Die Kreismülldeponieist seit 28 Jahren in Betrieb. Während früher unbehandelte Haus- und Gewerbeabfälle deponiert wurden, begann im Jahr 2005, mit der der Einführung der Müllverbrennung und der thermischen Verwertung des Mülls eine neue Ära. Damals handelte der Landkreis mit den Betreibern der Verbrennungsanlagen in Würzburg und Schweinfurt Verträge über insgesamt 75 000 Tonnen Schlacke bis 2029 aus. Zusätzlich zur Schlacke werden aus anderen Gebietskörperschaften mineralische Abfälle, die einen geringen Schadstoffgehalt und eine geringe Löslichkeit aufweisen (Inertmaterial) angeliefert. 2029 soll mit dem Fremdmüll jedoch Schluss sein. Dann können nur noch Bürger und Gewerbetreibende aus dem Landkreis mineralische Abfälle zur Deponie bringen – schätzungsweise bis 2080.
Anfangs zweifelte man an, ob die Grubendeponie überhaupt über die erste Berme (frühere Abbauschicht des Steinbruchs) hinaus verfüllt werden kann. 20 Jahre später war klar, dass man dieses Limit wohl bis 2012 erreichen wird, sagt der Vorstand des Kommunalunternehmens (KU), Manfred Gerlach. Man habe also damals überlegen müssen, wie es danach weitergeht. Das Szenario sah vor, bis 2029 noch mineralische Abfälle zu verfüllen, also auch die zweite Berme mit der vorgeschriebenen Doppelschicht abzudichten, so Gerlach weiter.
Dritte Berme jetzt abdichten
Diese zweite Randschicht des Steinbruchs war dann jedoch 2018 schon bis zur Hälfte verfüllt. Aktuell wird gerade die Basisabdichtung der dritten und letzten Berme vorgenommen. In der Mitte der Deponie war unterdes seit 2004 der Müllkörper als Hügel angelegt und weiter entwickelt worden – bis die Wandabdichtung eben fertig sein würde und man dann auch am Rand der Grube die Sicherheitsvorschriften der Verfüllung einhalten konnte, sagt Gerlach.
Nach den ursprünglichen Planunterlagen kann die Deponie insgesamt 4 065 000 Kubikmeter Müll fassen. Davon waren bis Ende 2018 bereits 2,2 Millionen Kubikmeter verfüllt. Platz ist jetzt, nach Angaben des KU-Vorstands, noch für 1 879 000 Kubikmeter mineralische Abfälle, wie teerhaltigen Straßenaufbruch, asbesthaltiges Material, kontaminierte Böden und Schlacken aus Verbrennungsanlagen. Nach 2029 werden voraussichtlich noch 700 000 Kubikmeter Restvolumen bleiben, die nur noch für Inertmaterial aus dem Landkreis zur Verfügung stehen, stellt Gerlach in Aussicht. Bis zu diesem Zeitpunkt sei die Deponie aber auch schon großenteils rekultiviert, denn hierfür habe man bereits kontinuierlich Rücklagen gebildet. Begonnen werden soll mit der Rekultivierung voraussichtlich im Jahr 2025.
Woher kommen die Abfälle?
Seit 2005 fallen in Stadt und Landkreis Bad Kissingen lediglich rund 20 000 Tonnen mineralische Abfälle in der Deponie an. "Damit hätte man diese große Deponie langfristig nicht füllen können", sagt Gerlach. Den KU-Verantwortlichen sei damals klar gewesen, dass man auch weiterhin mineralischen Fremdmüll aus anderen Gebietskörperschaften aufnehmen muss, um die Altschulden und die neuen Betriebs- und Ausbaukosten langfristig zu bewältigen.
Aktuell werden, nach Gerlachs Angaben, derartige Abfälle noch aus Gebietskörperschaften in Baden-Württemberg, Hessen und Bayern angeliefert. Dabei handelt es sich jährlich um 75 000 Tonnen Schlacke, um 12 500 Tonnen künstliche Mineralfaserstoffe und um 15 000 Tonnen asbesthaltiges Material. Hinzu kommen etwa 70 Kleinkunden aus der Region, die teerhaltigen Straßenaufbruch anliefern (rund 20 000 Tonnen), ergänzt der KU-Vorstand. Nimmt man die Schlacke aus der Verbrennung (Schweinfurt und Würzburg) aus der Rechnung heraus, bestehe im Vergleich regionale Stoffe und Fremdanlieferungen ein Verhältnis von 1:6.
Löwenanteil Fremdmüll
Fremdmüll machte und macht also nach wie vor den Löwenanteil der Anlieferungen in der Deponie bei Wirmsthal aus. Nur durch diese Müll-Fuhren von außerhalb habe man die Schulden langfristig abtragen können, so Gerlach weiter. Ursprünglich sei die Deponie eigentlich nur für den Landkreis-Müll gebaut worden. Die Kosten-Explosion beim Bau dieser Deponie der Spitzenklasse II, die heute in ganz Europa als Vorbild in Sachen Technik und Standard gilt, habe jedoch schnell dazu geführt, dass man über die Aufnahme von Fremdmüll nachdenken musste, nimmt Gerlach Bezug auf die Entstehungsgeschichte. Hinzu kam, dass sich in den 1990er Jahren die Deponie-Situation in Unterfranken verschärft hatte, so dass die Regierung damals eine Zwangseinweisung von Müll aus Aschaffenburg anordnete.
"Ohne Fremdanlieferungen hätte der Landkreis die Deponie nicht einmal fertig bauen können", sagt Gerlach. "Und der Landkreisbürger hätte den Ausbau nicht bezahlen können." Damals hatte der später umstrittene Kreis-Umweltreferent Georg Weidinger für den Bau der Deponie im Kreistag lediglich 42 Millionen Mark an Kosten prognostiziert. Von 1989 bis heute betragen die reinen Baukosten jedoch inzwischen insgesamt 106 Millionen Euro, ist Gerlachs eindrucksvolle Bilanz. In dieser Rechnung enthalten sind der Bau der alten und neuen Sickerwasserreinigungsanlage, des Betriebsgebäudes, des früheren Dachs des Müllkörpers, des Blockheizkraftwerks und des Kontrollgangs.
Schulden sind getilgt
"Seit 2005 zahlt der Landkreisbürger für Ausbau und Betrieb der Deponie keinen Cent mehr", sagt Gerlach. Denn als man seinerzeit den Eigenbetrieb Abfallwirtschaft (das spätere Kommunalunternehmen) gründete, wurden Ende der 1990er Jahre fast 47 Millionen Mark an Schulden für die Deponie aus dem Kreishaushalt ausgegliedert, um diesen zu entlasten. In dieser Summe enthalten waren damals allerdings auch die Kosten für die Rekultivierung der Altdeponie Arnshausen (1995 bis 1999). Umgerechnet in Euro, waren damals, nach Gerlachs Angaben, für die Altdeponie knapp 16 Millionen Euro Schulden abzulösen, während für den Neubau der Deponie Wirmsthal noch rund 7,6 Millionen Euro zu tilgen waren. Vorwiegend durch Erlöse aus den Fremdmüllanlieferungen habe man diesen Betrag bis heute abbauen können, denn seit Ende 2018 sind die Schulden getilgt.