaus verabreicht haben. Deutschlandweit liegen die Zahlen etwas höher: Hier sind bisher 9,4 Prozent der Bevölkerung vollständig geimpft, 32,8 Prozent haben immerhin eine Spritze erhalten. Diese Zahlen gibt Bundesgesundheitsministerium auf seinem Impf-Dashboard bekannt. In Bayern liegt die Quote bei 33,4 Prozent, die mindestens einmal geimpft wurden. 9,0 Prozent haben auch die Zweitimpfung erhalten.
Dass der Landkreis Haßberge leicht hinter anderen Kreisen zurückliegt, zeigt sich auch bei einem Blick auf die Priorisierungsgruppen: Während in anderen Landkreisen derzeit bereits Menschen aus Gruppe 3 geimpft werden, gibt es im Haßbergkreis noch einige wenige ungeimpfte Personen der Gruppe 2. In Zahlen bedeutet das: Die 2369 Landkreisbürger der Priorität 1, die sich angemeldet hatten, haben mittlerweile alle mindestens eine Impfung erhalten. Von den 12 941 angemeldeten Personen der Gruppe 2 hatten bisher 11 624 einen Termin für eine Erstimpfung. Außerdem stehen derzeit 9321 Personen der Gruppe 3 und 6723 der Gruppe vier auf der Warteliste.
Keine Priorisierung mehr in den Arztpraxen
Die einzigen Mitglieder der Gruppen 3 und 4 aus dem Landkreis Haßberge, die bisher eine Chance auf eine Impfung hatten, sind damit die Mitarbeiter der Fränkischen Rohrwerke, die an einem Modellversuch zur Impfung in Betrieben teilgenommen haben. Doch das ändert sich jetzt: Wie das Landratsamt Haßberge in einer Pressemitteilung berichtet, wurde für den Impfstoff Astrazeneca bundesweit die Priorisierung in den Arztpraxen aufgehoben. Das bedeutet: In den Impfzentren kommt weiterhin nur die Gruppe 2 an die Reihe, danach erst einmal die Gruppe 3. Hausärzte dürften dagegen schon jetzt Mitglieder der Priorisierungsgruppen 3 und 4 impfen. Allerdings sind hier die Impfstoffmengen noch sehr gering.
Weiterhin weist das Landratsamt darauf hin, dass für die Arztpraxen die Möglichkeit geschaffen wurde, den Abstand zwischen Erst- und Zweitimpfung mit Astrazeneca zu verkürzen. Demnach muss das Intervall zwischen der ersten und er zweiten Spritze mindestens vier, höchstens zwölf Wochen betragen. In den Impfzentren gilt für Astrazeneca hingegen weiterhin eine feste Frist von zwölf Wochen.
Terminverschiebung nur mit guter Begründung
Dabei weist das Landratsamt auch darauf hin, dass diese Termine nur aus triftigen Gründen verschoben werden dürfen - beispielsweise der Tod eines nahen Angehörigen oder eine schwere Erkrankung, die eine Impfung unmöglich macht. Dafür ist ein "geeigneter Nachweis" wie ein ärztliches Attest nötig. "Nicht als dringender persönlicher Grund zu akzeptieren sind hingegen insbesondere geplante Urlaubsreisen oder Ähnliches", heißt es im Schreiben der Behörde. Diese weist außerdem darauf hin, dass Impflinge alle Nachweise zur Priorisierung zum Impftermin mitbringen müssen. "Ansonsten kann es sein, dass die Impfung abgelehnt werden muss."
Das Gesundheitsamt meldet vier Neuinfektionen mit dem Coronavirus. Damit steigt die Gesamtzahl der bestätigten Fälle auf 3888 (Stand: Montag, 14 Uhr). 3605 Bürgerinnen und Bürger sind nach Angaben des Landratsamtes inzwischen wieder genesen, 86 sind im Zusammenhang mit einer Corona-Infektion verstorben. Demnach sind aktuell 197 Personen mit dem Virus infiziert.
Inzidenz steigt auf 115
Besonders verbreitet ist dabei die britische Virus-Variante, die mittlerweile 1028-mal nachgewiesen wurde. Sechs Corona-Patienten aus dem Landkreis Haßberge waren bisher mit der südafrikanischen Mutation infiziert.
Zurzeit werden 15 Personen stationär in Krankenhäusern behandelt, davon sieben auf der Intensivstation. In häuslicher Isolation befinden sich 248 Personen. Die Sieben-Tage-Inzidenz ist laut Robert-Koch-Institut (RKI) wieder leicht gestiegen auf einen Wert von 115,0 (Stand: Montag, 0 Uhr).