
Vom 3. bis 6. Oktober 2024 macht der Circus Krone auf seiner Deutschland-Tournee Halt in Bad Kissingen und zieht anschließend weiter nach Bad Neustadt, wo vom 10. bis 13. Oktober acht Vorstellungen geplant sind.
Der Circus ist in der Stadt: Früher war das gleichbedeutend mit unbeschwerter Vorfreude. Heute steht die Gesellschaft dem Circus als solchem weitaus kritischer gegenüber. Zumindest, wenn – wie im Circus Krone – dressierte Wildtiere Teil der Show sind. Im aktuellen Programm sind das vor allem Pferde und Raubkatzen.

Der traditionsreiche Circus, gegründet wurde er 1905 von Carl Krone, sieht sich immer wieder Kritik von Tierwohlorganisationen ausgesetzt. Unter anderem heißt es vor den Shows in Bad Kissingen in einer Pressemitteilung der Tierrechtsorganisation PETA: "Noch immer missbraucht das Zirkusunternehmen sensible Tiere für unnatürliche Tricks in der Manege. Die Gefangenschaft, Misshandlung und Ausbeutung fühlender Lebewesen im Circus Krone muss ein Ende haben."
Andererseits hat sich das Aktionsbündnis "Tiere gehören zum Circus" in einem offenen Brief für den Circus Krone und dessen Umgang mit den Tieren stark gemacht. Das Bündnis zählt zum Verein "Gesellschaft der Circusfreunde" (München). "Circus Krone betreibt für das Wohlergehen seiner Tiere einen enormen personellen, materiellen, logistischen und finanziellen Aufwand", heißt es.
Führungen durch die Gehege bietet der Circus auf der Tournee von sich aus an
Bei einem Besuch dieser Redaktion im Circus-Lager in Bad Kissingen führt Martin Lacey jr. hinter die Krone-Kulissen. Der 47-jährige Dompteur gilt neben seiner Ehefrau, Direktorin Jana Mandana Lacey-Krone, als Gesicht und Kopf des Münchner Circus. Seit Jahrzehnten arbeitet er mit Raubtieren.

Man kann dem Circus nicht vorwerfen, dass er nicht versucht, offensiv mit dem Streitthema umzugehen. Termine zur Führung durch die Anlagen samt einem Gespräch mit Martin Lacey jr. bietet die Medienabteilung an allen Tournee-Stationen von sich aus an. Dazu hat der Circus auf seiner Internetseite eine 44-seitige Broschüre veröffentlicht, die sich detailliert mit dem Thema "Tierschutz im Circus Krone" beschäftigt.
Der Circus Krone setzt im Umgang mit seinen Tieren auf Transparenz und Kommunikation
An nahezu jedem Tournee-Ort spricht er über das Thema Tierwohl, sagt Lacey jr. beim Rundgang durch das Camp. "Es ist überall das gleiche", so der Dompteur. Seine Botschaft dabei: Meist scheitert es daran, dass die Menschen schlecht informiert sind.
Umso wichtiger sei Transparenz. Die überwiegende Mehrheit der Kritiker habe eine andere Meinung, nachdem er mit ihnen gesprochen und ihnen die Realität gezeigt hat, so der Engländer. Nur mit militanten Organisationen sei es unmöglich, in den Austausch zu kommen oder gar eine gemeinsame Ebene zu finden.

"Wir sind große Tierschützer", sagt er. Und zählt auf: Das Wohlergehen der Tiere im Circus Krone wird mit wissenschaftlichen Studien gemessen. Alleine drei Tierärzte sind im Circus Krone beschäftigt. Man hat den Lacey-Fund, einen Verein für die Verbesserung der Haltungsbedingungen von Tieren, gegründet. Für Tiere, die zu alt für die Manege werden, gibt es ein eigenes Gestüt für einen schönen Lebensabend. In seinen 25 Jahren beim Circus Krone gab es nicht ein einziges Mal einen amtlich erfassten Mangel in Sachen Tierhaltung, wenngleich an jedem Spielort Kontrollen stattfinden. Dazu Details und zahlreiche Fallbeispiele: Lacey jr. ist ebenso emotional wie routiniert, wenn er seinen Standpunkt verdeutlicht.
Martin Lacey jr.: Menschen können Filme und Realität nicht auseinanderhalten
Der enthält auch, dass viele Dinge aus dem Zusammenhang gerissen und falsch dargestellt werden. "Ein Beispiel: Die Leute denken, dass Löwen in freier Wildbahn viele Kilometer herumlaufen. Sie haben den Film 'Der König der Löwen' gesehen und halten das für die Realität. In Wahrheit sind Löwen total faul." Es gehe weniger darum, den Tieren im Gehege möglichst viel Platz zu geben. Wichtiger sei, sie beschäftigt zu halten. "Unsere Tiere haben sehr viel Abwechslung." Es sei belegt, dass die Tiere im Circus Krone meist deutlich älter werden, als in freier Natur.

Lacey jr. widerspricht auch der Aussage, dass die Kunststücke, die die Tiere in der Manege vorführen, widernatürlich sind. Die Tricks beruhen laut dem Dompteur stets auf natürlichen Verhaltensmustern der Tiere. "Jeder Löwe kann springen", sagt Lacey jr., "aber nicht jeder Löwe will springen." Als Trainer gehe es darum, gegenseitiges Vertrauen zu fassen und herauszufinden, was das Tier tun möchte und was mit ihm möglich ist.
Schön sei es freilich nicht, immer wieder mit den gleichen Vorwürfen konfrontiert zu werden. Aber, so Lacey jr.: "Wir haben hier eine dicke Haut. Wichtig ist, dass wir selbst wissen, was wir tun. Wir lieben unsere Tiere. Und dass es ihnen gut geht, ist das Wichtigste für uns."
Wer "wilde" Tiere sehen oder in ihrem artgerechten Lebensraum erleben möchte, findet heutzutage jederzeit bequem genügend TV-Angebote. Noch besser: Zu einen Zoo oder nahe gelegenen Tierpark fahren. Horizonterweiterung gratis.
Die hohe Kunst der Dressur wäre es mit Hauskatzen zu arbeiten, aber da traut sich kein Dompteur ran. Kein Risiko gefressen zu werden, aber ein hohes Risiko sich lächerlich zu machen.
Früher war man froh, wenn ein Zirkus in eine Stadt/Dorf kam, jetzt wird schon wegen Tierquälerei und dergleichen rumgezackert. Meine Nerven!