
Weniger Arbeit und dafür mehr vom Leben haben: ein Traum vieler Menschen. Die Vier-Tage-Woche soll diesen Traum zumindest ein Stück weit wahr werden lassen. Doch die Meinungen dazu gehen auseinander, wie zuletzt die Forderung der IG Metall nach einer Vier-Tage-Woche bei vollem Lohn gezeigt hat.
Indes gibt es in Mainfranken Varianten der Vier-Tage-Woche schon. Drei Beispiele zeigen, wie Firmen die Modelle umsetzen und wie die verkürzte Arbeitswoche bei den Beschäftigten und der Kundschaft ankommt.
1. Haustechnik Brückner in Erlenbach: Den freien Tag können Beschäftigte frei wählen

"Jeder Mitarbeiter kann sagen, welchen Tag er frei haben will": So skizziert Franz Brückner, der kaufmännische Leiter, das Arbeitszeitmodell der Brückner Haustechnik GmbH in Erlenbach (Lkr. Main-Spessart). Vier der zehn Beschäftigten haben eine Vier-Tage-Variante mit jeweils 34 Wochenstunden gewählt, der Lohn wird entsprechend reduziert. Die drei Lehrlinge bleiben bei dem Modell außen vor. Franz Brückner selbst hat immer montags frei, andere Beschäftigte an anderen Tagen.
Ihm sei wichtig, dass die Belegschaft mit der Arbeitszeit zufrieden sei, sagt der kaufmännische Leiter. Das hat er bei seinem Kundendienstleiter Max Winkelmeier offenbar erreicht: Er genieße die Flexibilität, sagt der 32-jährige Angestellte. "Meine Krankheitstage sind geringer geworden." Den freien Montag nutze er fürs Zusammensein mit seinen Kindern, für Erledigungen oder um "einfach mal Zeit für mich zu haben".
Attraktive Arbeitszeit gilt als Mittel gegen den Fachkräftemangel. Das zeigt auch das 2015 gegründete Erlenbacher Unternehmen: Er sei vor zwei Jahren hauptsächlich wegen des liberalen Modells bei Brückner eingestiegen, sagt Winkelmeier.
Auch in anderer Hinsicht hat der Haustechnik-Betrieb damit Erfolg: Gerade wurde er beim Wettbewerb "Erfolgreich. Familienfreundlich" im "Familienpakt Bayern", ausgerichtet unter anderem vom bayerischen Wirtschaftsministerium, ausgezeichnet.
Geschäftsführer Hannes Brückner sagt, trotz der unterschiedlichen Arbeitszeiten seiner Beschäftigten habe er bei der Organisation der Aufträge keine Probleme: Wer wann frei hat, "das kriegt der Kunde ja gar nicht mit". Und wenn zum Beispiel auf der Baustelle eine Arbeit auf einen anderen Tag verschoben werden müsse, gehe er offen damit um.
Die Kundschaft habe darauf immer mit Verständnis reagiert, sagt Hannes Brückner. Man müsse es nur "klar kommunizieren". Sein Bruder ergänzt: "Man muss sich eben damit anfreunden, dass manches vielleicht länger dauert."
Vier Tage bei vollem Lohn? Von dieser Idee der IG Metall hält Franz Brückner indes nichts. Das sei für kleine Betriebe nicht zu bezahlen, meint der kaufmännische Leiter. Am Ende müssten dies die Kundinnen und Kunden über steigende Preise tragen - und das sei "unfair".
2. Hannweber Flooring in Dettelbach: Ein Tag weniger und mehr Lohn

Franz Döring möchte die Vier-Tage-Woche in seiner Hannweber Flooring GmbH & Co. KG in Dettelbach (Lkr. Kitzingen) nicht missen. Seine Belegschaft sei damit "total zufrieden", sagt der Geschäftsführer. In dem auf Parkett- und Fußbodentechnik spezialisierten Betrieb nehmen zehn der 13 Beschäftigten eine Verkürzung der Wochenarbeitszeit von 40 auf 38 Stunden in Anspruch.
Der Freitag ist für sie frei, von montags bis donnerstags werden nun jeweils 9,5 Stunden gearbeitet –der Lohn bleibt unverändert. Er lege neuerdings sogar noch bis zu vier Prozent drauf, sagt Döring. Kürzere Arbeitszeit, mehr Lohn – das geht sogar über die bundesweit diskutierte Forderung der IG Metall hinaus, die für die Stahlindustrie eine Vier-Tage-Woche ohne Lohnkürzung durchsetzen will.
Dass die Hannweber-Monteure seit August 2022 nur von Montag bis Donnerstag auf den Baustellen sind, sei organisatorisch kein Problem, meint Döring. Er schicke die Arbeitspläne jeweils für die kommenden sechs bis acht Wochen digital auf die Mobiltelefone der Mitarbeiter. Dort lasse sich die Vier-Tage-Woche gut organisieren.
Auf den Baustellen sei die Koordination mit anderen Handwerksbetrieben ebenfalls kein Problem. Von der Kundschaft komme positive Resonanz. Und wenn es dann doch mal kritische Fragen gebe, hat der Hannweber-Geschäftsführer eine Standardantwort parat: "Wir schaffen jetzt eben in vier Tagen das, was wir vorher in fünf Tagen gemacht haben."
3. NSI-Technik in Acholshausen: Organisation klappt einwandfrei

Auch Michael Nöth ist mit der Vier-Tage-Woche in seinem Unternehmen NSI-Technik in Acholshausen (Lkr. Würzburg) zufrieden: "Wir kommen damit sehr gut zurecht." Drei seiner 16 Beschäftigten haben sich dafür entschieden, montags bis donnerstags statt von 7.30 bis 16.30 Uhr nun bis 18 Uhr zu arbeiten. Dafür ist der Freitag dann frei – bei unverändertem Lohn.
Organisatorisch seien die unterschiedlichen Arbeitszeiten innerhalb der Belegschaft kein Problem, sagt Nöth. Wer wie vorgesehen um 16.30 Uhr statt erst um 18 Uhr in den Feierabend gehe, komme in der Regel mit dem eigenen Auto zur Baustelle statt gemeinsam mit den Kollegen im Firmentransporter. "Man spricht sich halt ab."
"Die Kunden finden es gut", beschreibt Nöth die Resonanz auf die Vier-Tage-Woche, die sein vor allem auf Sanitär und Heizungen ausgerichteten Betrieb im März 2021 einführte. Dass seine Mitarbeiter mitunter zu unterschiedlichen Zeiten auf den Baustellen sind, habe sich nicht als Nachteil erwiesen: "Die Kunden wissen, worauf sie sich bei uns einlassen."
Mittlerweile würden auch andere Handwerksbetriebe bei NSI-Technik nachfragen, wie sich das Arbeitszeitmodell umsetzen lässt, sagt Nöth. Zufriedenheit in der Belegschaft sei für ihn das Wichtigste dabei. Das hat sich offenbar herumgesprochen: Ein Interessent habe sich deswegen bei ihm beworben. Er ist nun fester Mitarbeiter - auch wenn er dann doch nicht die Vier-Tage-Woche wählte.