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Knetzgau
Anwohner fühlen sich schlecht informiert: Warum die Baustelle in der Knetzgauer Hauptstraße für Frust sorgt
Post, Müllabfuhr, Rettungswege: Ein Ehepaar aus der Maingasse berichtet von der Schwierigkeit, Ansprechpartner für ihre Fragen zu finden.
Nichts geht mehr: Aufgrund von Bauarbeiten in der Knetzgauer Hauptstraße ist die Maingasse derzeit vom Verkehr abgeschnitten.
Foto: René Ruprecht | Nichts geht mehr: Aufgrund von Bauarbeiten in der Knetzgauer Hauptstraße ist die Maingasse derzeit vom Verkehr abgeschnitten.
Peter Schmieder
 |  aktualisiert: 25.08.2024 02:36 Uhr

Am 17. Mai erfuhren Klaus und Marion Roth aus dem Mitteilungsblatt der Gemeinde Knetzgau, dass in diesem Jahr die Hauptstraße für einige Wochen aufgrund von Bauarbeiten gesperrt werden solle. Den beiden war klar, dass das auch für sie Auswirkungen haben würde, schließlich wohnt Familie Roth in der Maingasse, einer Seitenstraße der Hauptstraße. Da es sich bei der Maingasse um eine Sackgasse handelt, ist diese während einer Vollsperrung der Hauptstraße komplett vom Verkehr abgeschnitten.

Deshalb wollten sich die Roths über ein paar Dinge informieren: Wo könnten sie während der Zeit der Bauarbeiten ihr Auto abstellen? Wie kommen Sie in den betreffenden Wochen an ihre Post? Wie soll ihr Müll abgeholt werden? Und was ist eigentlich, wenn es in dieser Zeit irgendwelche Notfälle gibt? Wie können Rettungsdienst und Feuerwehr die Häuser in der Maingasse erreichen?

Doch diese Informationen zu bekommen, sei ziemlich schwierig gewesen, berichtet Klaus Roth. Denn keine Behörde und keine Firma habe sich für sein Anliegen zuständig gefühlt. Und auch anderen in der Straße sei es so ergangen.

Erste Anlaufstelle: Gemeinde Knetzgau

Als erste Anlaufstelle hätten er und viele andere sich an die Gemeinde Knetzgau gewandt. Die habe die Anruferinnen und Anrufer aus der Maingasse jedoch an das Staatliche Bauamt Schweinfurt beziehungsweise an die Baufirma Straßen- und Asphaltbau Rennsteig (SAR) verwiesen, sowie in Sachen Müllentsorgung an den Abfallwirtschaftsbetrieb (AWB) des Landkreises.

Klaus Roth wohnt in der Maingasse in Knetzgau. Da die Straße wegen Bauarbeiten gesperrt werden muss, hat er von den Behörden einige Schreiben erhalten. Dennoch beklagt er, dass viele Fragen offen blieben.
Foto: Peter Schmieder | Klaus Roth wohnt in der Maingasse in Knetzgau. Da die Straße wegen Bauarbeiten gesperrt werden muss, hat er von den Behörden einige Schreiben erhalten. Dennoch beklagt er, dass viele Fragen offen blieben.

Das bestätigt die Bauverwaltung der Gemeinde Knetzgau auch auf Anfrage dieser Redaktion. Verwaltungsmitarbeiter Bastian Hümmer verweist auf zwei Mitteilungsblätter aus dem Mai, in denen die Gemeinde darauf hinweist, dass sie selbst die Arbeiten nicht durchführe, "da es sich um eine Staatsstraße handelt". Ein klarer Hinweis darauf, dass in solchen Fällen das Staatliche Bauamt Schweinfurt zuständig und damit auch erster Ansprechpartner für Fragen ist, fehlt darin allerdings.

Am Container der Baufirma: Nicht jeder Mitarbeiter kann Auskunft geben

Weiter verweist Hümmer auf ein Mitteilungsschreiben der Baufirma SAR aus dem Juli. Darin werden die Anwohnerinnen und Anwohner aufgefordert, sich bei Fragen an Robert Ackermann, den Polier vor Ort, zu wenden. Das hätten einige Menschen aus der Maingasse auch versucht, berichtet Klaus Roth. Er selbst sei nicht dabei gewesen, er wisse aber von Nachbarn, die am Container der Baufirma geklopft und dort mit den Leuten gesprochen hätten. Das Ergebnis sei aber ernüchternd gewesen: Die Bauarbeiter vor Ort könnten nur etwas zu den Bauarbeiten selbst sagen, nicht aber zu den Anliegen der Bürgerinnen und Bürger, was die Zufahrt für Post, Müllabfuhr oder Rettungsfahrzeuge angeht.

"Meine Mitarbeiter wissen halt auch nicht alles", sagt Polier Ackermann im Gespräch mit dieser Redaktion. So sollten Leute, die eine Auskunft brauchen, eben nicht mit dem ersten Bauarbeiter sprechen, den sie sehen, sondern diesen nach dem Polier fragen. Er versuche immer, mit den Anwohnerinnen und Anwohnern zu sprechen und deren Fragen zu beantworten. "Es ist immer ein Miteinander." Aber er betont auch, dass er nur die Fragen beantworten könne, die ihm auch gestellt werden. "Die Leute müssen halt auch mal auf mich zukommen."

Staatliches Bauamt Schweinfurt: Die Behörde ist schwer zu erreichen

Der Weg zum Polier vor Ort sei für Klaus Roth nicht infrage gekommen, da er beruflich viel unterwegs sei. So habe er telefonisch versucht, beim Staatlichen Bauamt Schweinfurt eine Auskunft zu bekommen – vergeblich, wie er berichtet: "Ich habe da x-mal angerufen, aber es ist keiner rangegangen."

Manfred Rott vom Staatlichen Bauamt verweist auf die Mitteilungsschreiben an die Bevölkerung, auf die sich auch Bastian Hümmer beruft. "Wer wollte, konnte sich informieren", betont Rott. Zu dem Vorwurf, das Staatliche Bauamt sei telefonisch nicht zu erreichen gewesen, äußert er sich allerdings nicht.

Da die Knetzgauer Hauptstraße eine Staatsstraße ist, ist nicht die Gemeinde für die Bauarbeiten zuständig, sondern das Staatliche Bauamt Schweinfurt.
Foto: René Ruprecht | Da die Knetzgauer Hauptstraße eine Staatsstraße ist, ist nicht die Gemeinde für die Bauarbeiten zuständig, sondern das Staatliche Bauamt Schweinfurt.

Dass seine Behörde oft schwer zu erreichen ist, entspricht jedoch auch den Erfahrungen dieser Redaktion, die im aktuellen Fall ein zweites Mal anfragen musste, um eine Antwort zu erhalten – kein Einzelfall bei Presseanfragen ans Staatliche Bauamt Schweinfurt. Rott begründet dies trotz seiner relativ knappen Antwort mit seiner "ausführlichen Recherche".

Müllentsorgung: Abfall soll von Sammelstellen abgeholt werden

Der Abfallwirtschaftsbetrieb des Landkreises teilt mit, dass für die Zeit der Bauarbeiten Sammelstellen für Rest- und Biomüll eingerichtet worden seien. Hier könnten die Anwohnerinnen und Anwohner ihre Tonnen zur Abholung hinbringen. Darüber sei die Bevölkerung auch informiert worden, schreibt AWB-Leiter Wilfried Neubauer. Die gleichen Sammelstellen würden auch für die Abholung der Gelben Tonne genutzt, erklärt Dominik Eichhorn vom zuständigen Entsorgungsunternehmen.

Dass es Informationen über diese Sammelstellen gegeben hat, bestätigt auch Klaus Roth, kritisiert aber, dass das Schreiben erst in den Briefkästen in der Maingasse gelandet sei, nachdem bereits einmal alle Anwohnerinnen und Anwohner ihre Tonnen herausgestellt hatten, die dann aber nicht abgeholt wurden. Roth beklagt, offenbar habe die Abfallwirtschaft erst reagiert, nachdem es zahlreiche Beschwerden gegeben habe.

Müll nicht abgeholt, obwohl die Straße noch befahrbar war

Daraus, dass es sich bei der ersten Information für die Bevölkerung um eine Reaktion auf Beschwerden handelte, macht auch Neubauer kein Geheimnis: "Aufgrund der ersten Beschwerden (Abfuhrtag 16.7.) wurden noch am Nachmittag des 16.7. vom AWB Handzettel in der Maingasse verteilt. Die Müllabfuhr wurde am Folgetag nachgeholt."

Zumindest eingeschränkt befahrbar: Die Verantwortlichen versuchen, die Beeinträchtigung durch die Bauarbeiten gering zu halten. Doch ohne gewisse Einschränkungen geht es nicht.
Foto: René Ruprecht | Zumindest eingeschränkt befahrbar: Die Verantwortlichen versuchen, die Beeinträchtigung durch die Bauarbeiten gering zu halten. Doch ohne gewisse Einschränkungen geht es nicht.

Polier Robert Ackermann erklärt allerdings, dass es sich hier offenbar um einen Fehler des Müllfahrzeug-Fahrers gehandelt habe. Denn zu diesem Zeitpunkt sei die Maingasse noch befahrbar gewesen und der Abfallwirtschaftsbetrieb habe daher vollkommen zu Recht angenommen, noch einige Wochen Zeit zu haben, bevor man die Bevölkerung über die Sammelstellen informieren müsse.

Aufteilung in verschiedene Bauphasen soll Bevölkerung entgegenkommen

Ackermann betont, dass bereits sehr viel getan werde, um die Zeit der Bauarbeiten so kurz wie möglich und für die Anwohnerinnen und Anwohner so wenig belastend wie möglich zu halten. Unter anderem die Aufteilung in verschiedene Bauphasen, sodass der Teil der Hauptstraße, von dem die Maingasse abzweigt, nur vom 19. August bis zum 6. September gesperrt werden muss und nicht für die gesamte Bauzeit seit dem 30. Juli. "Und wir machen Überstunden, um die Maßnahmen zu beschleunigen."

Im Gespräch mit der Redaktion beantwortet Ackermann auch die Fragen aus der Maingasse: Die Anwohnerinnen und Anwohner können ihre Autos in der Zeit der Bauarbeiten auf den Parkplätzen nahe der Franz-Hoffmann-Halle abstellen. Für Rettungswagen und Feuerwehr könne im Notfall immer eine Zufahrt geschaffen werden, und sei es mit Metallplatten, die über offene Stellen in der Straße gelegt werden.

Keine Baumaßnahmen ohne Einschränkungen

Auch für andere Anliegen könne nach rechtzeitiger Absprache mit ihm eine Lösung gefunden werden – beispielsweise, wenn ein Anwohner ein neues, großes Möbelstück bestellt habe, das gerade in der Zeit der Vollsperrung geliefert wird. Und dass ein Postbote mal etwas weiter laufen müsse, ließe sich manchmal nicht vermeiden. Dass Briefe ankommen, liege aber in der Verantwortung der Post, nicht der Baufirma oder des Bauamtes.

Einige Menschen in Knetzgau fragen sich, wie sie an ihre Post kommen sollen, solange die Hauptstraße gesperrt ist.
Foto: René Ruprecht | Einige Menschen in Knetzgau fragen sich, wie sie an ihre Post kommen sollen, solange die Hauptstraße gesperrt ist.

Allerdings betonen alle Verantwortlichen, vom Polier bis zu den Behördenleitern, dass solche Baumaßnahmen von Zeit zu Zeit eben nötig seien und dass diese nun einmal nicht ohne Einschränkungen möglich seien. "Man kann es eben nicht allen mundgerecht machen", sagt Robert Ackermann.

 
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