
Der Empfehlungsbeschluss des Kreisausschusses an den Kreistag war einstimmig: Der Landkreis braucht eine Jugendsuchtberatung und eine Jugenddrogenberatung und wird im kommenden Haushaltsjahr 2024 dafür zwei Stellen finanzieren.
Im Vorfeld hatte sich, wie es hieß, der Arbeitskreis Prävention mit diesem Thema beschäftigt. Zitiert wurden am Montag unter anderem auch Fakten aus einem Bericht zum Drogenkonsum Jugendlicher in der Bundesrepublik Deutschland aus dem Jahr 2019.
Konsum illegaler Drogen unter Jugendlichen verbreitet
Dort finden sich unter anderem Zahlen zum Konsum legaler Drogen (Alkohol, Wasserpfeifen, E-Zigaretten, Tabakerhitzer, Zigaretten) sowie illegaler Drogen (Cannabis, Heroin, Kokain, Ecstasy, Crystal Meth, Amphetamine, Crack und LSD). Der Studie zufolge ist der Konsum von Alkohol und Tabak bei Jugendlichen zwar deutlich zurückgegangen.
Junge Leute im Alter zwischen zwölf und 17 Jahren würden aber bereits zu illegalen Drogen greifen, heißt es dort weiter. Wobei Cannabis in dieser Altersgruppe mit Abstand am häufigsten konsumiert werde. Dieser Bericht der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung zeige, dass 2019 insgesamt 10,6 Prozent der Jugendlichen dieser Altersgruppe in ihrem Leben mindestens einmal eine illegale Droge konsumierten.
Verantwortliche in Jugendarbeit, Beratungsstellen und bei KIDRO sehen Bedarf
Bei einem Treffen hatten sich Christian Fenn (KIDRO), Miriam Nusser und Judith Hack (beide Caritas) sowie Rainer Müller (Gesundheitsamt) zu diesem Thema ausgetauscht. Klar sei dabei geworden, dass es in den vergangenen Jahren einen zunehmenden Beratungsbedarf für Kinder und Jugendliche wegen süchtigem oder suchtgefährdetem Verhalten gibt, hieß es in der Sitzung am Montag.
Zum einen geht es dabei um Kinder und Jugendliche, die bereits ein Problembewusstsein für ihre Sucht haben und eine Bereitschaft mitbringen, selbstmotiviert zur Beratung zu gehen oder motiviert durch andere bei der Beratungsstelle zu erscheinen (Komm-Struktur).

Ein bedarfsgerechtes Beratungsangebot für Kinder ab zwölf Jahren und für Jugendliche sei nicht vorhanden, da die bestehenden Beratungsstellen für Volljährige gedacht sind. Die Gesprächspartner hielten zudem fest, dass zu einer Sucht nicht nur der Konsum von legalen oder illegalen Drogen führen kann, sondern auch ein übermäßiger Medienkonsum, der meist zu Hause in den eigenen vier Wänden stattfinde und daher nicht messbar sei.
Streetwork für Jugendliche im Gespräch
Verantwortliche von Schulamt, Polizei, Kommunaler Jugendarbeit, Allgemeinem Sozialen Dienst und Jugendgerichtshilfe hätten den bestehenden Bedarf bestätigt, hieß es in der Sitzung. KIDRO und Caritas legten ein gemeinsames Konzept vor, das offenbar intern bereits diskutiert und für gut befunden worden war.
Zum andere gibt es aber auch die Kinder und Jugendlichen, denen ihre Sucht noch nicht klar ist und die deswegen nicht nach Unterstützung fragen. Hier soll die Streetwork-Arbeit ansetzen, hieß es in der Sitzung. Beiden Personengruppen soll nun mit den neuen Beratungsmöglichkeiten Rechnung getragen werden.
Pilotprojekt für drei Jahre starten
Geplant sind zwei Vollzeitstellen, von denen eine bei Kreiscaritasverband Bad Kissingen angesiedelt wird und eine beim Verein KIDRO Niedrigschwellige Drogenhilfe. Das Projekt soll zunächst über eine Pilotphase von drei Jahren laufen. Jährlich will man evaluieren, wie die Beratungsarbeit mit den Kindern und Jugendlichen läuft.
Die Kosten für die Jugendsuchtberatung, die bei der Caritas angesiedelt werden soll, belaufen sich auf jährlich 84.000 Euro, so der Ansatz im Kreisausschuss. Die Kosten für die Jugenddrogenberatung, die bei KIDRO liegen wird, werden laut Angebot bei maximal 75.000 Euro liegen.
Die gute Nachricht für den Landkreis: Laut Sitzungsunterlage stellte sich, nach Rücksprache des Landkreises mit dem Bayerischen Staatsministerium für Familie, Arbeit und Soziales, heraus, dass Landkreise eine Förderung der Kosten von bis zu einer Vollzeitkraft erhalten können.