Im Rahmen der bundesweiten 72-Stunden-Aktion des Bundes der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ) und seiner Verbände legten sich auch rund 20 Ministrantinnen und Ministranten aus Hammelburg und Obererthal ins Zeug. Sie pflanzten im Pfarrzentrum Hammelburg Setzlinge für ein innerstädtisches Wäldchen an ungewohnter Stelle.
Rund 400 Baumsetzlinge brachten sie anfänglich bei Kälte von um die sechs Grad mit klammen Fingern auf einer Fläche von 200 Quadratmetern in den Boden des Gartens am Pfarrzentrum ein. Ziel ist es, das innerstädtische Klima durch Ebereschen, Traubeneichen, Winterlinden, Esskastanien und Hainbuchen zu verbessern und ein Biotop anzulegen, in dem sich Insekten sowie Vögel und Kleintiere wie Eichhörnchen wohlfühlen sollen. Das Wäldchen soll sich jetzt selbst entwickeln.
In Japan weit verbreitet
In Japan sei das Konzept der sogenannten Tiny-Wälder seit den 1970er-Jahren stark verbreitet. Wenn dort durch Abbruch Baulücken frei werden, bepflanzt man sie häufig. Die Wäldchen spenden Schatten, speichern Wasser und filtern Feinstaub. "Das setzt sich auch in Deutschland immer mehr durch", weiß Hausmeister Michael Brendan.
Ziel sei, Grün zu ersetzen, das 2023 der Errichtung des Heizhauses für die Hackschnitzelheizung weichen musste. "Das wird jetzt ein lauschiges Plätzchen", blickt Brendan voraus. Er sei gespannt, wie viele der Bäume angehen und was sich dort ansiedelt.
Ergänzend brachten die Aktivisten an der Fassade des Gebäudes etwa 20 Insektenhotels an, die ebenfalls innerhalb der 72 Stunden gefertigt wurden. Darin finden Wildbienen und Käfer Wetterschutz und Brutmöglichkeiten.
Idee von der hessischen Landesgartenschau
"Mitgebracht haben wir die Idee zu dem Projekt von der Landesgartenschau in Fulda 2023", blickt Michael Brendan zurück. Der Gedanke kleiner Stadtwälder zur Verbesserung des Klimas in zunehmend aufgeheizten Städten stammt ursprünglich aus Japan, so der Hausmeister des Pfarrzentrums. Fachlich geleitet habe er die Maßnahme mit seiner Co-Hausmeisterin Maria Brand, die Gesamtverantwortung hatte, und Pastoralreferentin Karolin Proksch. Ziel der Aktion in Hammelburg sei es auch, Stadtwäldchen populärer zu machen und andere dafür zu begeistern.
Angetan zeigte sich das Leitungsteam gegenüber der Redaktion vom guten Geist in der jungen Truppe. "Da gab es kein Jammern und kein Klagen, niemand hat geschwächelt", beschreibt Brendan den gezeigten Elan. Ein Höhepunkt sei der Besuch von Bischof Franz Jung am Samstagnachmittag gewesen, wo es von den Gästen viel Anerkennung gab. Wie Bürgermeister Armin Warmuth griff dabei auch Oberhirte Jung beim Montieren kurz zum Akkuschrauber, um symbolisch das letzte Insektenhotel zu schließen. "Das hat die Kinder sehr gefreut", berichtet Brendan.
Für viel Gesprächsstoff sorgte das Projekt auch beim Besuchernachmittag: Die Teilnehmer mit Pfarrer Thomas Eschenbacher präsentierten die Arbeiten. Rund 100 Gäste, darunter viele Eltern und Großeltern, zeigten Interesse. Zu den Projektkosten von 2000 Euro gingen 1000 Euro an Spenden ein. Weitere finanzielle Unterstützung sei willkommen, so Brendan.
"Das ist eine runde Sache", bilanziert er. Die Jugendlichen hätten auch gleich gefragt, was als Nächstes ansteht. Bundesweit wurden bei der 72-Stunden-Aktion in ganz Deutschland Projekte umgesetzt, die die "Welt ein Stückchen besser machen". Die Projekte griffen politische und gesellschaftliche Themen auf, sind lebensweltorientiert und geben dem Glauben "Hand und Fuß", heißt es von den Verantwortlichen. Im Bistum Würzburg setzten über 2000 Kinder und Jugendliche in 80 Gruppen Projekte um.