Das neue Klimaschutzkonzept des Landkreises wartet mit interessanten Fakten auf. Denn wer wüsste zum Beispiel auch nur entfernt zu beziffern, wie groß der Endenergieverbrauch im Landkreis Bad Kissingen ist? 2018 belief sich dieser, laut der genannten Expertise, auf 3175 Gigawattstunden (GwH) und stieg 2019 leicht auf 3214 GwH an (Plus von 1,2 Prozent). 2020 ging er wieder auf 2983 GwH zurück (Minus von 7,2 Prozent), was wohl auch der Corona-Pandemie geschuldet war, vermuten die Verfasser.
Und wer hat welchen Anteil an diesem Gesamtenergieverbrauch? Es ist der Verkehrssektor, der im Landkreis mit fast 51 Prozent den größten Anteil am Energieverbrauch hat, während die privaten Haushalte mit fast 24 Prozent den zweiten Platz einnehmen. Mit 17 Prozent rangiert die Industrie erst auf Platz drei, während Gewerbe, Handel und Dienstleistungen insgesamt knapp zehn Prozent der Energie verbrauchen.
Klimaschutzkonzept wurde 2020 beschlossen
Es sind spannende Zahlen, die im neuen Klimaschutzkonzept des Landkreises Bad Kissingen, das am 17. Juli im Kreistag beschlossen wurde, nachzulesen sind. Der Nachteil ist allerdings, dass es sich teilweise um Werte vergangener Jahre handelt, die inzwischen überholt sind. Aber irgendwo muss man mit solch umfangreichen Erhebungen anfangen. Es sind aber freilich auch aktuelle Erkenntnisse mit eingeflossen.
Das Klimaschutzkonzept wurde ja schließlich im Dezember 2020, also während der Pandemie, im Kreistag beschlossen. Klimamanager Alexander Zink trat im März 2022 seine neue Tätigkeit im Landratsamt an. Das Konzept wird künftig fortgeschrieben, so dass die Zahlen aktualisiert werden.
Landkreis soll bis 2040 klimaneutral sein
Der Landkreis will mit dieser umfassenden Aufstellung Entscheidungsgrundlagen und Planungshilfen für künftige Klimaschutz-Aktivitäten und Maßnahmen zur Anpassung an den Klimawandel aufzeigen – und zwar kurz- (bis drei Jahre), mittel- (drei bis sieben Jahre) und langfristig (mehr als sieben Jahre), hieß es im Kreistag am Montag.
Zum einen geht es darum, die Landkreis-Verwaltung klimaneutral zu machen, zum andern auch die Städte und Gemeinden für dieses Ziel zu begeistern – und unterwegs die Bürgerinnen und Bürger mitzunehmen. Dabei orientiert man sich an den Zielen von Bund und Freistaat. Demnach soll der Landkreis bis 2040 klimaneutral sein, die Kreisverwaltung teilweise schon 2028.
Potenziale für die Zukunft ausloten
Die Expertise, die vom Landkreis in Zusammenarbeit mit der Energieagantur Unterfranken (Würzburg) erstellt wurde, umfasst 160 Seiten. Nach der Bestandsaufnahme zum Thema Energieverbrauch und zu Erneuerbaren Energien im Landkreis werden in diesem Konzept die Potenziale der Energie-Einsparung, beziehungsweise des Ausbaus regenerativer Energien für die Zukunft ausgelotet.
Was unter anderem aus den Grafiken ersichtlich ist: Der Stromverbrauch wird auch im Landkreis steigen, unter anderem weil immer mehr Wärmepumpen angeschlossen werden und die E-Autos zunehmen werden. Laut Energieagentur wird sich der Stromverbrauch sogar verdoppeln.
Eine gute Nachricht ist, wie zu hören war, dass der Landkreis bereits einige Fortschritte bei der Nutzung Erneuerbarer Energien zur Stromerzeugung gemacht hat und das Ausbau-Potenzial für Windkraftanlagen und Photovoltaikanlagen hier auf dem Land relativ hoch ist. Beispiel Windkraft: Aktuell stehen im Landkreis 45 Windkraftanlagen zur Stromerzeugung zur Verfügung. Der Strom fließt aktuell allerdings meist aus dem Landkreis ab, was in der Studie nicht explizit erwähnt ist.
Laut Energieagentur müssten insgesamt 990 Gigawattstunden Strom aus der Windkraft einfließen, um, zusammen mit anderen regenerativen Energieträgern, die angestrebte Klimaneutralität zu erreichen. Das würde bedeuten, dass im Landkreis weitere 36 Windkraftanlagen errichtet werden müssten, heißt es in dem Konzept weiter.
Konzept mit langem Maßnahmenkatalog
Das Konzept enthält zudem einen umfangreichen Maßnahmenkatalog. Da geht es zum Beispiel unter "Übergeordnete Maßnahmen" um den Klima-Check von Ratsbeschlüssen und einen Klimaschutzkoordinator für Kommunen. Für private Haushalte könnte man beispielsweise Energiesparkampagnen fördern und bewerben, heißt es weiter.
Der Landkreis soll unter anderem seine Mitarbeiterschaft zum Thema Klimaschutz schulen und überlegen, ein Energiesparbonusprogramm für seine elf Schulen vorzuhalten, schlagen die Verfasser des Konzepts vor. Was die Mobilität im Allgemeinen angeht, könnte man unter anderem ein landkreisweites Car-Sharing-Angebot auf die Beine stellen und eine Richtlinie zu klimaschonenden Dienstreisen und Fortbildungen herausgeben.
Was Erneuerbare Energien angeht, wird beispielsweise propagiert, die Beteiligung von Bürgerinnen und Bürgern bei Energieprojekten zu unterstützen, die Bemühungen um das angestrebte Regionalwerk weiter voranzutreiben und einen Kriterienkatalog für den Ausbau von Photovoltaikanlagen in der freien Fläche zu erarbeiten.