
Ein halbes Jahr lang hat sich das Unternehmen "Rainbow Sanierungen" aus Oberthulba (Landkreis Bad Kissingen) an einem Pilotprojekt der Universität Münster zur Vier-Tage-Woche beteiligt. Jetzt sind die Ergebnisse der Testphase präsentiert worden. Laut Studienleiterin Julia Backmann berichteten die Beschäftigten über weniger Stress und eine bessere mentale und körperliche Gesundheit. Die Beteiligten seien insgesamt zufriedener geworden.
Doch was bedeutete das Projekt Vier-Tage-Woche für die Arbeitgeber? Heino Löber, Inhaber der Oberthulbaer Sanierungsfirma, testete mit rund 20 seiner insgesamt 35 Mitarbeitenden das Modell "Reduzierte Arbeitszeit bei gleichem Lohn". Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer arbeiteten 36 statt 40 Stunden bei gleichem Einkommen und verzichteten dafür auf zwei Urlaubstage.
Wie hat die Belegschaft das Modell angenommen? Gab es finanzielle Einbußen? Und wie geht es nach dem Pilotprojekt mit der Arbeitszeit bei "Rainbow Sanierungen" weiter? Heino Löber berichtet im Gespräch über seine Erfahrungen.
Heino Löber: Es war komplizierter und schwieriger als gedacht, vor allem die organisatorischen Abläufe. Zum Beispiel beim Einteilen der Baustellen. Früher haben wir kleine Arbeiten freitags erledigt, die müssen jetzt ins übrige Tagesgeschäft integriert werden.

Löber: In dieser Hinsicht hat sie sich durchaus positiv bemerkbar gemacht. Das ist ja klar, wenn das Wochenende schon am Freitag anfängt. Die Stimmung im Betrieb ist auf jeden Fall besser.
Löber: Ja, der hat aber nicht nachgelassen. Offenbar hängt das mit Freizeitstress zusammen (lacht). Interessant ist nämlich, dass die Leute sich freitags mehr bewegt haben. Man denkt ja, sie bewegen sich auf der Arbeit mehr durch die körperliche Tätigkeit. Diese Werte haben mir jetzt aber keine Informationen geliefert, auf denen ich in irgendeiner Form aufbauen kann.
Löber: Ein Ziel war es ja auch, den Krankenstand zu reduzieren. Der ist allerdings nicht gesunken. Ich kann aber nicht sagen, inwieweit das einfach auch an der Grippewelle lag. Von Februar bis März war der Krankenstand insgesamt sehr hoch, was sich natürlich auch auf den Umsatz auswirkt. Was wir auf jeden Fall auch festgestellt haben: Die Projektleiter und Büro-Angestellten, die keine Vier-Tage-Woche hatten, konnten freitags sehr viel produktiver arbeiten, wenn es kein Tagesgeschäft mit den Baustellen gab.
Löber: Aufs Jahr gerechnet hatten wir in etwa die Einbußen, die wir vorher einkalkuliert hatten. Ich gehe aber davon aus, dass sich das mit der Zeit ausgleicht und sogar umkehrt. Für mich ist die Vier-Tage-Woche definitiv ein zukunftsorientiertes Projekt.
Löber: Zum Beispiel mit Blick auf die Firmen-Attraktivität. Bisher haben wir die Vier-Tage-Woche ja noch gar nicht beworben und trotzdem zwei bis drei sehr gute Bewerbungen hereinbekommen. Das sind sehr qualifizierte Leute, perfekt für uns. Und die kommen aktiv auf uns zu. Solche Mitarbeiter bringen Qualität und Produktivität – und das macht sich dann finanziell bemerkbar. Man sieht es nur eben noch nicht nach einem halben Jahr.
Löber: Für die nächsten drei Monate gehen wir zurück zur Fünf-Tage-Woche. Spätestens am 1. Februar wollen wir mit einem eigenen Arbeitszeitmodell loslegen. Mit der Mannschaft zusammen haben wir ein System kreiert, von dem wir denken, dass es für uns funktioniert. Wir brauchen jetzt noch ein wenig Zeit, um das Modell zu verfeinern.
Löber: Grundsätzlich arbeiten wir für die meisten Mitarbeiter mit der Vier-Tage-Woche. Im Gegenzug behalten wir von allen Betroffenen eine gewisse Anzahl an Urlaubstagen ein. Dann messen wir verschiedene Parameter wie Produktivität oder auch Qualität der Arbeit. Darüber haben alle die Möglichkeiten, die einbehaltenen Urlaubstage teilweise gewissermaßen zurückzuholen. Wenn wir merken, dass wir gewisse Parameter nicht erreichen, haben wir andererseits auch die Möglichkeit, zur Fünf-Tage-Woche zurückzugehen. Für uns ist wichtig, dass wir als Unternehmen flexibel bleiben.
Organisation der Arbeitsabläufe ist natürlich mit am wichtigsten. Was natürlich sein kann, das die besten Arbeiter zu Betrieben mit besseren Arbeitsbedingungen wechseln.
Aber praktisch nicht. Angst vor Konkurrenz haben aktuell die wenigsten Handwerker. Die Auftragslage ist sehr gut, auch bei Betrieben mit 4 Tage Woche und höheren Preisen. Der Kunde muss lange warten und ist froh, wenn überhaupt jemand kommt. Preise vergleichen da die wenigsten.