zurück
BAD BRÜCKENAU
„Versau nicht dein Leben“
Der Film ein Bildschirmschoner, das Lied ein Ohrwurm und die Darsteller Superstars. „Versau nicht dein Leben und hör endlich auf“, der Beitrag der 8a des Jack-Steinberger-Gymnasiums in Bad Kissingen zum Thema Suchtprävention hat es beim L.U.T.SCH.-Wettbewerb aufs Siegerpodest geschafft.
Von unserem Redaktionsmitglied Melanie Walter
 |  aktualisiert: 10.05.2007 18:11 Uhr

Kurz nach 20 Uhr am Mittwochabend in der Georgi-Kurhalle in Bad Brückenau: Schrill und ohrenbetäubend kreischen die Schüler, als Christian Fenn, Streetworker der Kissinger Drogenhilfe, den Sieger des Wettbewerbs verkündet. Die Achtklässler fallen sich in die Arme, jubeln, dem Publikum – Schüler, Eltern und Lehrer – läuft es eiskalt über den Rücken.

Die Jurybegründung zu dem Beitrag über Alkoholsucht beginnt mit einem zweifelhaften Kompliment: Im Film passiere nicht viel, die Erzählweise der Geschichte – junger Mann wird von Freundin verlassen, verliert Kontrolle über sein Leben, beginnt zu trinken und hat einen Unfall – erinnere an einen Bildschirmschoner, sagt Fenn.

Trotzdem vermittelt der Film die wesentliche Botschaft des Wettbewerbs, mittels des Liedtextes. Mit Alkohol gelingt die Verarbeitung von Problemen nicht, Sucht unterdrückt Gefühle, provoziert aber neue, negative. Und: „Die Jury hat jetzt einen Ohrwurm“, gesteht Fenn.

Landrat Bold: „Fantastisch“

Von Jugendlichen für Jugendliche, das ist wesentlich an dem Wettbewerb, den der Arbeitskreis Prävention (AK) im Landkreis Bad Kissingen seit drei Jahren veranstaltet. Bei den Aktionen von Erwachsenen wusste man nie, ob sie bei der Zielgruppe ankommen, sagt Rainer Müller vom Gesundheitsamt.

Die achten Klassen sämtlicher Schulen im Kreis können sich mit dem Thema Sucht und wie man ihr am besten gar nicht erst verfällt, beschäftigen. Collagen, Präsentationen, Filme – das Medium wählen die Teenager selbst. „Jedes Jahr machen mehr mit“, sagt Kreisjugendpflegerin Melanie Schäfer. Zwölf Klassen waren es in diesem Jahr, das sind 279 Schüler. „Ich finde die Beiträge fantastisch“, sagt Landrat Thomas Bold. Er ist jedes Jahr wieder der Schirmherr der Aktion von Landratsamt, Kommunaler Jugendarbeit, Polizei, Kidro, Schulen und Caritas.

Dass der Wettbewerb so einschlägt und auf große Resonanz stößt, bestätigt die Linie des AK Prävention. Frühzeitig, kontinuierlich und sinnvoll, das sind die Kriterien, die Projekte im Bereich Suchtprävention erfüllen müssen, sagt Müller. Alkohol und Rauchen sind die Renner bei L.U.T.SCH., doch auch Chatten und Surfen werden inzwischen als Süchte begriffen und thematisiert.

Ein Erfolg ist auch der Name: „L.U.T.SCH. ist bei den Teenagern im Kreis inzwischen ein fester Begriff“, so Schäfer. Es steht für „Legal und trotzdem sch . . .“. Das „sch . . .“ bringt die Jugendlichen zum Diskutieren, sagt Schäfer. Heißt es schön, schädlich, schrecklich, schade? Es steht für „scheiße“. Alkohol, Zigaretten, Computer, Gruppenzwang – alles legal. Aber ist es auch gut? Fränkisch-derb hat die 8b des Kissinger Gymnasiums Plakate entworfen: Mit den Slogans „Tscheddn, Glozzn, Saufn – Des bewechd ned“ wirbt sie für die Mitgliedschaft in Sportvereinen. „Ohnsorg-Theater“ fällt der Jury ein zum Film der 8b der Hauptschule Bad Brückenau. Der Film amüsiert durch die Situationskomik, vergisst aber nicht die Ernsthaftigkeit: Sucht führt zu Aggression, Ungeduld, Einsamkeit und zu Armut.

Kick fürs Leben

Zweiter bei L.U.T.SCH. sind die Achtklässler der Volksschule Oerlenbach, die sich mit der Zigarettensucht beschäftigen, Dritter die 8a des Franz-Miltenberger-Gymnasiums in Bad Brückenau. Ihr Thema: Alkohol in der Clique. Auch die Gewinne sollen berauschen, aber auf andere Art als der Suff oder die volle Dröhnung mit Zigaretten: Klettern im Hochseilgarten, mit der Wasserschutzpolizei auf dem Main fahren, Klettern in der Kletterhalle in Oberwerrn. „Das ist ein echter Kick fürs Leben“, sagt Rainer Müller.

Die L.U.T.SCH.-Gewinner 2007: Erster ist die 8a des Jack-Steinberger-Gymnasiums Bad Kissingen (Mitte), Zweiter die achte Klasse der Volksschule Oerlenbach (rechts), Dritter die 8a des Franz-Miltenberger-Gymnasiums. Sie überzeugten die Jury mit Präsentationen, Videoclips und Collagen zum Thema Suchtprävention.       -  Die L.U.T.SCH.-Gewinner 2007: Erster ist die 8a des Jack-Steinberger-Gymnasiums Bad Kissingen (Mitte), Zweiter die achte Klasse der Volksschule Oerlenbach (rechts), Dritter die 8a des Franz-Miltenberger-Gymnasiums. Sie überzeugten die Jury mit Präsentationen, Videoclips und Collagen zum Thema Suchtprävention.
Foto: mwalter | Die L.U.T.SCH.-Gewinner 2007: Erster ist die 8a des Jack-Steinberger-Gymnasiums Bad Kissingen (Mitte), Zweiter die achte Klasse der Volksschule Oerlenbach (rechts), Dritter die 8a des Franz-Miltenberger-Gymnasiums.
 
Themen & Autoren / Autorinnen
Lädt

Damit Sie Schlagwörter zu "Meine Themen" hinzufügen können, müssen Sie sich anmelden.

Anmelden Jetzt registrieren

Das folgende Schlagwort zu „Meine Themen“ hinzufügen:

Sie haben bereits von 50 Themen gewählt

bearbeiten

Sie folgen diesem Thema bereits.

entfernen
Kommentare
Aktuellste
Älteste
Top