Landauf, landab bestimmt aktuell das Hochwasser die Schlagzeilen. Glimpflicher als in Niedersachsen scheint das Saaletal davonzukommen. So stabilisierten sich zum Beispiel der Pegel am Regentenbau in Bad Kissingen am Donnerstag, 4. Januar. Aufatmen hört man auch unter den Anliegern und Anliegerinnen flussabwärts. Dies zeigt ein Ausflug dieser Redaktion an die Saale zwischen Euerdorf und Diebach. "Wir haben noch keine großen Probleme", so Bürgermeister Peter Bergel auf Nachfrage. Man sei glimpflich davongekommen. Dennoch blickt Bergel mit etwas Sorgen auf das kommende Wochenende. "Es kann noch was kommen", prognostiziert er für den Fall, dass es in der Rhön weiterregnet.
Der Sulzbach staut sich zurück
Brauchen tut das in Euerdorf niemand. Denn Anspannung gibt es seit Jahresbeginn so schon genug. Große Sorgen bereitete neben dem Anschwellen der Saale gleichzeitig der Sulzbach, der durch den Ort fließt. "An den Einläufen ist der Wasserstand massiv gestiegen", beschreibt Bergel die Lage. Weil das Nebengewässer bei hoher Saale nicht abfließen kann, drohe ein Rückstau. Dann bestehe die Gefahr, dass es im Bereich der Ringstraße Kanaldeckel herausdrückt. Immerhin hätten die Anwohner hier keine gefährdeten Keller. "Wir haben uns vorbereitet, um Anwohnern beim Füllen von Sandsäcken zu helfen". Man beobachte die Situation auch ständig mit der Feuerwehr. Gesperrt seien bereits die Wege entlang des Saalestrandes.
Aktuell gebe es Hoffnung, dass das Wasser nicht weiter steigt. Beim Jahrhunderthochwasser 2003 hätten die Fluten sogar das Kaufhaus Mützel erreicht.
"Wir sind bisher mit einem blauen Auge davon gekommen", bilanziert Bürgermeister Johannes Krumm (Elfershausen) am Donnerstagvormittag, 4. Januar, die Entwicklung für seinen Ort. Beeinträchtigungen gab es im Bereich der Mühlen in Elfershausen, Langendorf und Trimberg, wo jeweils die Höfe unter Wasser standen.
Katastrophenschutzboote in die Stadtteile verliehen
Auch Hammelburg blieb bisher von Feuerwehreinsätzen verschont. Dies führt Michael Ohmert als Kommandant der örtlichen Wehr auf die erhöhte Lage der Kernstadt zurück. Abgesperrt ist lediglich der überspülte Wohnmobilstellplatz. Angesichts der Hochwassermeldungen seien bereits vor Weihnachtgen zwei der drei Katastrophenschutzboote in die Stadteile Westheim und Diebach ausgeliehen worden. Eins liegt in Hammelburg in Bereitschaft.
Im Einsatz waren alle drei Boote bei dem Hochwasser zum Jahreswechsel noch nicht. "Im Moment ist die Lage in Westheim noch sehr entspannt", sagt Kommandant Christian Hartmann von der Stadtteilwehr auf Nachfrage. Am Donnerstagvormittag habe man bei einem Rundgang die Erkenntnis gewonnen, dass der Pegel im Ort nicht steigt. An Sandsäcken habe es kaum Bedarf gegeben. Präventiv habe man lediglich zehn auf eine Nachfrage hin abgegeben.
Anwohner haben mit Pumpen vorgesorgt
Relative Gelassenheit herrscht auch, weil die Westheimer seit Jahren auf Hochwasser eingestellt sind. Vereinzelt hätten jene tiefergelegene Häuser, bei einer Meldestufe von knapp unter vier, Wasser im Keller, weil dann das Grundwasser hineindrückt. Viele mit diesem Problem hätten sich inzwischen mit eigenen Pumpen vorgesorgt.
"Wir harren der Dinge", sieht Hartmann die Westheimer gerüstet. Weil viele seiner Leute Urlaub haben, wäre die Feuerwehr im Ernstfall schnell einsatzbereit. Kurzfristig seien 20 Kräfte startklar. "Wenn sich die Lage verschärft, bekommen wir bis zu 40 Leute zusammen." Erfahrungsgemäß könne man auch auf die Bevölkerung zählen, sagt Hartmann auch mit Blick auf Landwirte, die mit ihren Traktoren unterstützen.
Auch Hammelburgs Bürgermeister Armin Warmuth sah am Donnerstagmittag als Bewohner des Stadtteils Diebach die Lage relativ stabil. Meldestufe vier sei ein Status, mit dem die betroffenen Anwohner gut umgehen könnten. Da stand das Wasser schon in der Josef-Bott-Straße bis zur ehemaligen Werkstatt Hochgruber. Auch dort seien in den Kellern Pumpen im Einsatz, beziehungsweise schon dafür vorbereitet.
Klingenbach ist angeschwollen
Im Blick haben die Diebacher mit der Saale auch den Pegel des Klingenbaches, der aus Richtung Windheim durch das Dorf fließt. Der schwillt im Ernstfall bei Wolkenbrüchen ziemlich schnell an. "Der war schon am Montag ziemlich voll", berichtet Warmuth.
Relativ gelassen zeigte sich angesichts der Entwicklung auch der Diebacher Feuerwehrkommandant Dominik Ebert. "Die Anwohner wissen, was auf sie zukommen kann und haben auch keine Angst", beschreibt er die Lage in den betroffenen Bereich. Da sei man nicht überrascht, wenn mal Wasser in der Garage oder im Keller steht.
Im Sommer hunderte Sandsäcke befüllt
"Nichtdestotrotz beobachten wir die Pegel und haben uns vorbereitet", sagt er mit Blick auf das bereitgestellte Katastrophenschutzboot. Zudem hätten im Sommer etwa 20 Freiwillige einen Nachmittag lang etwa 300 bis 400 Sandsäcke befüllt, die jetzt parat liegen.
Gradmesser für die Entwicklung ist jeweils der Pegel im Luitpoldpark. Dessen Verlauf komme in Diebach mit zwölfstündiger Verspätung an. Demnach sollte sich der Höchststand am Donnerstagnachmittag eingependelt haben. Falls es die Tage schlimmer kommen sollte, verfüge man über 60 bis 70 Aktive, die allerdings berufsbedingt nicht immer alle zur Verfügung stehen können. Dennoch: "Wir sind eine gut eingespielte Truppe", sieht Ebert den Ort für alle Eventualitäten gut gerüstet.