
Seit Februar 2024 beteiligt sich die Sanierungsfirma "Rainbow International" aus Oberthulba (Lkr. Bad Kissingen) an einer Studie der Universität Münster zur Vier-Tage-Woche. Die Firma mit rund 35 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern testet seitdem das Arbeitszeitmodell.
Inhaber Heino Löber hat sich für das Modell "Reduzierte Arbeitszeit bei gleichem Lohn" entschieden. Das heißt für die 20 Mitarbeitenden, die sich an dem Test beteiligen, konkret: 36 statt 40 Stunden pro Woche arbeiten, das Einkommen bleibt, dafür gibt es zwei Urlaubstage weniger.
Vier Monaten Vier-Tage-Woche bei "Rainbow Sanierungen" sind um - bis August 2024 läuft das Projekt noch. Wie kommt das neue Arbeitszeitmodell bei den Beschäftigten an? Und wie wirkt es sich auf das Unternehmen aus? Firmenchef Heino Löber und drei Beschäftigte berichten.
1. Randolf Sell, 50, Schreiner: "Für mich gibt es eigentlich nichts Besseres"

"Ich bin komplett zufrieden. Ich arbeite in der Woche vier Stunden weniger für das gleiche Geld und habe mehr Freizeit. Die halbe Stunde, die ich an den vier Tagen jeweils länger arbeite, macht mich nicht kaputt. Für mich gibt es von daher eigentlich nichts Besseres.
Wenn wir die vier Stunden nicht von der Firma geschenkt bekommen würden, müsste ich aber schon überlegen. Dann würde ich statt 8,5 Stunden zehn Stunden am Tag arbeiten, da wäre ich schon kaputt, wenn ich abends nach Hause komme. Wenn ich für die verringerte Arbeitszeit auch weniger verdienen würde, wäre ich wahrscheinlich raus. Das könnte ich mir nicht leisten.
Die Variante, die wir hier im Unternehmen aktuell umsetzen, wäre für mich aber auf jeden Fall ein Grund, dort zu arbeiten. Wenn es nach mir geht, behalten wir die Vier-Tage-Woche bei. Man muss natürlich auch sehen, dass die Firma das Geld kostet. Bevor mein Job in Gefahr gerät, würde ich selbstverständlich zurück zur Fünf-Tage-Woche gehen."
2. Jana Löber, 27, Büroleiterin und Prokuristin: "Ich sehe den großen Kostenfaktor"

"Ich bin die negative Stimme im Unternehmen. Aus Mitarbeitersicht ist das Modell natürlich super. Ich habe aber eher die unternehmerische Sicht und ich sehe den großen Kostenfaktor. Wir schenken jedem Mitarbeiter pro Woche quasi vier Stunden. Wenn man das hochrechnet, muss man das erstmal aushalten können und es muss sich bezahlbar machen.
An vier Tagen können wir weniger Baustellen einplanen. Dementsprechend können weniger Rechnungen geschrieben werden. Ich muss auch sagen, dass wenige Leute von sich aus auf uns zukommen und nach Jobs fragen. Da hatte ich mir mehr erhofft, auch wenn wir mit dem Arbeitszeitmodell während der Testphase noch nicht aktiv werben.
Man muss natürlich auch sagen, dass man vielen Mitarbeitern anmerkt, dass sie zufriedener sind. Wenn die Zahlen im Nachhinein stimmen, spricht trotz allem auch nichts dagegen, bei der Vier-Tage-Woche zu bleiben. Aber wenn wir einen Einbruch haben sollten, würde ich sofort abbrechen."
3. David Preuß, 45, Maler: "Für mich persönlich sehe ich überhaupt keine Nachteile"

"Es ist optimal, dass wir uns als Arbeitnehmer unsere Zeit entsprechend einteilen können. Gerade familiär ist der Freitag sehr wertvoll. Die halbe Stunde, die ich am Tag länger arbeite, stecke ich locker weg. Und die drei Tage Erholung zum Ausgleich sind optimal. Für mich persönlich sehe ich überhaupt keine Nachteile an der Vier-Tage-Woche. Ich wäre natürlich dafür, den Versuch auszuweiten.
Klar ist aber, dass wir im Unternehmen die Luxus-Variante fahren. 100 Prozent der Arbeitszeit an vier Tagen unterzubekommen, würde ich versuchen, müsste aber sehen, wie diese Belastung ist. Würde ich weniger Geld bekommen, wäre das schwierig. Die Freizeit ist ja schön und gut, aber dafür braucht man auch ein entsprechendes Einkommen."
4. Heino Löber, 54, Inhaber: "Generell bin ich zufrieden, es gibt allerdings Stellschrauben"

"Generell bin ich zufrieden. Es gibt allerdings die eine oder andere Stellschraube, an der unbedingt noch gedreht werden muss. Was ich zum Beispiel völlig unterschätzt habe: Die vier Stunden, die wir vorher am Freitag gearbeitet haben, haben wir oft für kleinere Reparaturen genutzt. Das muss jetzt ins tägliche Geschäft mit eingeplant werden. Da tun wir uns noch schwer.
Von den Mitarbeitern sind inzwischen nahezu alle überzeugt. Die Leute nutzen den Freitag privat sehr intensiv, wie ich höre. Von Seiten der Kunden gab es bisher keine Beschwerden, dass wir freitags nicht arbeiten. Zumal es ja immer einen Notdienst gibt.
Wirtschaftlich hatten wir in einem Monat gewisse Einbußen, wobei das nicht an der Vier-Tage-Woche liegen muss. Das kommt vor und wir reden nur von einem Monat. Da muss man auf längere Zeiträume schauen. Zu 99 Prozent gehe ich davon aus, dass wir das Arbeitszeitmodell beibehalten. Aber ich will das nicht alleine entscheiden, das machen wir im Team. Wir werden das Modell jetzt für weitere drei Monate testen und dann eine Entscheidung treffen."