Als es am Montag im Knetzgauer Gemeinderat um den Bau eines neuen Bauhofs für die Gemeinde ging, appellierte Bürgermeister Stefan Paulus (CWG/SPD) an seine Ratskollegen: "Ich bitte um Zustimmung." Doch diese Bitte brachte für Paulus letztlich keinen Erfolg: Nur er selbst hob die Hand für das Vorhaben, die übrigen 18 Ratsmitglieder stimmten dagegen. Damit ist der Bauhof erst einmal abgelehnt – zumindest in der Form, wie ihn das Ingenieurbüro und die Gemeindeverwaltung vorgeschlagen hatte.
Lange Vorgeschichte: Gemeinde kauft Grundstück im Industriegebiet
Der Fall hat eine lange Vorgeschichte. Aktuell befindet sich der Knetzgauer Bauhof neben dem Rathaus und damit auf einer beengten Fläche mitten im Ort. Dass eine neue, größere Fläche hermuss, war allen Beteiligten klar. Und es sah auch so aus, als habe die Gemeinde den idealen Ort gefunden: ein Grundstück in der Klingenstraße, also im Industriegebiet, in dem sich auch Coca-Cola und andere Firmen befinden.
Doch nachdem die Gemeinde die Fläche gekauft hatte, kam die große Ernüchterung: Es stellte sich heraus, dass die auf dem Grundstück bestehenden Gebäude nicht in der Form nutzbar sein würden, wie zunächst erhofft. Die Folge: höhere Baukosten.
Alter Bauhof genügt den Ansprüchen nicht: Bürgermeister drängt auf eine Lösung
Dennoch: Das Grundstück ist gekauft und auch aus Sicht vieler Ratsmitglieder von der Lage her gut geeignet für den Zweck als neuer Bauhof. Doch wie soll dieser aussehen und wie viel darf es kosten, ihn aufzubauen?
Klaus Eiring vom gleichnamigen Ingenieurbüro hatte in der Januar-Sitzung von Kosten in Höhe von 3,4 Millionen Euro gesprochen. Dagegen stehen im Finanzplan bis 2027 nur zwei Millionen für den Bauhof. So hatten die Gemeinderätinnen und -räte bereits vor vier Monaten diskutiert, ob es möglich sei, den Bauhof in einer "abgespeckten Variante" zu bauen, an irgendeiner Stelle Kosten zu sparen oder den Bau auf mehrere Abschnitte zu strecken.
Dennoch sollten die Ratsmitglieder in der aktuellen Sitzung über den bereits bestehenden Planentwurf des Ingenieurbüros Eiring abstimmen. "Im Gemeinderat wurde die Planung eingehend vorgestellt", heißt es dazu in der Sitzungsvorlage. Bürgermeister Paulus erklärte außerdem, dass durch den Verkauf eines Teilgrundstücks eine gewisse Kostenersparnis möglich sei. Zudem betonte er, der aktuelle Bauhof entspreche nicht den Anforderungen, sodass dringen eine neue Lösung kommen müsse. "Ich stehe in der Haftung", sagte der Bürgermeister.
Doch das reichte den anderen im Gremium nicht. "Ich vermisse andere Varianten, ich vermisse Alternativvorschläge", sagte Zweiter Bürgermeister Stefan Seubert (CSU). Eine weitere Diskussion gab es nicht, Seuberts Wortmeldung blieb die einzige zu diesem Thema. Im Gespräch mit der Redaktion sagt er im Nachgang der Sitzung, auch für ihn sei es eine Überraschung gewesen, dass letztlich alle außer dem Bürgermeister seinen Ausführungen folgten und gegen den Beschlussvorschlag stimmten.
Grundstück an der Klingenstraße: Beim Standort besteht Einigkeit
Seubert betont, dass es ihm nicht darum gehe, den Bauhof zu verhindern. "Die Notwendigkeit ist absolut und dringlich. Da stimme ich mit dem Bürgermeister überein." Auch der Standort an der Klingenstraße sei ideal, schon alleine, weil der Bauhof in einem Industriegebiet deutlich weniger Probleme durch Lärmschutzauflagen bekomme als anderswo.
Doch er sei unzufrieden damit, dass der Gemeinderat keine Wahlmöglichkeit zwischen verschiedenen Varianten hatte. "Wenn wir als Gemeinderäte draußen unterwegs sind, dann kommt die Bevölkerung und fragt nach", sagt er. Dann wolle er auch guten Gewissens sagen können, dass die Gemeinde alle Möglichkeiten durchgespielt und sich am Ende für die beste entschieden habe. Daher wolle er eine Entscheidung auch nicht "übers Knie brechen".
Seubert selbst ist von Beruf Bauingenieur. Somit erstelle er regelmäßig ähnliche Pläne für andere Kommunen und wisse daher, dass es zu den Aufgaben eines Ingenieurbüros gehört hätte, "zwei, oder besser drei Varianten vorzustellen". Üblicherweise seien das ein Optimum, das alles enthält, was sich die Gemeinde wünscht, eine Minimallösung, bei der die Kostenersparnis im Vordergrund steht, und ein Mittelweg zwischen den beiden. Erst der Gemeinderat solle dann beschließen, welche dieser Varianten genauer ausgearbeitet und letztlich umgesetzt wird.
Arbeiten einstellen? Paulus betont schlechten Zustand des bestehenden Bauhofs
Bürgermeister Paulus dagegen hat für diese Argumentation kein Verständnis. "Das ist Quatsch, weil wir das ja mit den Mitarbeitern geplant haben", sagt er gegenüber der Redaktion. Der Bauhof müsse die nötigen Anforderungen erfüllen, sodass die Beschäftigten ihre Arbeit machen können. Dabei sei die Gemeinde auch an Vorgaben gebunden. "Wir bauen da keine Weltraumstation." Somit sehe Paulus nicht, woher mehrere verschiedene Alternativvarianten kommen sollten. Auch beim Kindergarten habe es beispielsweise nur einen Vorschlag gegeben, was kein Problem gewesen sei.
"Die Mitarbeiter sind jetzt demotiviert", sagt der Bürgermeister. Denn im bestehenden Bauhof seinen die Arbeitsbedingungen so schlecht, dass man mittlerweile auch aus Sicherheitsgründen darüber nachdenken müsse, Arbeiten einzustellen. "Wir haben den schlimmsten Bauhof im Landkreis", so Paulus. "Ich glaube, im Gemeinderat wissen viele gar nicht, was sie angerichtet haben", sagt er und bezeichnet deren Abstimmungsverhalten, das auch ihn völlig überrascht habe, als "ein Stück weit verantwortungslos". Dadurch verliere die Gemeinde nun unnötig Zeit.
Und wie soll es nun weitergehen? Dazu könne er noch nichts sagen, so der Bürgermeister am Tag nach der Sitzung. Die Entscheidung sei ja noch nicht lange her und das weitere Vorgehen müsse jetzt erst einmal im Rathaus besprochen werden. Für Stefan Seubert ist dagegen klar, wie es weitergehen soll: Er wünscht sich, dass jetzt das passiert, was seiner Meinung nach schon im Vorfeld der Sitzung hätte passieren sollen: die Ausarbeitung verschiedener Varianten für den Bauhof, zwischen denen sich der Gemeinderat dann nach einer Diskussion entscheiden kann.