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LKR. BAD KISSINGEN
Kreisdeponie soll bis 2030 laufen
Innenleben: Blick in die jetzige Sickerwasserreinigungsanlage. Am Fuß der Kreisdeponie soll eine neue Anlage entstehen.
Foto: Isolde Krapf | Innenleben: Blick in die jetzige Sickerwasserreinigungsanlage. Am Fuß der Kreisdeponie soll eine neue Anlage entstehen.
Isolde Krapf
 |  aktualisiert: 11.12.2019 15:15 Uhr

In der Deponie bei Wirmsthal wird voraussichtlich noch 20 Jahre lang Inert-Material eingelagert. Da macht es Sinn, die 22 Jahre alte Sickerwasserreinigungsanlage zu erneuern. Denn die Kosten für Unterhalt und Reparatur sind inzwischen sehr hoch, sagt Erster Werkleiter Manfred Gerlach auf Anfrage der Main-Post. Zudem müsste man die zentrale Steuerung der Maschinen und Behälter runderneuern. Der Verwaltungsrat des Kommunalunternehmens (KU) probierte 2011 zunächst ein neues Klärverfahren, parallel zum herkömmlichen aus. Doch am Ende kam heraus: Die wirtschaftlichste Lösung ist ein Neubau. Eine Ingenieurfirma erstellte die Planung. Am Dienstag gab der Bauausschuss der Stadt Bad Kissingen grünes Licht.

Wie wichtig eine gut funktionierende Sickerwasserreinigungsanlage für einen Deponiekörper ist, der durch Witterungseinflüsse von oben immer wieder befeuchtet wird, kann man Otto-Normalverbraucher nicht in einem Satz erklären. Einleuchtend ist jedenfalls, dass diese Sickerwässer, leitete man sie ohne mechanische Aufbereitung weiter, die Kissinger Kläranlage stark belasten würden.

Sickerwasser bergauf pumpen

In der aufwändigen Anlage am Eingang zur Deponie werden nicht nur die Sickerwässer der Kreisdeponie, sondern auch die aus der Altdeponie Arnshausen vorgereinigt. Dazu muss man das Wasser so zu sagen den Berg hochpumpen, was bislang zusätzliche Energie und Kosten verschlingt, sagt Gerlach. Deshalb soll die neue Anlage jetzt am Fuß der Kreisdeponie, in der Nähe des Hildegard-Stollens, angesiedelt werden.

Die Sickerwasserreinigungsanlage war 1989 Teil des Planfeststellungsbeschlusses der Regierung. Der Bauteil, durch den anfangs jährlich rund 10 000 Kubikmeter Oberflächenwasser rannen, verschlang seinerzeit rund elf Millionen Mark. Mit einer eingebauten biologischen Stufe und Aktivkohlefiltern wird dort die Belastung der Wässer heruntergefahren, erklärt KU-Vorsitzender Manfred Gerlach die Funktionsweise.

Einen Neubau hinzustellen, spart nicht nur Kosten im Hinblick auf den Pumpvorgang, der dann wegfällt, und Verbrauchsgüter wie die eben erwähnte Aktivkohle (man braucht weniger), sondern man braucht auch weniger Personal. Denn nach Gerlachs Angaben fallen zahlreiche Bereitschaftsdienste und Überprüfungsfahrten weg, weil es heute ferngesteuerte Alarmsysteme gibt und man eine Störungsmeldung übers Handy lenken kann. Statt mit drei Personen käme man künftig mit eineinhalb Stellen aus.

Der Bau der neuen Reinigungsanlage, mit der man demnächst in die Ausschreibung gehen will, kommt laut Gerlach auf 2,2 Millionen Euro. Für 2014 sind jedoch erst mal 500 000 Euro in den Etat aufgenommen worden. Das heißt, wenn alles läuft wie geplant, kann man noch 2014 mit dem Bau beginnen, sagt der Werkleiter. Die Haupt-Bauphase wird jedoch das Jahr 2015 sein.

Wie lange die Kreisdeponie bei Wirmsthal noch in Betrieb bleibt, dafür gibt es „mehrere Szenarien“. Abhängig ist dies freilich in erster Linie davon, wieviel Inert-Material jährlich eingelagert wird, sagt Gerlach. Im Verwaltungsrat habe es vor einiger Zeit aber Einvernehmen darüber gegeben, dass die Deponie weiter ausgebaut und über die erste Berme hinaus verfüllt wird. Das hat die Regierung von Unterfranken inzwischen auch so genehmigt.

Heute steht noch ein Verfüllvolumen von 2,4 Millionen Kubikmetern zur Verfügung. Schätzungsweise wird der Deponiebetrieb noch weitere 20 Jahre so weiterlaufen, wie bisher, sagt der KU-Vorsitzende. Dann wird es noch ein gewisses „Restvolumen“ geben, das sich die Kissinger dann auf weitere 40 bis 50 Jahre hin „ausschließlich für den Bedarf des Kreises“ sichern wollen. Bis mindestens zum Jahr 2030 wird also weiter nicht brennbares Inert-Material verfüllt werden, das auch von Partnern außerhalb des Kreises kommt. Derzeit gibt es nach Gerlachs Angaben zwei feste Firmen – Libare (Winterlingen) und Blues (Weilheim) – sowie jährlich etwa 20 andere Kunden, die Inert-Material anfahren.

Basisabdichtung erweitern

Die Dimensionen der Reststoffdeponie sind gigantisch: Generell können über vier Millionen Kubikmeter Müll können in der Deponie auf 70 Metern Höhe verfüllt werden. Bislang waren sind die sechs Einlagerungsbereiche jedoch nur auf die Höhe von 30 Metern (erste Berme) angelegt. Derzeit baut man jedoch weiter an der Basisabdichtung, um den Bermen-Übergang zu schaffen. Verfüllt wurden bis heute rund 1,6 Millionen Kubikmeter Abfälle. 2,4 Millionen Kubikmeter Deponieraum stehen noch zur Verfügung.

Während bis Mai 2005 dort unbehandelte Haus- und Gewerbeabfälle landeten, begann im Juni 2005 ein neues Zeitalter: Die Müllverbrennung wurde eingeführt. Mehr als 60 000 Tonnen Schlacken jährlich kommen aus der Müllverbrennung in Schweinfurt und aus dem Heizkraftwerk in Würzburg nach Wirmsthal. Denn der Landkreis und die Stadt Bad Kissingen liefern jährlich rund 18 000 Tonnen Hausmüll in diese Verbrennungsanlagen.

Blick auf die Deponie: Gerade wird an der Basisabdichtung weiter gebaut, um den lange anvisierten Bermen-Übergang zu schaffen.
Foto: Isolde Krapf | Blick auf die Deponie: Gerade wird an der Basisabdichtung weiter gebaut, um den lange anvisierten Bermen-Übergang zu schaffen.
 
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