Hunderte von Militärs aus dem gesamten Bundesgebiet und befreundeter Nationen kamen zum 26. Tag der Infanterie an die Infanterieschule, um sich unter dem Eindruck des Ukraine-Krieges ein Bild vom Leistungsstand der Infanterie zu machen, Erfahrungen auszutauschen und Kameradschaft zu pflegen.
Für Kopfschütteln sorgte bei den Soldaten, dass ein markanter Programmpunkt ausfiel. Geplant war, über dem Truppenübungsplatz von der Luftwaffe Lasten abzuwerfen, um zu zeigen, wie das über Gaza funktioniert.
Noch Monate bis zur Genehmigung?
Doch die Präsentation scheiterte an der deutschen Bürokratie. Weil diese Lasten nach deutschen Recht noch nicht zertifiziert sind, gab es keine Genehmigung dafür, informierte Brigadegeneral Michael Matz. In Gaza habe das Verfahren bereits Not gelindert, in Deutschland werde die Bürokratie wohl Wochen oder Monate brauchen, bis es zugelassen werde, äußerte der General im Gespräch mit dieser Redaktion.
Immerhin konnten sich die Gäste mit der SPD-Wehrbeauftragten Eva Högl an Informationsständen im Übungsdorf Bonnland davon überzeugen, mit welchem Einfallsreichtum und Improvisationstalent Soldaten der Lufttransportschule Altenstadt Entwicklungsarbeit zur Abpolsterung von Frachten leisten.
Eine Herausforderung ist es nämlich offenbar, dass diese nach dem Abwurf mittels Fallschirmen möglichst unbeschädigt auf den Boden krachen. Der Gaza-Einsatz ist auch in Hammelburg Thema, weil die Lufttransportschule der Infanterieschule unterstellt ist.
Dass die geplante Vorführung ins Wasser fiel, nahm Eva Högel im Gespräch mit dieser Redaktion zum Anlass, ihre Forderung nach einem Bürokratieabbau auf allen Ebenen in Deutschland zu bekräftigen. "Wir müssen schauen, ob das alles noch der Lage angemessen ist", sagte sie mit Blick auf die vieldiskutierte Kriegstüchtigkeit. "Ich wäre dafür, Vorschriften zu überarbeiten und manchmal auch nicht anzuwenden", forderte Högl in diesem Zusammenhang.
Bei ihrem Festvortrag vor rund 400 Soldatinnen und Soldaten ging sie auf die ernste Lage für Demokratie und Wohlstand weltweit ein, bezog ihre Sorgen dabei aber auch auf Populisten und "Putin-Versteher" im Inland. "Wir müssen zusammen stehen", sagte sie zu den Soldatinnen und Soldaten. Ausdrücklich würdigte sie die Exzellenz an der Infanterieschule und ihren Beitrag dazu, das Kommando Spezialkräfte wieder auf einen guten Weg zu bringen.
Die Bundeswehr sei in vielen Bereichen noch nicht einsatzbereit, "aber bei der Infanterie ist weitgehend alles parat", konstatierte Högl bei ihrem dritten Besuch in Hammelburg. "Materialklagen höre ich aus anderen Truppenteilen deutlich lauter", sagte Högl.
Stark zu spüren sei in Hammelburg inzwischen der Modernisierungsschub bei Ausrüstung und Unterbringung, sagte sie mit Blick auf das jüngste Richtfest bei 550 Soldatenunterkünften im Hotelstandard in der Saaleck-Kaserne . Die bayerische Staatsregierung nehme ihre Verantwortung im Rahmen der Bauverwaltung ernst. Das sei längst nicht in allen Bundesländern so.
Was die Nachwuchsgewinnung angeht, sprach sie sich dafür aus, den Einheiten vor Ort mehr Möglichkeiten zu geben. Angesichts des hohen Auslastungsgrads in der Truppe appellierte sie bei aller Leistungsbereitschaft an alle, auch mal Aufträge abzulehnen. "Es geht nicht grenzenlos so weiter", sagte sie zum stetig wachsenden Arbeitsumfang.
Landesverteidigung breiter aufstellen
Ausdrücklich plädierte Högl dafür die Landesverteidigung mit einer "Wehrpflicht 2.0" ohne Grundgesetzänderung unter einer gewissen Freiwilligkeit nach schwedischem Vorbild gesellschaftlich wieder breiter aufzustellen.
In vielen kleinen Runden kam Högl mit den Soldaten und Soldatinnen unkompliziert ins Gespräch. Den Rahmen dazu bot unter anderem die Ausstellung in Bonnland, bei der auch das Kommando Spezialkräfte (KSK) sowie die Gebirgs- und Winterkampfschule ihre Ausrüstung zeigten.
Ständig gibt es auf Drängen jedweden Klientels diverser politischer Ausrichtungen neue Gesetze, zu jedem Verordnungen und wieder dazu Ausführungsverordnungen ets pp.
Doch weshalb ist das so?
In der Hauptsache weil wir, die mündigen Bürger, die anderer Rechtsauffasung sind, sofort gegen getroffene Maßnahmen Einspruch einlegen und das bis zur Klage bringen.
Und wehe dem Beamten, der da irgendetwas nicht beachtet hatte.
Deshalb wird die "Bürokratie"uns immer begleiten und ich fürchte, sie wird noch zunehmen.
Ausweg? Kenne ich keinen
Warum nicht, Herr Dünnebier?