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Abfall-Ehe wird einvernehmlich geschieden
lkr. bad kissingen Es war ein zähes Ringen, als es 1992 im Kreistag darum ging, Fremdmüll in der Deponie Wirmsthal aufzunehmen. Die einen befürchteten, dass Wirmsthal Entsorgungsstation für ganz Bayern wird, die andern argumentierten, dass die 160 Millionen Euro teure Deponie finanziert werden muss.
Von unserer Redakteurin ISOLDE KRAPF
 |  aktualisiert: 17.10.2017 17:08 Uhr
Die seinerzeit von der Regierung von Unterfranken verfügte Zwangseinweisung von Müll aus der Stadt Aschaffenburg in die Deponie Wirmsthal bereitete nicht nur im Kreistag Kopfzerbrechen, sondern auch der Stadt Bad Kissingen Bauchschmerzen. Ab 1. Januar 1993 musste der Landkreis schließlich doch für zwei Jahre Müll aus dieser Gebietskörperschaft aufnehmen.

"Die Entscheidung war für den Kreistag schwierig"

Manfred Gerlach Erster Werkleiter

Bald jedoch wurde klar: Um in der neuen Deponie kostendeckend zu arbeiten, waren die Einnahmen aus Fremdmüll-Einlagerungen wichtig. Ab 1993 kamen Abfälle nicht nur aus Aschaffenburg, sondern auch aus Mühldorf am Inn, Traunstein und Schwandorf. Ein Jahr später schloss man auch einen Vertrag mit dem Main-Kinzig-Kreis, der Abfälle bis 2000 lieferte. Insgesamt wurden bis heute nach Wirmsthal gebracht: 133 112 Tonnen aus der Stadt Aschaffenburg, 130 809 Tonnen aus dem Main-Kinzig-Kreis, 19 784 Tonnen aus Mühldorf, 10 431 Tonnen aus Traunstein und 421 Tonnen aus Schwandorf. Hinzu kamen seit 1998 rund 26 000 Tonnen Müll aus den Verbrennungsanlagen in Würzburg und Schweinfurt - Abfälle, die entsorgt werden mussten, wenn an den Öfen Störfälle auftraten oder Revisionen angesagt waren.

"Die Entscheidung war für den Kreistag schwierig", sagt Werkleiter Manfred Gerlach heute, "aber die finanziellen Belastungen waren da". Dem damaligen Landrat Herbert Neder sei es wichtig gewesen, einer anderen Gebietskörperschaft aus der Patsche zu helfen. Zum anderen sei die Verschuldung des Landkreises damals in eine nicht mehr akzeptable Höhe gegangen, so Gerlach. Es galt nicht nur den Kreis-Haushalt in vertretbarer Dimension zu belassen, auch die Müllgebühren habe man in vernünftiger Größe halten müssen. Allein für die Abfälle aus der Stadt Aschaffenburg flossen in zehn Jahren 35,5 Millionen Euro in die Landkreis-Kasse.

Löwen-Anteil Fremdmüll

Welche Bedeutung die Einlagerung fremder Abfälle für den Landkreis Bad Kissingen hatte, wird auch klar, wenn man die jährlichen Abfall-Bilanzen studiert. Dort machte der Müll, der von auswärts kommt, in manchen Jahren den Löwen-Anteil des Müllaufkommens in der Deponie aus. Beispielsweise wurden im Jahr 2000 an die 35 000 Tonnen Abfälle aus anderen Gebietskörperschaften in Wirmsthal angeliefert, während der Landkreis selbst 18 000 Tonnen zusammenbrachte und die Stadt Bad Kissingen 6000 Tonnen lieferte. Als der Vertrag mit dem Main-Kinzig-Kreis auslief, reduzierten sich die Einnahmen aus Fremdmüll im Jahr 2001 um die Hälfte - das waren rund 4,4 Millionen Euro.

Während die Mühldorfer noch bis Mitte 2005 rund 1500 Tonnen anliefern werden, endet am Samstag auch die über zehnjährige Müll-Ehe zwischen Bad Kissingen und Aschaffenburg mit der Scheidung - allerdings in gegenseitigem Einvernehmen. Die Ehepartner wollen die Jahre ihres harmonisches Zusammenseins sogar gebührend mit einem kleinen Festakt auf der Deponie feiern. "Die Aschaffenburger hatten die Idee dazu", sagt Gerlach.

Am Samstag wird nicht nur der Werk-Senat der Stadt am Main mit Alt-OB Willi Reiland anreisen. Im Schlepptau haben die Gäste auch einen Müll-Laster mit der "letzten Fuhre". Auf Kissinger Seite dabei sind neben Altlandrat Herbert Neder und Landrat Thomas Bold Mitarbeiter der Landkreisverwaltung und des Wirtschafts- und Umwelt-Ausschusses.

 
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