Die Kreismülldeponie gibt es jetzt 20 Jahre. Fürs Kommunalunternehmen (KU) des Landkreises Grund genug, einmal Bilanz zu ziehen. Eine neue Broschüre zeigt die Entwicklung vom einstigen Steinbruch hin zur High-Tech-Deponie auf. Gleichzeitig beschäftigt man sich im KU aber auch mit der Zukunft: 2014 wird die Deponie bis zur ersten Berme verfüllt sein. Sollte darüber hinaus eingelagert werden, muss die Basisabdichtung erweitert werden. Das verursacht Kosten in zweistelliger Millionenhöhe.
Bereits Anfang der 70-er Jahre gab es erste Überlegungen, den Steinbruch auf den Gemarkungen Wirmsthal und Arnshausen als Deponie zu nutzen. Im Abfallbeseitigungsplan des Bayerischen Umweltministeriums von 1975 hieß es, der Steinbruch sollte bis spätestens 1980 für die Ablagerung von Abfällen zur Verfügung stehen. Die Planungen für die Reststoffdeponie begannen 1988. Der Planfeststellungsbeschluss der Regierung von Unterfranken erfolgte bereits ein Jahr später. Unverzüglich wurden die Bauarbeiten aufgenommen. Die erste Fuhre Müll wurde im Juli 1991 eingelagert.
Darauf ist man im Landkreis besonders stolz: Die Deponie der Klasse II gilt in ganz Europa als Vorbild in Sachen Technik und Sicherheit. Während man sonst allerorten Hügel-Deponien verfüllt, wird der Müll des Kreises in einem ausgebeuteten Steinbruch, also in der Tiefe, eingelagert, stellt KU-Vorsitzender Manfred Gerlach die Besonderheit heraus.
Ein weiteres Alleinstellungsmerkmal ist die doppelte Basisabdichtung des Deponiekörpers. Das Multibarrierensystem besteht aus einer speziellen Lehm- und einer Betonschotterschicht. „Grund und Wände sind wie ein Topf ausgekleidet“, macht Gerlach die besonders diffizile Bauweise klar.
Neue Herausforderung
In drei Jahren schon steht der Landkreis vor einer weiteren Herausforderung. „Es wird sich die Frage stellen, ob wir mit der Abdichtung über die erste Berme – die frühere Abbauschicht des Steinbruchs – hinauskommen, ohne dass sie reißt.“ Sollte das nicht gelingen, kann die Deponie am Rand nicht weiter verfüllt werden. Dann könnte man höchstens noch einen Hügel anhäufen.
Die Dimensionen der Reststoffdeponie sind gigantisch: Über vier Millionen Kubikmeter Müll können in der Deponie auf insgesamt 70 Metern Höhe verfüllt werden. Derzeit sind die sechs Einlagerungsbereiche jedoch nur auf die Höhe von 30 Metern angelegt. Verfüllt wurden bis März 2011 insgesamt 1,2 Millionen Kubikmeter Abfälle. Fast drei Millionen Kubikmeter Deponieraum stehen also noch zur Verfügung.
Während bis Mai 2005 dort unbehandelte Haus- und Gewerbeabfälle landeten, begann im Juni 2005 ein neues Zeitalter: Die Müllverbrennung wurde eingeführt. Seitdem kommen rund 65 000 Tonnen Schlacken jährlich aus der Müllverbrennung in Schweinfurt und aus dem Heizkraftwerk in Würzburg nach Wirmsthal. Der Landkreis und die Stadt Bad Kissingen liefern 18 000 Tonnen Hausmüll jährlich in die Verbrennungsanlagen.
Auf der Deponie kommen täglich 100 Fuhren Müll an. Allerdings wird ein erklecklicher Teil davon – Hausmüll und Biomüll – dort nur gewogen und umgeladen. Eingelagert werden zum Beispiel Abfälle aus der mechanisch-biologischen Verarbeitung, Asbestmüll, Boden und Steine mit schädlichen Verunreinigungen sowie besagte Schlacken.
Dass man bei der Abfallverwertung heute auch Umweltschutz betreibt, ist für Gerlach Fakt. Früher wurde der Müll auf kommunale Halden gekippt und gefährdete auch das Grundwasser. Mit der Gebietsreform 1972 wurde dem Kreis die Müllentsorgung übertragen. Vereinzelt wurden auch schon Rohstoffe gesammelt. Seit der Müll in die Verbrennung wandert, wurde die Ablagerungsmenge erheblich reduziert. „Und nebenbei werden Wärme und Strom erzeugt“, sagt Gerlach.
Auch in der Deponie bei Wirmsthal wird das beim biochemischen Abbau von organischen Substanzen im Müllkörper freigesetzte Methangas seit 1991 zur Energieerzeugung genutzt. In insgesamt 60 Brunnen auf der Altdeponie Arnshausen und auf der Kreismülldeponie wird das Gas gefasst und einem Gasmotor im Blockheizkraftwerk zugeführt.